Die Mischung macht es aus!

 

unzuch_rosenkreuzer_cover_kleinUnzucht legt nach, endlich, für mich hat es viel zu lange gedauert. Nach meinem ersten Konzert der Vier Ende 2012 war ich schon neugierig darauf, wie die Fortsetzung wohl aussehen würde – obwohl Der Schulz damals meinte, derzeit werde noch nicht an einem neuen Album gearbeitet. Aber wen wundert es, dass man zwischen vier unterschiedlichen Touren (zum Beispiel mit Mono Inc. und im Rahmen des Dark End Festivals 2012) nicht auch noch zum Komponieren und Texten kommt.

 

Die neue CD Rosenkreuzer ist irgendwie eine logische Schlussfolgerung von Todsünde 8. Der für die Band typische Mix von Gothic, Industrial und Metal zieht auch hier weiter seine Bahn und hat mich trotzdem das ein oder andere Mal überrascht.

Der Titel des Longplayers wird als erster Song sogleich zu einer gelungenen Einstimmung, um „mit euch durchzudrehen“. Synthie, Schlagzeug, Industrial-Elemente, Gitarrenriffs, die angerauhte Schulzsche Stimme, ein Willkommen, das schon von der ersten Minute an mitzieht.

Gitarrenriffs allein gelassen, nach und nach setzen alle anderen Instrumente ein, der Gesang lässt hinhören. Beim „Kind von Traurigkeit“ hämmert Fuhrmann durch die Trostlosigkeit. Es ist ein Text zum Zuhören, das Mittanzen und -singen ist vorprogrammiert.

„Triebwerk“: hart, schnell, tief – so könnte man sich den Sturz von einem Hochhaus vorstellen. Du drudelst durch die Luft, Gedanken schießen dir durch den Kopf: „Hab ich mich doch selbst betrogen?“ Ist „Sterben lohnt sich nicht“ das, was man sich kurz vor dem Aufprall denkt? Der Fall geht unaufhörlich weiter.

Der Synthesizer führt den Fall in ruhigerer Weise weiter. „Nur die Ewigkeit“ präsentiert sich mit einem ruhigeren Gesang, der uns unsere Vergänglichkeit um die Ohren haut. Die Gitarre und natürlich auch die Drums geben ihr Bestes, abgerundet wird dies dann hoffentlich im Konzert durch das mitsingende Publikum. Zu diesem Song gibt es auch einen Gratis-Download bei Amazon (Stand 14.09.2013) sowie ein Video.

Von der ersten Sekunde an ist beim „Feuersturm“ nicht an Stillstand zu denken. Das Schlagzeug prügelt durch, der Synthesizer sowie die Gitarrenriffs runden ab, die stimmliche Umsetzung treibt voran: du willst laufen, dich bewegen!

Anfänglich ist man in den Weltraum versetzt, es erklingen kosmische Signale, man befindet sich „Zwischen den Welten“, Fuhrmann erdet einen aber wieder. Das ist wieder ein Song, bei dem man zuhört oder/und den Kopf im Takt des Schlagzeugs bewegt. Es gibt eben viele Seiten von Unzucht.

Das gelungene Zusammenspiel von Synthesizer, Gitarre und Schlagzeug treibt dich durch „Das dunkle Tier“, welches mit der Zeit verglichen wird, die für jeden von uns tickt. Man kann hier nicht einfach nur stehen und zuhören, die Bewegung, welche auch immer, ist vorprogrammiert.

„Der Versuch zu leben“ birgt wieder alles, was Unzucht zu bieten hat. Zwei Menschen, zusammengeschweißt zu einem großen Ganzen, wurden getrennt; ein Teil musste sich verabschieden, der andere Teil muss damit klar kommen. Für mich eher zum Anhören, die wehmütigen Klavierklänge am Ende geben die Stimmung gut wieder.

2,57 Minuten sind angefüllt mit „Angst“. Das Böse, das schon zu Anfang durch seine teuflische Sprache erklingt, ist hinter dir her. Der Gesang ist mitunter dunkel, rau, hat etwas Bedrohliches. Die Drums feuern Dich an: „Lauf!“, denn „es ist nie zu spät“.

