W(h)o anfangen?

 

In Teil 1 unserer Doctor-Who-Reihe hat lateranus euch einen groben Überblick über die Serie verschafft. Wenn ihr euch nun vorstellen könnt, auch mal reinzuschnuppern, euch aber bei all der Vielfalt nicht sicher seid, wo ihr anfangen sollt, haben wir hier einige Herangehensweisen für euch. Auch geht lateranus noch mehr auf die Frage ein: Who is Who?

Donna Noble

Wenn man beginnen möchte, eine Serie, die seit 50 Jahren läuft, anzuschauen, fällt es schwer, einen Ansatzpunkt zu finden. Soll man bei „An unearthly Child“ von 1963 (die tatsächliche Pilotfolge) beginnen? Nun, für Nostalgiker ist dies sicher eine Option. Wenn es nicht stört, dass die Spezialeffekte noch sehr primitiv sind, die Serie in schwarz-weiß ist, dass diverse Episoden nur teilweise rekonstruiert werden konnten und andere verloren sind, und dass man sicher einige Jahre braucht, um sich zu den aktuellen Folgen durchzuschauen, dann ist das eine gute Idee.
Ansonsten gäbe es die Möglichkeit, mit Staffel 1 – Episode 1 von 2005 zu beginnen („Rose“), die ersten Episoden von 2005 sind so gestaltet, dass sie den Doctor einem neuen Publikum präsentieren. Man lernt ihn nach und nach kennen, seine Zeitreisekapsel ebenso die verschiedenen Aspekte der Serie. Das Manko der ersten und zweiten Staffel ist, dass die Effekte teilweise noch etwas kostengünstig eingekauft wurden, teilweise überzeugen sie nicht wirklich – kennt man aber die alten Folgen mit Gummianzug-Monster und 80er Jahre Computereffekte, stört das nicht.
Steht man eher auf ausgereifte Effekte, etwas Glitzer und einen Doctor, der nicht so distanziert ist, dann wäre „Eleventh Hour“ bzw. „Fünf vor zwölf“ (Staffel 5 – Episode 1) mit Einführung des elften Doctors eine Empfehlung. Der Nachteil hierbei ist, dass man spätestens nach Staffel 7 und vor dem Special „Day of the Doctor“ bzw. „Der Tag des Doctors“ die Staffeln 1 bis 4 nachholen sollte, möchte man zumindest im Ansatz das Special nachverfolgen können.
Wenn man sich unsicher ist, ob einem die Serie gefallen könnte, dann wären als „Schnupperepisoden“ vielleicht „Blink“ bzw. „Nicht blinzeln“ (Staffel 3 – Folge 10) oder „The Girl in the Fireplace“ bzw. „Das Mädchen im Kamin“ (Staffel 2 – Folge 5) interessant – beide Folgen können sehr gut als Einzelfolgen angeschaut werden, die kein großartiges Vorwissen vom Zuschauer verlangen.

Wer ist der Doctor?
„Er schützt Planeten, rettet Zivilisationen, überwindet schreckliche Kreaturen. Und er rennt recht viel. Ernsthaft, da ist unfassbar viel Laufen mit eingeschlossen!“
(Donna Noble, Begleiterin des zehnten Doctors)

Fangen wir mit der Hauptfigur an: dem Doctor. 1963 von William Hartnell gespielt, der wegen seines hohen Alters und einer ihn schwer beeinträchtigenden Arteriosklerose 1966 von Patrick Troughton ersetzt wurde. Damals entwickelten die Serienmacher jenen Geniestreich, der es ermöglicht, dass wir heute noch immer einen Doctor haben, obwohl der Schauspieler so oft wechselte (und die ersten drei Schauspieler, die den Doctor gespielt haben, längst tot sind): Regeneration, ein komplett neuer Lebenszyklus. Jede Zelle des Körpers wird ausgetauscht, die DNA, das Gesicht, fundamentale Charaktereigenschaften, alles ändert sich – ein Trick, den (so die Mythologie der Serie) die Time Lords vom Planeten Gallifrey (die Spezies, der der Doctor angehört) entwickelten, um dem Tod von der Schippe zu springen.

