Abwechslungsreiche Töne

 

unzucht_venusluziferEin neuer Stern ist am Musikhimmel aufgegangen: Unzucht bringen mit Venus Luzifer ihre vierte CD heraus. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Mischung aus Rock, Metal und Industrial immer wieder für eine Überraschung gut ist, egal ob auf eine Scheibe gebrannt, live im Konzert oder im Interview.

Als erstes war für mich interessant, was der Titel des unzüchtigen Silberlings bedeutet. Bibelstudien besagen, dass die Römer die Venus als Luzifer bezeichneten, weil dieser Stern morgens und abends der hellste Stern am Himmel in der Nähe des Horizonts ist. Vielleicht sollen die Lieder genauso hervorstechen? „Wir sind das Feuer“ unterstreicht mit sechs Minuten Länge schon mal seine Bedeutsamkeit. Die Drums geben den nötigen Bums, die Textpassagen „wir werden ewig leben“ und „seid ihr mit uns oder nicht“ sind eindringlich. Der mir mittlerweile gut bekannte Unzucht-Stil ist bei „Seelenblind“ herauszuhören. Es ist das perfekte Zusammenspiel zwischen allen Instrumenten inklusive Elektronik plus Gesang, dessen Worte man evtl. im großen Live-Chor hören wird. Die De-Clerq-Komposition „Das Denkmal fällt“ birgt wieder einmal großen Industrial-Einsatz. Der Song zeichnet sich auch durch das gesangliche Zusammenspiel mit Der Schulz aus. Das vierte Stück „Ikaria“ lässt mich anfangs an das von Unzucht gecoverte „Entre dos Tierras“ denken. Ich sehe die erhobenen Hände im gleichen Takt sich hin und her bewegen, es ist ein Mitsinglied mit Elektronik und ruhigerem Gothrock. Fuhrmann erhält bei „Nimm mich mit“ wieder einen großen Auftritt. Hinter diesem Lied steckt Druck und Tempo, mir gefallen auch die satten Gitarrentöne. „Unendlich“ zeichnet sich durch die Geschwindigkeit des Schlagzeugs aus, die Saiteninstrumente bilden eine gute Begleitung und der Metalsound ist erkennbar. Überzeugend ist auch das stimmliche Zusammenspiel zwischen De Clerq und Der Schulz. Bei „Neugeboren“ und „Schweigen“ nimmt das Tempo ab, aber die Songs haben immer noch genug Kraft, um laut Der Schulz von der „Ambivalenz unserer Zeit und unserer Wohlstandsgesellschaft“ und dem „plötzlichen Tod eines guten Freundes“ zu erzählen. Es ist eine einfachere und eingängigere Melodie, die das „Leidbild“ begleitet. Mit einem Schlagfeuer wird „Krieg“ eingeleitet. Hier steckt auch eine gehörige Prise Metal drin. Zum Abschluss setzen sich bei „Mein Grab“ immer wieder Klaviertöne durch, es könnte ohne den Refrain eine Ballade sein. Verzweiflung, Tod und Verlust sind hier durch die zum größten Teil zurückhaltenden Instrumente wiedergegeben.

Der bisher beschrittene Weg von Unzucht wird auf gerader Linie fortgesetzt: Auch dieses Mal bringt sich jedes der Bandmitglieder auf seine Weise ein. Ein Überraschungsmoment fehlt mir dieses Mal, aber der mittlerweile bekannte Industrial-Touch, die rockigen Töne, der zum Teil sich durchsetzende satte Bass von Alex Blaschke und natürlich das wirkungsvoll eingesetzte Schlagzeug sind wieder vorhanden. Man kann über die Texte nachdenken, muss es aber nicht. Die Konzertbesucher können mitsingen oder sich einfach in den Melodien verlieren. Ich finde es immer noch gut, dass die deutsche Sprache in den unterschiedlichsten Spielarten beibehalten wird. Die einzelnen kürzeren wie längeren Klavierteile und die besser wahrnehmbaren Basstöne finde ich eine gute Ergänzung innerhalb des Ablaufs.
Insgesamt sind die musikalischen und gesanglichen Leistungen gut aufeinander abgestimmt, das stärker hervortretende Metal-Element hat mir gefallen.

 

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Unzucht: Venus Luzifer
NoCut (SPV), 14. November 2014
€ 18,98
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Tracklist:
01. Wir sind das Feuer
02. Seelenblind
03. Das Denkmal fällt
04. Ikaria
05. Nimm mich mit
06. Unendlich
07. Neugeboren
08. Schweigen
09. Leidbild
10. Krieg
11. Mein Grab

 

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Unzucht Venus Luzifer Tour 2015
Special Guest: Death Valley High

15.01.2015 DE – Frankfurt – Nachtleben
16.01.2015 DE – Kaiserslautern – Cotton Club
17.01.2015 DE – München – Backstage
18.01.2015 DE – Nürnberg – Hirsch
20.01.2015 UK – London – Barfly
21.01.2015 NL – Amsterdam – Sugar Factory
22.01.2015 DE – Berlin – Magnet
23.01.2015 DE – Köln – Underground
24.01.2015 DE – Hamburg – Logo
29.01.2015 DE – Stuttgart – Zentral
30.01.2015 DE – Osnabrück – Bastard
31.01.2015 DE – Bochum – Matrix
01.02.2015 DE – Leipzig – Moritzbastei
04.02.2015 AT – Wien – Szene
06.02.2015 AT – Wörgl – Komma
07.02.2015 AT Graz – Explosiv

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