Der Soundtrack für den Sommer 2017?

Welle Erdball - Gaudeamus IgiturGaudeamus Igitur, zu Deutsch „Lasst uns also fröhlich sein“ ist das zwölfte Album in der 27-jährigen Bandgeschichte von Welle:Erdball. Letztes Jahr erschien bereits eine neue EP: 1000 Engel (Link). Und jetzt hat das Warten ein Ende, einige neue Songs von Welle:Erdball sind auf der 40-minütigen Scheibe. Im Booklet ist außerdem noch ein Aufkleber für die eigene Vespa und ein IQ Test dabei. Der Kauf lohnt sich also. Doch wie schaut es musikalisch so aus?

Den Beginn macht „Vespa 50N Special“, und das klingt nach typisch Welle:Erdball, schneller Rhythmus, Synthi und eingehender Gesang. Danach kommt „Gaudeamus Igitur“, der Track, nach dem das Album benannt wurde. Beim ersten Anhören habe ich nachgesehen, ob ich nicht die zufällige Wiedergabe aktiviert habe und das womöglich gar nicht mehr Welle:Erdball ist. Es beginnt ein wenig wie ein Schlaflied, dann setzt getragener, mehrstimmiger Gesang ein, was wie nach einem vom Chor gesungenen Kirchenlied klingt und ganz und gar nicht nach Welle:Erdball.
„20000 Meilen unter dem Meer“ hat einen etwas piepsigen Beginn mit Wassertropfengeräuschen, und es bleibt auch sonst sehr ruhig. Darauf folgt „Die letzte Chance zu leben“, der Titel klingt zwar etwas melancholisch, aber das Lied ist fröhlich, hat eine eingängige Melodie und mehrstimmigen Gesang, der dem Rest vom Album eher fehlt. „L’Inconnue de la Seine“ (auf Deutsch: „Die Tote aus der Seine“) bezieht sich auf eine Totenmaske von ca. 1900. Das ist im Song etwas makaber, dass die Tote selbst spricht, ansonsten beginnt und bleibt es typisch Welle:Erdball. Danach kommt „Nur mit mir allein“, recht schnell und fröhlich, definitiv mit Ohrwurmpotential. „Polyamorie“ beginnt recht ruhig und bleibt das auch, ist aber dabei doch rhythmisch und eingängig. „Stirb mir nicht weg C=64“ ist für mich vom Text her typisch Welle:Erdball, aber auch vom Musikalischen her. Männlicher und weiblicher Gesang wechseln sich ab, im Hintergrund hört man Kampfgeräusche und viel Einsatz des C=64. „100 Engel“ ist bereits letztes Jahr erschienen, auf dem Album ist der TAS5-Remix, der eine etwas ruhigere Variante ist. Danach hört man gleich einen weiteren TAX5-Remix, diesmal von „20.000 Meilen unter dem Meer“. Diese Version ist insgesamt etwas poppiger, der Synthie setzt gleich zu Beginn ein. Der Track dauert 27:17 Minuten, allerdings wurde in ihm nur ein wenig Meeresgeräusch gegen Ende hin versteckt, ansonsten herrscht Stille, wonach dann „Die allerletzte Chance“ nochmal kurz aufschreit, das eigentlich eine Verlängerung zu „Die letzte Chance zu leben“ ist.

Und dann ist das Album auch schon vorbei. Welle:Erdball sagen selbst, es sei der Soundtrack für den Sommer 2017. Dafür hat es definitiv Potential und auch einige Songs, die zu Ohrwürmern werden könnten. Aber für den Sommer-Soundtrack, finde ich, zeigt es doch zu viele ruhige Seiten von Welle:Erdball. Abgesehen von dem einen Ausreißer zu Beginn ist es aber ein rundes Album, das Spaß macht zu hören.

Welle:Erdball live erleben könnt ihr hier:
28.04.2017 Oberhausen/ Kulttempel
29.04.2017 Bremen/ Tivoli
30.04.2017 Berlin/ SO 36
01.05.2017 Hannover/ Musikzentrum
05.05.2017 Magdeburg/ Factory
06.05.2017 Wiesbaden/ Schlachthof
11.05.2017 Nürnberg/ Hirsch
12.05.2017 Erfurt/ From Hell
13.05.2017 Dresden/ Reithalle
19.05.2017 Rostock/ MAU Club
20.05.2017 Flensburg/ Roxy
25.05.2017 München/ Technikum
26.05.2017 Wien/ Szene
27.05.2017 Mannheim/ MS Connexion Complex
08.07.2017 Ulm/ Ratiopharm Arena @ Volle Kraft Voraus Festival mit Combichrist, Eisbrecher usw.

Anspieltipp: „Die letzte Chance zu leben“ und „Stirb mir nicht weg C=64“

Welle:Erdball: Gaudeamus Igitur
Oblivion (SPV), VÖ. 28.04.2017
9,99 € (Amazon)

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Tracklist:
01. Vespa 50N Special
02. Gaudeamus Igitur
03. 20.000 Meilen unter dem Meer
04. Die letzte Chance zu leben
05. L’inconnue de la Seine
06. Nur mit mir allein
07. Polyarmorie
08. Stirb mir nicht weg (C=64)
09. 1000 Engel (Tax-5 Remix)
10. 20.000 Meilen unter dem Meer (Tax-5 Remix)

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