Prayer at the ruins

WSOBM_CoverDie Band White Snake of a Blackened Maze besteht aus den uralten Geschöpfen Wirogl und Wesdor, die den Menschen in Menschengestalt erscheinen. Eine Ewigkeit lang beobachten sie schon die Menschheit und haben viele Kriege und Königreiche kommen und untergehen sehen. Der Stamm der weißen Schlangen, dem Wirogl und Wesdor angehören, verbirgt sich im schwarzen Labyrinth der Weisheit. Ihr Debüt By the rivers of heresy ist ein Konzeptalbum, das sie den zahllosen Opfern der Religionskriege und der Unterwerfung für die Gottheit Amon widmen. Reichlich Mystik also, doch davon sollte man sich nicht verwirren lassen.

„The king“ eröffnet die Platte, und als erstes fallen mir die marschmäßigen Trommeln auf, die sich durch den gesamten Song ziehen und stellenweise in Blast Beats übergehen, ohne jedoch dominant zu sein wie im Black Metal oft üblich. Auch der Gesang ist anders, zwar schon irgendwie krächzend, aber doch mehr ins Flüsternde übergehend, so dass die Lyrics besser verständlich sind. Das folgende „Distrust thy teacher“ hat einen ähnlichen Stil, und es ist auffallend, wie komplex die Kompositionen sind. Bombastisch und orchestral, ruhig und ausbrechend, immer wieder überraschend, und so leitet ein Klavier „Faith and denial“ ein. Wobei ich auf Dauer auch mal einen Wechsel zu Klargesang durchaus begrüßen würde, weil ich persönlich das einfach als abwechslungsreicher empfinde. „Smash the law“ löst wegen der zentralen Melodie bei mir starke Assoziationen zu „Crucifixio“ von Lacrimosa aus, zumal der Song die gleiche getragene und irgendwie romantische Stimmung verbreitet. Das weckt auch Erinnerungen an meine Junggrufti-Zeit mit rotweinschwangeren Nächten auf dem Friedhof. Dazu würde der Song auf jeden Fall gut passen, auch wenn „Smash the law to create chaos“ nicht unbedingt nach Romantik klingt. Aber mit der ist es bei „Shadow march“ ohnehin vorbei, denn die Gitarrenarbeit rockt und klingt dabei zu Beginn stark nach „Temple of love“ von The Sisters of Mercy. Die zweite Hälfte erinnert mich dann an deren Coverversion „Gimme shelter“ (im Original von The Rolling Stones), auch wenn der Gesang natürlich immer noch charakteristisch krächzend ist. Dieser Song ist es übrigens auch, der mich zur Rezension bewogen hat.
Das folgende „Arise“ ist in gleich mehrfacher Hinsicht überraschend. Da wäre zunächst die fröhlich gepfiffene Melodie, bevor die üblichen musikalischen Zutaten und auch die Double Bass Drums wieder einsetzen. Die anschließende Gesangslinie erinnert mich völlig unerwartet an den ikonischen Refrain in „Take on me“ von A-ha, und mit diesem Black-Metal-Einfluss hat das wirklich was. Und schließlich kommt der ersehnte Klargesang zum Klavieroutro, wenn auch nur verhältnismäßig kurz. „Prayer at the ruins“ ist eine Mischung aus Neo-Klassik, der französischen Band Elend und „November rain“-Feeling von Guns ’n‘ Roses. Ja, die Beschreibung erscheint recht wild, aber tatsächlich passt das gut zusammen. In „The preacher of nihil“ kommen wieder die zurückhaltend abgemischten Double Bass Drums zum Einsatz in Kombination mit einer sehr düsteren Stimmung, sodass man das Stück zunächst dem Depressive Black Metal zurechnen könnte. Doch schließlich setzt ein Gitarrengefrickel ein, das dem konträr entgegensteht. Zum Abschluss nimmt „Heretic confessions (Heresikon)“ ein Stück weit die Stimmung von „Smash the law“ auf, wobei es gesanglich hier noch dunkler zugeht und man sich dem Ende tatsächlich nah fühlt.

Fazit: White Snake of a Blackened Maze haben mit By the rivers of heresy ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Werk aufgenommen, das mit einigen Überraschungen aufwartet. Mehrmaliges, aufmerksames Zuhören möglichst im Dunklen ist hier von Vorteil. Und ja: Das muss nicht, aber kann durchaus auch auf dem Friedhof stattfinden. Düstere Gothic-Romantik paart sich hier mit Blackened Metal, aber ohne in ausgelutschten Gothic Metal abzudriften. Lediglich beim Gesang würde ich mir mehr Abwechslung wünschen, aber das ist natürlich eine persönliche Geschmackssache. Fans von (Depressive) Black Metal oder Death Doom allgemein sowie Cradle of Filth, Lacrimosa und Fields of the Nephilim sollten hier ein Ohr riskieren.

Anspieltipps: Smash the law, Shadow march, Arise

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

White Snake of a Blackened Maze: By the rivers of heresy
Petrichor, VÖ. 19.11.2021
CD 11,90 €, LP 17,90 € erhältlich über Hammerheart Records

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Tracklist:
01 The king
02 Distrust thy teacher
03 Faith and denial
04 Smash the law
05 Shadow march
06 Arise
07 Prayer at the ruins
08 The preacher of nihil
09 Heretic confessions (Heresikon)

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