Ein Kreuz mit der Musik

 

Es gibt so manche Band, die erkennt man schon ab den ersten Takten des ersten Liedes. Ein unverwechselbarer Stil, eine unverwechselbare Stimme. Und wenn es alte Recken sind, seit über dreißig Jahren aktiv, dann erst recht. Auf eine Band, die seit 1982 unterwegs ist, trifft das mit Sicherheit zu: W.A.S.P. Die Amerikaner haben Anfang Oktober ihr mittlerweile fünfzehntes Studioalbum Golgotha herausgebracht.

Einfach nur W.A.S.P.

Man erkennt wirklich ohne Übertreibung schon an den ersten Sekunden, welche Band man hier in den Lautsprechern hat. Allerspätestens wenn der Gesang einsetzt, ist alles klar. Auf Golgotha bleibt Frontmann und einziges Überbleibsel der Originalformation Blackie Lawless dem Sound von W.A.S.P. treu und liefert ein Album mit Schliff und ohne Experimente ab. Die Gitarren sind meist hardrockig ausgelegt und etwas leiser, dafür die Drums und Blackies Stimme prägnant und im Vordergrund. Tatsächlich lebt der Sound dieser Band vor allem von Blackies markantem Organ, das oft von einer oder mehrerer Backgroundstimmen unterstützt wird. Das schafft eine schöne, dichte Klangatmosphäre, auch ohne viel Schnickschnack wie pompöse Synthies. Überhaupt ist die Scheibe sehr bodenständig und versucht, wie gesagt, keine Experimente a là K.F.D. Man muss allerdings schon zugeben, dass zum Beispiel die Dominator-Scheibe, die immerhin auch schon acht Jahre alt ist, doch recht vertraut klingt. Andererseits ist das eben der Stil dieser Band, und nicht jedem steht es gut zu Gesicht, sich mit jeder neuen Platte ein Stück weit selbst neu zu erfinden.

Keine Kanten, alles schön rund

Immerhin, man muss mit Respekt eingestehen, dass auch auf Golgotha keine technischen Mängel zu bemerken sind. Wie es gestandenen Metallern, wie jenen um Herr Lawless, gebührt, ist Golgotha perfekt aufgenommen und ausgewogen. Die Lieder haben keine Patzer, und auch wenn Schlagzeug und Gesang sehr im Vordergrund stehen, gehen die Gitarren nicht unter, was bei den rifflastigen Liedern auch ein grober Schnitzer wäre. Ebenso ist die Tracklist recht sorgfältig ausgewählt. Es beginnt mit einem energischen, schnelleren Stück („Scream“) und fällt erst zur Mitte des Albums unter ein gutes Midtempo, wenn die kraftvolle Powerballade „Miss you“ ordentlich Gefühle einbringt. Immer wieder unglaublich, wie viel Emotion Blackie in seine Stimme legen kann. Danach geht es dann mit „Slaves of the New World Order“ wieder flotter weiter, bis das Album in seinem Titeltrack „Golgotha“ einen schönen Abschluss findet.

Noch einmal biblische Inspiration

Wie schon auf dem Vorgänger Babylon ist Golgotha von biblischen Themen inspiriert. Die Stätte Golgota ist nach der Geschichte jener Hügel, an dem Jesus von Nazareth gekreuzigt wurde. Auch in Liedern wie „Hero of the World“, „Slaves of the New World Order“ oder „Eyes of my Maker“ merkt man deutlich Anleihen aus christlichen Geschichten, vor allem eben um die des Jesus und der Kreuze.

Nebenbei erwähnt ist Golgotha auch das Album mit dem längsten zeitlichen Abstand zu seinem Vorgänger. Bisher waren W.A.S.P. ungemein fleißig und haben ihre Fans höchstens drei Jahre bis zur neuen Scheibe warten lassen. Dieses Mal allerdings gab es Hindernisse wie die 30-Jahre-Jubiläumstour und einige gesundheitliche Probleme bei Blacke (Schulter-OP, gebrochenes Bein), sodass seit Babylon bereits sechs Jahre ins Land gezogen sind.

Kreuzigung oder Auferstehung?

Sicherlich ist Golgotha alles andere als ein Konzeptalbum, und W.A.S.P. haben sich auch nicht neu erfunden, aber müssen sie das denn? Sie liefern das, was man von ihnen erwartet, ohne Fehl und Tadel. Das Album hört sich so an, wie es soll, und macht Spaß. Freunden dieser Band und des Heavy/Glam Metal allgemein sei die Scheibe wärmstens ans Herz gelegt, damit kann man schlicht nichts falsch machen.

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W.A.S.P.: Golgotha
Napalm Records, Veröffentlichung: 2.10.15
Preis: Ab 16,99 € (Digipack CD) oder 19,99 € (Vinyl) bei Napalm Records
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Tracks:
1. Scream
2. Last Runaway
3. Shotgun
4. Miss you
5. Fallen under
6. Slaves of the New World Order
7. Eyes of my Maker
8. Hero of the World
9. Golgotha

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