In Ekstase gesungen

 

GD30OBH4.pdfEure musikalische Heimat sind die Achtzigerjahre mit Mercyful Fate/King Diamond, Iron Maiden, Savatage und anderen Bands mit klarem Gesang und exzellenter Gitarrenarbeit? Dann solltet ihr die Schweden Trial mal antesten, die seit 2007 existieren und vor Vessel bereits ein Album und eine 7-Inch-Single herausgebracht haben.

Ich muss vorausschicken, dass meine musikalische Heimat eher die Siebziger sind bzw. Black- und Death Metal. Keine idealen Voraussetzungen für die Rezension einer solchen Scheibe, aber ich habe großes Vertrauen in nahezu alle schwedischen Bands, gerade diejenigen, die auf irgendeiner der gerade angesagten Retrowellen schwimmen. Und neue Genres kann man ja immer für sich entdecken, nicht wahr?

Mit dem Titeltrack „Vessel“ gelingt Trial auch gleich ein guter, da ungewöhnlich langsamer und getragener Einstieg in das Album, der einen auf „To new Ends“ einstimmt, das sich durch sehr schöne Gitarrenarbeit auszeichnet und ordentlich Tempo macht.
Richtig spannend wird es das erste Mal dann mit „Ecstasy Waltz“, das mit über sieben Minuten Länge auch ausreichend Raum für geschickte Rhythmus- und Geschwindigkeitswechsel und großflächige Gitarrenteppiche hat. Der weitestgehend in angenehm tiefen Lagen angesiedelte Gesang komplettiert dieses experimentelle Stück hervorragend.
Etwas durchschnittlicher in meinen Ohren sind allerdings „Through Bewilderment“ und „A ruined World“, die zwar beide stark und abwechslungsreich anfangen, die Spannung jedoch nicht aufrechterhalten können.
„Where Man becomes all“ ist insgesamt etwas eingängiger und rockender angelegt, was nach den teilweise doch recht intensiven bzw. zähen bisherigen Titeln gar nicht schlecht ist. Hier kann man gepflegt die Haare schütteln, was sonst auf dieser Platte etwas zu kurz kommt.
Eine kleine Verschnaufpause ist auch nötig vor „Restless Blood“, einem 13-Minuten-Koloss, den ich so nicht erwartet hätte. Hier finden sich diverse Iron-Maiden-Anleihen, extrem ruhige Passagen, Prog-Elemente, richtig schöne Riffs und ein nicht übertrieben hoher Gesang. Leicht zugänglich ist das alles nicht, aber definitiv spannend.

Trial haben hier ein interessantes Album abgeliefert, das man sich allerdings – selbst als Genrefan – erarbeiten muss. Wirkliche Rocker sind hier nicht zu finden, die Songs gehen erst nach mehrmaligem Hören ein wenig ins Ohr – dafür gibt es aber ungewöhnliche Liedstrukturen zu entdecken, eine wirklich hervorragende Gitarrenarbeit und einiges mehr, was man auf einem „für die Fans von King Diamond, Iron Maiden und In Solitude“ angekündigten Album nicht zu hören erwartet hätte.
Mein einziges, aber dafür umso persönlicheres Problem war nur in einigen Liedern die Stimme von Sänger Linus Johansson – die war mir definitiv zu hoch, dagegen growlt der gute King.

Anspieltipp: Ecstasy Waltz

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Trial – Vessel
Label: High Roller Records
23.01.15
Preis: Amazon € 16,99 (mp3 Download € 7,70)

Tracklist
1. Vessel
2. To new Ends
3. Ecstasy Waltz
4. Through Bewilderment
5. A ruined World
6. Where Man becomes all
7. Restless Blood

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