Norwegen und (zum Glück) kein Ende

thAus dem Land der Wikinger und der mächtigen Fjords kommen immer wieder spannende Formationen, die weniger dem Black Metal zuzuordnen sind. Das Projekt Sylvaine, gegründet von der Multiinstrumentalistin Sylvaine (einziges Mitglied), veröffentlichte 2014 das Debütalbum Silent chamber, noisy heart in Eigenregie. Der gespielte Sound blieb nicht lange unerhört, und so wurde die Dame prompt vom französischen Label Season of Mist unter Vertrag genommen. Konzerte als Opener für Alcest lagen nahe, da der gespielte Sound nahe an eben jenen liegt. 2016 erschien dann das zweite Album Wistful, das ich euch trotz des nicht mehr taufrischen Erscheinungsdatum näherbringen möchte.

Die knapp 55-minütige CD beginnt sogleich mit dem längsten Titel des Albums: „Delusions“ ist ein noch nie zuvor da gewesenes Hörerlebnis für mich. Die elfengleiche Stimme von Sylvaine bettet sich auf einem verträumten, dem Shoegaze entlehnten Teppich aus epischen Melodien, gepaart mit elegischen, ausladeneden Metaleinschüben. So ungefähr klingt es, wenn man seine Augen schließt und die mächtige norwegische Natur auf sich wirken lässt. „Earthbound“ ist wesentlich zügiger. Die Symbiose aus ethereal Gesang und dem Keifgesang harmoniert so prächtig, dass man sich wünscht, das Album würde ewig dauern. Aber gottseidank habe ich ja erst zwei Tracks gehört! Song Nummer drei, „A ghost trapped in limbo“, weckt Erinnerungen an seelige The third and the mortal Zeiten. Post Rock in Perfektion wie ihn sonst Sleepmakewaves und Last leaf down spielen. „Saudade“ könnte einem epischen Nordic-Folk-Film-Soundtrack entsprungen sein. Vergleiche fallen selbst mir schwer, obwohl dies mein bevorzugter Sound ist. Am ehesten vielleicht noch Arcana und sämtliche andere Formationen, die dem Nordic Folk / Medieval Bombast Folk zuzuordnen sind. Der pure Wahnsinn! „In the wake of moments passed by“ würde alleine schon den Kauf des Albums rechtfertigen, ethereal Black Metal wie man ihn sonst selten hört: getragen, mächtig jedoch elfengleich und eine tiefe Verzweiflung transportierend. Die immer wieder eingestreuten akustischen Passagen, die mit ein wenig Hall belegt sind, tun ihr übriges, um den Hörer noch weiter in die Traumwelt mitzunehmen. Das vielleicht poppigste (dies soll nicht schmälernd gemeint sein) Stück des Albums, „Like a moth to a flame“, könnte so auch in einem Metalsender laufen. Man findet schnell Zugang zur von Sylvaine beabsichtigt erzeugten Melancholie. Das titelgebende „Wistful“ beschliesst das Album auf eine Art und Weise, das man die Zeit zum nächsten Release von Sylvaine herbeisehnt. Ein wirklich ausladender Soundteppich mit allem Schönen des Nordic Folk!

Fazit: Eines der schönsten Alben, die ich persönlich je gehört habe. Wie oben angedeutet ist das Album nicht mehr so taufrisch, aber es hat mich über die Monate immer wieder begleitet, und so war die Review unumgänglich. Für Fans von Shoegaze der Marke Alcest, aber auch für Anhänger des Nordic Folk der Marke Hagalaz‘ Runedance oder Wardruna sehr zu empfehlen. Bedenkt, dass die Dame alles selber eingespielt hat! Ich hoffe innigst, dass dieser Bericht den einen oder anderen zum Kauf des Albums Wistful animiert.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Sylvaine: Wistful
 Season of Mist , 13.05.2016
CD 18,99 € / MP3 Download 7,99 €
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Tracklist
1 Delusions
2 Earthbound
3 A ghost trapped in Limbo
4 Saudade
5 In the wake of moments passed by
6 Like a moth to a flame
7 Wistful

Band http://www.sylvainemusic.com/
Facebook https://www.facebook.com/sylvainemusic

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1 Kommentar
  1. Aysheia Carpenter
    Aysheia Carpenter sagte:

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