Pure cineastische Epik

Das Jahr 2020 ist erst zwei Monate alt, aber bereits jetzt sind einige sehr gute Releases erschienen. Lange schon habe ich dem neuen Album A new Dawn der aus Russland stammenden Post-Atmospheric-Black-Metal-Übermacht Skyforest entgegengefiebert. Die beiden Mitglieder B.M. (Everything, er spielt nebenbei auch bei A Light in the Dark) und Michael Rumple (Vocals, er ist auch tätig in den Bands Forefather und Carona Mortis) veröffentlichen A new Dawn über das Label Northern Silence Productions, dass bekannt ist für sein sehr gutes Bandrooster im Bereich Depressive / Atmospheric Black Metal. Da ich die beiden Vorgänger ihrerzeit fast totgehört habe (haha) waren meine Erwartungen sehr hoch. Folgend meine Höreindrücke in Worte gefasst für Euch!

Ein wirklich gutes Album ist erst dann perfekt, wenn Artwork, Produktion (muss nicht immer auf 256 Spuren sein, manchmal tut es auch ein wenig Räudigkeit) und das Wichtigste, die Atmosphäre im Zusammenspiel, den Hörer mir auf Reisen nehmen. Im vorliegenden Fall von A new Dawn erzeugt alleine schon das Cover ein Gefühl unendlicher Weite, tiefer Gedankenversunkenheit und träumerischen Wandelns. Der Eröffnungstrack „Along the Waves“ hat mich sogleich in seinen Bann gezogen. Es gibt wirklich kaum Vergleichbares im Atmospheric-Black-Metal-Sektor. Ich höre ganz viel Alcest im Gesang und hie und da die göttlichen Agalloch. Die akustische Einleitung geht direkt in einen gänsehauterzeugenden Uptempo-Part über. Die groovigen, harten, für Post Black Metal fast schon üblich klar produzierten Midtempo-Teile inklusive Klargesang verschmelzen zu einem Ganzen, dass es ganzer gar nicht mehr geht. Mit „The night is no more“ befindet sich auch ein waschechter Song auf dem Album, der sogar einen kleinen Ausflug in Post-Rock-Gefilde unternimmt. Herrlich triste dunkle Melodien im Zusammenspiel mit Shoegaze und schwurbelnden Gitarren. Ein Freund von mir würde sagen „Ein ewiger Song“! „Heart of the forst“ und „Rebirth“ führen den eingeschlagenen Weg konsequent herrlich und ohne Rücksicht auf Verluste fort. Die markante Melodie der Gitarren ist besonders in „Rebirth“ hervorzuheben. Diese Mischung aus Empyrium ähnlicher Stimmung mit kratzig rohem Black Metal ist suchtfördernd. .Es passiert mir wirklich selten, mich in einem Song zu verlieren, aber so geschehen bei „Wanderer“. Wie eine Geschichte, die erzählt wird, entwickelt sich die Musik und wird progressiver und ein wenig vertrackter. Ständig ist man gebannt und hört den Veränderungen im Song zu. Wahrhaftig ein Meisterwerk! Der Höhepunkt des Albums folgt aber am Ende. „Scattered ashes“ klingt, als wäre es für Skyforest ein leichtes, sich einen Alcestschen Hammersong aus den Instumenten zu leiern. Perfektion pur sowohl im gesangstechnischen wie auch instrumentalen.

Fazit: Ich bin einfach nur geplättet und echt positiv überwältigt. Wie in Odins Namen hat es die Band geschafft, sich noch einmal zu steigern? Das beste Album 2020 bisher, da ist nicht dran zu rütteln. Genau die richtige Produktion für die richtige Atmosphäre, das zeugt von Perfektionismus. Ein Album, das von der ersten Sekunde an fesselt und erst mit der letzten Sekunde aufhört. Kein einziger Füller, sondern durchgehender Hörgenuss. Besonders möchte ich den Silberling den Leuten ans Herz legen, die eh schon Alcest und die üblichen Post-Black-Metal-Konsorten zu ihren Faves zählen, aber auch denen, die einfach neugierig sind. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Veröffentlichung von Skyforest.

Skyforest: A new Dawn
Northern Silence Productions, Vö. 20.02.2020
(Digipack Ltd. 1000 Stück)
13,99 € Bandcamp

Band: https://skyforest.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/Skyforest.Official 

Tracklist
1 Along the waves
2 The night is no more
3 Heart of the forest
4 Rebirth
5 Wanderer
6 Scattered ashes

(2001)