Der Rohheit schöne Seite

81ZGZ7YuVZL__SL1500_Sängerin Tarja Turunen kann bereits auf eine beachtliche Solokarriere zurückblicken. Zahlreiche Longplayer und Livealben hat sie bereits veröffentlicht. Nun ist es soweit und In the raw steht ab 30.08.19 in den Startlöchern. Es handelt sich um ein Konzeptalbum, das sich zur Aufgabe gemacht hat, die perfekte, glanzvolle Seite von Gold mit der Rohheit des Originalzustandes verbinden. Unterstützend hat sich die Finnin die hochkarätigen Gastmusiker Cristina Scabbia (Lacuna Coil), Björn Strid (Soilwork) sowie Tommy Kaverik (Kamelot) eingeladen.

Dem Thema „Gold“ widmet sich auch das Artwork der Platte, welche sehr aufwendig gestaltet ist. Tarja wurde in einer Grotte in Gibraltar fotografiert. Die Fotos sind etwas düster gehalten, wäre da nicht der goldene Schimmer, der diese wieder aufhellt.

Der Opener und gleichzeitig die erste Single ist ein Brett. „Dead promises“ beginnt mit einem Gitarrensolo, gefolgt vom treibenden Schagzeug, und dann setzt Tarja ein. Bereits hier kann geheadbangt werden. Es folgt ein Duett mit Björn „Speed“ Strid (Soilwork), die Musiker ergänzen sich hier sehr gut. Bei „Goodbye stranger“ steht bereits das nächste Duett an – mit Lacuna Coil-Frontfrau Cristina Scabbia. Hier wird nicht so auf Aggressivität sondern eher auf düsteren Rock gebaut. Dies spiegelt sich in der Komposition wieder. War Track zwei etwas rockiger, beginnt „Tears in rain“ mit einem lauten, richtig tollen Schlagzeugintro, der Refrain wird mit einem Chor hinterlegt. An Bombast, für den die Finnin bekannt ist, fehlt es bei diesem oder „Railroads“ nicht. Eine Ballade mit Namen „You and I“ folgt und geht mit seinen seichten Klavierklängen und der perfekt ausgebildeten Stimme Tarjas direkt unter die Haut. So reduziert und doch so schön! Bei der ersten Hälfte von „The golden chamber/Awaken/Loputon yö/C’era una volta II west“ erklingen anfangs ausschließlich instrumentale Klänge, ca. ab der Hälfte setzt Tarja ein. Textlich passiert hier nicht viel, sie schafft es jedoch, trotzdem präsent zu sein. Beginnend mit einem einfachen Klavierintro, das den Hörer bereits in traumhafte Sphären lockt, folgen Streich- sowie sanfte Elektronikelemente und Gesang. Allerdings finde ich, dass es den nächsten Track, „Spirit of the sea“, nicht unbedingt geben müsste. Dieser Track ist nicht so ideenreich, und man ist versucht, einfach weiterzuklicken. Die Herzen von Kamelot-Fans dürften spätestens jetzt höher schlagen, denn „Silent masquarade“ katapultiert einen wieder zum Anfang von In the raw zurück – tolle Nummer. Auch hier wurde der Beweis erbracht, das die Gastsänger sehr gut ausgesucht wurden. Die fantastisch aufeinander abgestimmten Gesangsparts zwischen Turunen und Kaverik werden von treibenden Beats und von zarten zurückgenommenen Klavierparts unterstützt. Weiter auf Erfolgskurs geht es mit „Serene“. Auch hier wurden die orchestralen Teile zurückgeschraubt, dafür herrschen mehr Wumms in Form von klangvollen Riffs und Schlagzeugbeats vor. Zu alten Mustern wird hingegen bei „Shadow play“ zurückgekehrt – ein würdiger Abschluss von In the raw, das sich in seiner Gesamtkomposition hören lässt. Hier kommen auch noch einmal im Refrain fulminante Chöre zum Einsatz.

Die Finnin ist für ihre Perfektion in der Albumproduktion bekannt. Das kann Segen oder Fluch sein. In der Vergangenheit mehr Fluch: zu glatt, keine Ecken und Kanten und Ideenlosigkeit im Texten wurden ihr bescheinigt. Ganz anders bei In the raw! Abwechslungsreich, klasse Musikerkollegen, die mit der Hauptakteurin hervorragend interagieren, starke Kompostionen – das hat Klasse!

Anspieltipps: Dead promises, Goodbye stranger, You and I, Serene

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Tarja: In the raw
earMUSIC/Tarja, Vö. 30.08.2019
15,99 €
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Tracklist:

  1. Dead Promises (with Björn „Speed“ Strid)
  2. Goodbye Stranger (with Cristina Scabbia)
  3. Tears In Rain
  4. Railroads
  5. You And I
  6. The Golden Chamber: Awaken / Loputon yö
  7. Spirits Of The Sea
  8. Silent Masquerade (with Tommy Karevik)
  9. Serene
  10. Shadow play

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