The dark side of the eighties

ShadowsTwin Tribes ist ein junges Band-Duo aus Brownsville, Texas, das sich erst 2017 gegründet hat. Dafür waren die Jungs sehr fleißig, denn mittlerweile ist bereits ihr Debüt-Album Shadows erschienen. Texas, da denkt man unwillkürlich an heiße staubige Landschaften und Rinderherden, aber das hält Luis Navarro und Joel Niño nicht davon ab, einen düsteren und kalten Sound zu fabrizieren, der sich der „dark side of the eighties“ als Inspirationsquelle bedient. Folgerichtig kommen Synthesizer und Drumcomputer zum Einsatz, Luis spielt dazu Gitarre und Joel den Bass, beim Gesang wechseln sie sich ab.
Das instrumentale „The path to Antares“ führt den Hörer in das Universum von Twin Tribes hinein und versetzt ihn in eine düstere melancholische Stimmung. Zum Titelstück „Shadows“ setzt dann auch der Drumcomputer ein, gefolgt vom Post-Punk-Spiel des Basses. Gesang und Synthies runden das Stück ab. Das folgende „The vessel“ gerät noch etwas eingängiger und kombiniert Cold Wave mit Post Punk. Vor allem der Gesang gefällt mir hier richtig gut, weil er die unterkühlte Atmosphäre optimal unterstützt. „Lapiz Lazuli“ hingegen ist ein ruhiges instrumentales Zwischenstück, das eine Art Überleitung zu „Tower of glass“ bildet. Hier wird die Gitarre ähnlich dem Gothic Rock mit viel Hall gespielt, auch der Gesang ist mit diesem Effekt belegt. Ich würde mir wünschen, der Bass stünde dazu etwas mehr im Vordergrund, aber sonst ist das eine schöne und eingängige Nummer. Bei „Dark crystal“ liegt mir eine Assoziation auf der Zunge, aber ich kann sie nicht ausmachen. The Cure, Soft Cell, Bronski Beat, Chamaeleons? Alles und nichts davon passt, die Gedanken dazu verschwimmen. Das ist aber auch egal, denn der Song klingt einfach nach der guten alten Zeit der auftoupierten Haare.
„Portal to the void“ besitzt im Zusammenspiel von Gitarre und Synthies eine fast schon fröhlich-beschwingte Melodie, der aber im Kontrast dazu eine richtig düstere Grabesstimme entgegengestellt wird. Das macht den Song eingängig und tanzbar und verleiht ihm das gewisse Etwas. Auch „Talisman“ ist interessant umgesetzt, weil hier scheinbar beide Stimmen zum Einsatz kommen. Die Saiteninstrumente spielen Post Punk, die von Dark-Wave-Klängen abgerundet werden, und der Drumcomputer sorgt für den 80er Touch. Das letzte Stück „Catharsis“ beginnt zunächst leise und steigert dann stetig die Stimmung, bevor es langsam ausklingt. Toll ist hier der repetitive Sound, der von mit Hall belegtem Gesang begleitet wird. Das hat zum einen eine hypnotische Note, zum anderen klingt die Stimme fast schon ein bißchen verzweifelt, sodass der Hörer mit einem angenehm unbestimmten Gefühl zurückgelassen wird.

Fazit: Twin Tribes spielen auf Shadows klassischen Synthesizer-Sound, der sich zwischen Dark Wave und Post Punk bewegt, und bei dem einzelne Vorbilder nur schwer auszumachen sind. Vielmehr widmen sie sich dem Spektrum der „dark side of the eighties“ im Ganzen. Was mir insgesamt ein kleines bisschen fehlt, ist die Unverwechselbarkeit im Sound. Eigentlich ist es unfair, denn Shadows ist ein äußerst gelungenes Album, das jeden Genrefan glücklich machen sollte, aber im Vergleich zu den erst kürzlich rezensierten TRAITRS (Link) muss ich für mich persönlich leider einen Punkt abziehen. Aber Luft nach oben ist bei einem Debüt ja eigentlich immer.

Anspieltipps: The vessel, Portal to the void

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Twin Tribes: Shadows
Manic Depression Records, Dead Wax Records, Vö. 14.03.2018
CD 12,00 €, LP 16,00 € erhältlich über Manic Depression Records
MP3 Download 7,00 $ – erhältlich über Bandcamp
Homepage: https://www.facebook.com/TwinTribes/
www.manicdepressionrecords.com
http://www.deadwaxrecords.es/

Tracklist:
01 The path to Antares
02 Shadows
03 The vessel
04 Lapiz Lazuli
05 Tower of glass
06 Dark crystal
07 Portal to the void
08 Talisman
09 Catharsis

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