Lasst uns die Dunkelheit zelebrieren
Then Comes Silence – ein Quartett aus Stockholm, seit 2012 aktiv und mein persönlicher Überraschungsact des Abends, als ich im November 2015 in der wunderschönen schwedischen Hauptstadt war, um Agent Side Grinder zu sehen. Die Vorband Then Comes Silence war mir unbekannt, hat mich aber sofort mit ihrem dynamischen Düsterrock-Postpunk-Gemisch überzeugt. Ein wenig verblüfft war ich, als ich vor einiger Zeit erfuhr, dass Nuclear Blast – ja genau, das renommierte Label mit dem guten Riecher für (extremen) Metal – die Band für ihr viertes Album unter Vertrag genommen hat. Aber vor allem erfreut, denn so bekommen Then Comes Silence die Chance, verdientermaßen ein größeres Publikum auf sich aufmerksam zu machen. Hat Blood das Potenzial dazu? Lest selbst.
„The dead cry for no one“ eröffnet das Album erst zurückhaltend, dann mit voller Wucht, alle vertrauten Trademarks der Band finden sich hier wieder. Verhallter Gesang, düstere Atmosphäre und doch ordentlich nach vorn gehender Rock, bei dem man nicht stillsitzen kann. Bereits früher gezogene Vergleiche mit Killing Joke oder Red Lorry Yellow Lorry passen noch immer, wie man auch bei „Flashing pangs of love“ sehen kann, das das Tempo noch mal ordentlich anzieht und mit schönen Gitarrenwänden punkten kann. „Strange kicks“ bedient ein wenig mehr die Postpunk-Fraktion der Fans, ohne jedoch das Energielevel herunterzufahren, das bei „My bones“ sogar noch gesteigert wird. Hier regieren wieder Gitarren und Hall, man sieht die Nebelwände auf der Bühne geradezu vor sich. Bei „In leash“ und „Choose your poison“ fühle ich mich dezent an Bauhaus erinnert – nicht die schlechteste Referenz! „Good friday“ könnte mit seinem spannenden Aufbau, druckvoller Intensität und diesem ganz besonderen Klang, den viele schwedische Gitarrenbands haben, zu meinem Lieblingssong des Albums avancieren. Doch natürlich: „The rest will follow“ – die Platte ist ja noch nicht zu Ende. Dynamisch und höchst eingängig geht es mit den restlichen Songs weiter, geradezu „Magnetic“! Nach dem gleichermaßen mitreißenden „Warm like blood“ gibt es mit dem Rausschmeißer „Mercury“ eine der raren Verschnaufpausen auf Blood. Hier zeigen Then Comes Silence, dass sie auch im mittleren Tempo mit Eindringlichkeit überzeugen können. Und wem dieser Song zu langsam ist, der kann ja gleich wieder auf den ersten Song schalten und das Album noch mal durchhören – so wie ich.
Then Comes Silence hinterlassen auch mit ihrem vierten Silberling einen hervorragenden Eindruck, langweilig wird es keine Sekunde. Die Band atmet geradezu Düsterrockgeschichte, verleiht dem Ganzen aber einen unverwechselbar eigenen Anstrich, der mich schon bei besagtem Konzert in Stockholm und auf dem dritten Album Nyctophilian begeistert hat. Unbedingte Empfehlung für alle, die auf guten Gitarrenrock der dunklen Seite stehen!
Anspieltipp: The dead cry for no one, Good friday
Then Comes Silence: Blood
Nuclear Blast, 20.10.17
Länge: 40 Minuten
Kaufen: € 14,99 bei Nuclear Blast (auch als Vinyl erhältlich)
Tracklist:
1. The dead cry for no one
2. Flashing pangs of love
3. Strange kicks
4. My bones
5. In leash
6. Choose your poison
7. Good Friday
8. The rest will follow
9. Magnetic
10. Warm like blood
11. Mercury
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