Ein unheimliches Szenario baut sich auf, das Schlagzeug, Gitarre und Klavier unterstreichen einen kraftvollen Song. „Der Untergang“ mit der unterschiedlich eingesetzten Stimme von Der Schulz hinterlässt einen guten Eindruck. „Wir werden untergehen“ – na gut, irgendwann, dann aber nur mit diesem Backgroundsound.

Beim Anspielen des nächsten Songs kam sofort der Gedanke auf, dass ich diesen schon einmal gehört habe. Die Erinnerung war nicht gleich abrufbar, aber für was gibt es das World Wide Web. „Entre dos tierras“ ist vielleicht auch die logische Schlussfolgerung, wenn man über einen halbspanischen Sänger verfügt. 1990 haben Héroes del Silencio dieses Stück veröffentlicht, laut Wikipedia entwickelte es sich zu einem Discohit – ah ja, daher die Erinnerung. Die Stimme ist anders, aber nicht schlechter, die Instrumente folgen dem Vorgegebenen, gelungen, absolut gelungen. Diesen Song live zu erleben, das könnte ein Erlebnis werden!

„Nymphonie“: Gewitter, Regen sowie Klaviertöne, die sich durch das gesamte Lied ziehen. Drums und Gitarren setzen sich immer wieder über das sanftere Tasteninstrument, durchbrechen die Geschichte, die Leichtigkeit wird durch Härte ersetzt. Die Traurigkeit wird gut umgesetzt, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Das Schlagzeug weckt auf, der Industrial-Einschlag wird durch De Clercq wieder einmal wirkungsvoll dargeboten, den ruhigeren Part überlässt er in „Mit dir oder ohne dich“ Schulz und dem Klavier. Synthesizer und Co. durchwirken das Stück und kriegen am Ende einen längeren eigenen Part, die Gitarre entlässt den Zuhörer in die Stille.

Die Mischung macht’s aus, das war bei dem vorhergehenden Silberling so, bei dem ab Oktober in den Geschäften erhältlichen wird es genau so sein: Blaschke, der den Bass überzeugend einzusetzen weiss und damit so manche Stimmung klanglich untermalt – De Clercq, der den Industrial-Hauch und das elektronische Wissen mitbringt sowie seine Gitarrensaiten unter-, ein- oder auch überordnen kann – Der Schulz, der mit seiner Stimme Geschichten sowie Wahrheiten melodiös, kraftvoll oder auch rau bzw. böse unter das geneigte Volk bringt und wohl mit neuem Styling, mit Bart, auftreten wird – Fuhrmann mit seinen kraftvollen Schlägen, der sein Instrument immer passend einzusetzen weiß; es wird mir wieder eine Freude sein, ihn live agieren zu sehen. Was dabei rauskommt, wenn diese Männer zusammenkommen, um sich zu ergänzen, vielleicht auch zu inspirieren, um etwas andere, sich von anderen abhebende Musik zu produzieren, wird mit Rosenkreuzer eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

 

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Unzucht: Rosenkreuzer
NoCut, VÖ.: 04.10.2013
€ 16,99 Amazon (CD mit DVD Limited Edition)
€ 14,99 Amazon (CD)

Tracklist:
01. Rosenkreuzer
02. Kind von Traurigkeit
03. Triebwerk
04. Nur die Ewigkeit
05. Feuersturm
06. Zwischen den Welten
07. Das dunkle Tier
08. Angst
09. Der Versuch zu leben
10. Der Untergang
11. Entre dos Tierras
12. Nymphonie
13. Mit Dir oder ohne Dich

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  1. […] “Was dabei rauskommt, wenn diese Männer zusammenkommen, um sich zu ergänzen, vielleicht auch zu inspirieren, um etwas andere, sich von anderen abhebende Musik zu produzieren, wird mit Rosenkreuzer eindrucksvoll unter Beweis gestellt.” – (5 von 5, Schwarzesbyern) […]

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