Leave me to die

What-if-there-is-no-way-outBereits 2016 haben Simon Schurtenberger (Schlagzeug) und Pascal Zeder (Gitarre, Gesang) aus dem Schweizer Luzern ihr Debütalbum Masquerade unter dem Bandnamen Visions In Clouds veröffentlicht. Mit dem Amerikaner Leopold Oakes als drittem Bandmitglied wurde der Sound mittels 80er Synthesizern erweitert. In Folge wurde die gemeinsame EP Levée en masse produziert, die mir außerordentlich gut gefallen hatte (Link zur Review). Bereits im Oktober ist das neue Album What if there is no way out bei Icy Cold Records erschienen, höchste Zeit also, sich endlich eingehend damit zu befassen.
Die Depression springt mir beim Opener „No way out“ quasi direkt ins Gesicht: „What if there is no way out?“, und gleich darauf heißt es auch noch: „Leave me to die.“ So mag ich das, und ich freue mich auf den Tag. Über den wunderbar einfühlsamen Instrumenten liegt die traurige Stimme von Zeder, der ich stundenlang zuhören könnte. Auch „Fourteen“ besticht durch eine tolle Melodie und melancholische Stimmung, die durch den mehrstimmigen Gesang im Hintergrund bestärkt wird. Post Punk at it’s best. Dort reiht sich auch „Tides“ ein, das trotz des etwas flotteren Tempos ein alles andere als fröhlicher Song ist. Auf „Certainties“ scheinen The Editors durch, vor allem von der Art zu singen her. Die Melodie der Instrumente im Hintergrund erinnert mich hingegen an „Enjoy the silence“ von Depeche Mode, was zusammen eine schöne Kombination ergibt. Mehr Richtung Wave tendiert „Out her on my own“, bei dem die Gitarre stellenweise eine Art flirrenden Charakter einnimmt, beinahe wie aus einer anderen Sphäre.
Der Beginn von „Role play“ weckt mit dem Bass-Spiel Erinnerungen an The Cure, dennoch entwickelt sich hier ein eigenständiger Song mit deutlicher Indie-Kante. Beim mehr rhythmusbetonten „Show me the way (you tried to be seen)“ hingegen würde ich The Exploding Boy als Vergleich heranziehen. Die Gitarrenarbeit von „Come back home“ bringt mich dann doch wieder zu The Cure zurück. Hier wird exzellente Wave-Atmosphäre zelebriert, die beim folgenden „Beauty“ noch ausgebaut wird und dessen Melancholie zum Träumen anregt. Auch zu „Forget“ kann man passenderweise die Welt um sich herum vergessen, wenn es die gesellschaftlichen Fesseln zulassen, die das Album thematisiert. Auf „Entertainment“ dominiert die Basslinie, Gitarre und auch Gesang nehmen sich etwas zurück, um dem Bass mehr Raum zu lassen. Ein schöner Abschluss für das Album.

Fazit: Zugegeben, ich habe einen zweiten Durchlauf gebraucht, bei dem ich mich ganz auf die Musik konzentrieren konnte, bevor sich What if there is no way out bei mir völlig entfaltet hat. Zunächst ist mir das Album insgesamt etwas gleichförmig vorgekommen, aber wenn man sich auf die Details einlässt, offenbart sich die Tiefe des Albums, auch inhaltlich. What if there is no way out muss etwas reifen, vielleicht auch bis zur vollen Wertung. Trotzdem oder gerade deshalb ist die Musik zwischen Post Punk und Wave für jeden Genre-Fan zu empfehlen.

Anspieltipps: No way out, Fourteen, Beauty

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

Vision In Clouds: What if there is no way out
Icy Cold Records, Vö. 26.10.2018
MP3 Download 7,00 €, erhältlich über Bandcamp
CD 13,00 €, LP 16,00 € erhältlich über Icy Cold Records
Homepage: http://www.visionsinclouds.com/
https://www.facebook.com/viclucerne
https://icycoldrecords.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/icycoldrecords/
http://www.manicdepressionrecords.com

Tracklist:
01 No way out
02 Fourteen
03Tides
04 Certainties
05 Out her on my own
06 Role play
07 Show me the way (you tried to be seen)
08 Come back home
09 Beauty
10 Forget
11 Entertainment

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