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Black Metal from Outer Space!

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Vyre sind mir, zumindest auf dem Papier, nicht gänzlich fremd, besteht die Band doch unter anderem aus einigen Mitgliedern der Band Eïs. Unter dem Namen Vyre haben KG Cypher (Gesang), Hedrykk (Gitarre), Zyan (Gitarre), T. Maximilian (Bass), Android (Drums) und Doc Faruk (Synth-Sounds) beschlossen, eine ungewöhnliche Verbindung zu wagen: die zwischen Black Metal und Science Fiction – und was könnte für jemanden wie mich besseres Futter sein? Das, was dabei herauskam, ist eine Space Opera von so epischem Ausmaß, dass sie in zwei Teilen erscheinen wird. The initial Frontier Part 1 kommt Ende November in die Läden, und eins kann ich euch schon verraten: Wer ein Ohr für harte, aber ungewöhnliche Sounds hat, ist mit Vyre gut beraten!

Ein kurzes Intro und fünf Songs, keiner unter acht Minuten, damit wartet der erste Teil von The initial Frontier auf. Geboten wird gelungener, sehr melodischer und eher ruhiger Black Metal, gemischt mit Synthie-Klängen, zwischendurch wird’s bluesig, dann finden sich plötzlich Passagen, die an Nocte-Obducta-goes-Pink-Floyd (auf dem Album Umbriel) erinnern – alles ist vertreten, und beim ersten Mal hören tut man sich doch etwas schwer, sich auf diesen Klangteppich einzulassen. Ich würde sagen, hier ist mehr SF als Black Metal, zumindest nach dem ersten Durchlauf.

So far away …

Nach der „Small Bang Theory“ – vielleicht Alien-Musik, vielleicht das Todesröcheln einer sterbenden Sonne, um Rob Reid zu paraphrasieren; was es auch ist, es kommt ganz sicher aus dem All – steigt Vyre direkt mit dem Titelsong „The initial Frontier“ ein. Der neunminütige Song entrollt einen wahren Klangteppich, hier mischen sich harte Riffs und Blastbeat-Passagen mit Synthies und melodischen Parts, die klarmachen: Wir reisen durchs All, und das ist wunderschön, erhaben, aber auch gefährlich, kalt und hart. Streckenweise werden leise Erinnerungen an Dimmu Borgir wach, so im letzten Drittel, aber das sind bestenfalls leise Anklänge beim Einsetzen des Chors. „Frontier“, die Grenze, als Thema, ist bekanntlich eines der klassischen Themen in der Science Fiction (die an diesem Punkt relativ viel mit dem Genre Western zu tun hat), und an den Rand des Bekannten trägt uns der nächste Song, „Fragile Equilibrium“. Die ersten zwei Minuten klingt alles noch wie gewohnt, dann setzt plötzlich ein jazziges Piano ein, eine einzelne Gitarre verliert sich in träumerischen Riffs – wir sind mitten in einem Blues-Konzert, wenn auch nur für eine Minute, dann wird’s wieder deutlich schwärzer; Growls, Gitarren, Drums, Synths, der Song wird dort wieder aufgenommen, wo er vor diesem Intermezzo endete. Hier wird auch deutlich, warum man sich mit The initial Frontier etwas intensiver befassen sollte: Es ist ein sehr, sehr vielschichtiges Album.

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Wovon träumen digitale Schafe?

 

„Coil of Pipes“ beginnt ruhig, dann setzen furiose Drums ein. Textlich wird’s hier (bio-)mechanisch, sich windende Kabel, verschlungene Leitungen, irgendwo zischt und brennt es – ohne genau hinzuhören sind das die Assoziationen, die sich hier einstellen, verbunden mit dem Gefühl, dass gerade irgendeine Katastrophe dräut, die nicht mehr abwendbar ist. Was auch immer es war, am Ende geht der Blick doch wieder nach oben zu den Sternen, zeitlose und ganz klare Gitarren machen das deutlich, und nach und nach verstummen die Instrumente, das Piano bleibt übrig und verhallt immer mehr im endlosen Raum, bis wir wieder allein im Raum sind … und eine Rede auffangen, immer wieder unterbrochen von kosmischen Störgeräuschen: „Digital Dreams“ träumen wir jetzt, und bei mir springt bei diesem Titel sofort der Teil meines Gehirns an, der für Philip K. Dick zuständig ist. Beim Zuhören scheint allerdings mehr die Abteilung für William Gibson gefragt, denn die digitalen Träume sind offenbar eine in 8-Bit gehaltene, pixelige Landschaft, komplett mit schwarzen Blumen, viereckigen Bienen und fernen Bergen am Horizont – seelenlos in ihrer Künstlichkeit. Ausbrechen kann man aus dieser unwirklichen virtuellen Welt nicht, zumindest zeigen die digitalen Träume keinen Ausweg auf. Womit wir wieder bei Philip K. Dick wären …

Der letzte Song, „Miasma“, evoziert auch keine positiveren Gefühle, sondern erzählt, mal auf Deutsch, mal auf Englisch, von Vernichtung durch eine Seuche, einem üblen, giftigen Dunst, beißenden Nebelschwaden, die man nicht atmen kann – ein Miasma eben. Mit ein paar einsamen Akkorden endet The initial Frontiers an diesem Punkt, der überaus dystopisch ist, und malt uns ein sehr schwarzes Bild der Zukunft.

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Musik wie ein Sonnenaufgang auf einem fremden Planeten

The initial Frontier Pt.1 zu beurteilen, fällt mir ziemlich schwer. Es ist beileibe kein schlechtes Album, das Vyre hier vorgelegt haben, aber für meinen Geschmack etwas zu überfrachtet mit spielerischen Details, die mir zu oft auf der Strecke bleiben. Hier wäre weniger vermutlich mehr gewesen. Ein paar Punkte hätten klarer herausgearbeitet werden sollen, eingängiger gemacht werden. So verliert man sich in Details – und, nebenbei bemerkt, ist das jetzt eher eine Kritik, die ich an einer Space Opera in Buchform üben würde denn an einem Black Metal-Album.
Andererseits ist es diese Detailverliebtheit, die Vyre von den anderen melodischen und experimentierfreudigen Black Metal Bands hierzulande unterscheidet. Komposition, Lyrics, die Sythies, das Thema und wie es umgesetzt wird lässt insgesamt nur relativ wenige Wünsche offen, und ich habe jede Minute Zuhören wirklich genossen. Vor allem wie die synthetischen Klänge die „klassischen“ Riffs konterkarieren und beides am Ende doch harmonisch aufgelöst wird, ist phänomenal und erzeugt eine ganz eigene Klangkulisse, die man immer wieder hören kann, sodass The initial Frontier absolut mitnahmetauglich für längere Weltraumreisen ist.
Ich freue mich definitiv auf den zweiten Teil und bin mehr als gespannt, wohin die Reise uns führt!

Anspieltipp: „The initial Frontier“ und „Miasma“

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VyreThe initial Frontier Pt. 1
Supreme Chaos Records
VÖ: 29.11.2013
13,90 Euro
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Kontakt: contact@vyre.de

Tracklist
1. Small Bang Theory (introduction)
2. The nitial Frontier
3. Fragile Equilibrium
4. Coil of Pipes
5. Digital Dreams
6. Miasma

Spielzeit: 48:54

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1 Kommentar
  1. Adahn
    Adahn sagte:

    Klingt zwar nicht schlecht, aber da ich jetz auf Musik im Stil von Darkspace gehofft hatte (aufgrund des Titels) bin ich leider doch etwas enttäuscht. Dark 1.2 is einfach nich zu übertreffen… ;)

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