Zwölf Mal Doctor in chronologischer Reihenfolge

Ein Name, den der Doctor als Alias in der Serie gerne benutzt, ist John Smith; seinen wahren Namen haben wir bisher nicht erfahren (das Special zum 100-jährigen Laufen der Serie könnte vielleicht diese Antwort liefern). Aber sein echter Name spielt auch keine Rolle, wichtig ist der Name, den er gewählt hat, das Versprechen, das er damit abgegeben hat: niemals grausam oder feige sein, niemals aufgeben, niemals einlenken. Mag er auch den Namen anfangs gewählt haben, weil es ,,cool“ klang, sein erstes Treffen auf die Daleks 1963 ließ ihn zum Doctor werden, zum Mann, der die Menschen ,,besser macht“ und sie beschützten möchte (auch vor sich selbst, wenn es notwendig wird).
In vielen Folgen ist gar nicht so sehr der Doctor derjenige, der im Mittelpunkt steht. Es sind die Menschen, die oftmals festgefahren in ihrem Alltag und ihrem Denken sind. Meist ist es der Doctor, der ihnen, wenn notwendig, den Ansporn oder Schubs gibt, über sich hinauszuwachsen, mehr zu werden, besser zu werden und das Richtige zu tun.

Seit 1963 haben William Hartnell, Patrick Troughton, Jon Pertwee, Tom Baker, Peter Davison (der Schwiegervater von David Tennant), Colin Baker, Sylvester McCoy (ja, der aus Hobbit), Paul McGann, Christopher Eccleston, David Tennant, Matt Smith und Peter Capaldi den Doctor gespielt und immer einzigartig geprägt.

Der Doctor ist ein Time Lord vom Planeten Gallifrey. Die Time Lords haben nicht nur die Regeneration entwickelt, sie haben auch die Technik der Zeitreise gemeistert. In seiner ersten Inkarnation als Doctor „leiht“ er sich aus der Werkstatt für defekte Zeitreisekapseln eine sogenannte TARDIS (mit kaputtem Navigationssystem) aus und flieht zusammen mit seiner Enkeltochter von Gallifrey. Er äußert nie einen vernünftigen Grund, warum er geflohen ist, doch merkt man immer wieder in der Serie, dass sein Verhältnis zu seinem eigenen Volk alles andere als unbelastet ist.
Aufgrund des defekten Navigationssystems hat der Doctor keine Steuerungsmöglichkeit für die TARDIS, letztendlich landet er mit ihr in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in London auf einem Schrottplatz. Während er Ersatzteile organisiert, besucht seine Enkeltochter die lokale Highschool und fällt dort mit ihrem außerordentlichem Wissen zwei Lehrern auf, die ihr eines Abends nachschleichen, den Schrottplatz finden und sich gewaltsam Zugang zu etwas verschaffen, das aussieht wie eine 50er Jahre Polizeinotrufzelle. Warum eine Polizeinotrufzelle? Nun, da Zeitreisende nicht auffallen sollen, hat jede TARDIS die Fähigkeit, in Bruchteilen einer Sekunde, wenn sie an einem Ort in einer bestimmten Zeit erscheint, alle äußeren Faktoren zu kalkulieren und mittels Hologramm ein Aussehen anzunehmen, das maximal unauffällig in der jeweiligen Zeit am speziellen Ort ist. Aufgrund eines Defekts, der nie behoben werden konnte (und niemand würde es je wagen, diesen Defekt noch zu beheben), erscheint diese spezielle TARDIS immer und überall als 50er Jahre „Policebox“.

blink

Gutes Appetithäppchen: die preisgekrönte Episode „Blink“

Um es kurz zu machen: Der Doctor sieht keine andere Möglichkeit mehr unentdeckt zu bleiben, als mit den Lehrern und seiner Enkeltochter die TARDIS zu starten und an einen anderen Ort und in eine andere Zeit zu reisen. Die TARDIS bringt sie in die Steinzeit, auf fremde Planeten, auf denen sie unbarmherzige und hassende Kreaturen wie die Daleks kennenlernen (mehr zu den Daleks in den nächsten Teilen dieser Reihe), zu den Azteken, Marco Polo … Der Doctor muss erkennen, dass es Dinge im Universum gibt, die so finster und schlimm sind, dass man das Universum vor ihnen beschützen muss – und er fängt an, genau das zu tun. Obwohl der erste Doctor in den einzelnen Folgen meistens das Auftreten hat, das man eher von einem Bösewicht erwartet (er lügt und sabotiert, um seinen Willen zu bekommen, er entführt die Lehrer usw.), so entwickelt er sich nach und nach zu jenem Doctor, der den Menschen hilft, der die Menschen „besser“ macht. Trotzdem erkennt man bereits in der ersten Episode, dass es in dem Doctor auch eine dunkle Seite gibt. Die „New Who“ Episoden, die nach dem großen Krieg der Daleks mit den Time Lords spielen (einem Krieg zwischen zwei nahezu allmächtigen Völkern), zeigen, dass der Doctor noch immer gegen diese dunkle Seite seiner Persönlichkeit kämpft.

Doch der Doctor kämpft nicht alleine. Ein wichtiger Teil seiner Geschichte sind seine Freunde und Begleiter. Doch dazu mehr nächste Woche in Teil 3 unserer Doctor-Who-Reihe.

– lateranus

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