Freund oder Feind?

Nachdem lateranus in Teil 1 der Doctor-Who-Reihe die Grundsätze erläuterte und in Teil 2 näher auf den Time Lord selbst eingegangen ist, wird er uns in Teil 3 der Reihe über die Begleiter und Feinde des Doctors aufklären.

Freunde und Begleiter

Der Doctor reist nun seit weit über tausend Jahren durch Zeit und Raum; er hat so viele Freunde und Begleiter gehabt, verloren, zurückgelassen, wurde von ihnen verlassen oder gar vergessen.
Um nur einige Wichtige zu nennen, beginnen wir mit der Reporterin Sarah Jane Smith (gespielt von der fabelhaften Elisabeth Sladen, gestorben 2011). Seit dem dritten Doctor, genauer seit 1973, ist sie Bestandteil der Serie. Zu Sarah Jane gehört auch K-9, ein sprechender Roboterhund, der das erste Mal 1977 in der Episode „The Invisible Enemy“ auftauchte. Entwickelt von einem Professor Marius im Jahr 5000 begleitet er den vierten Doctor, wird immer wieder weiterentwickelt und landet später bei Sarah Jane Smith.

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Donna Noble und der Zehnte Doctor

Wenn der Doctor einen Begleiter verliert, ist das immer ein emotionaler Moment; der schlimmste Fall freilich ist, wenn ein Begleiter stirbt, wie beispielsweise der Begleiter des vierten und fünften Doctors, Adric (man denke an den Nobelpreisgewinner Paul Adrian Maurice Dirac, Mitbegründer der Quantenphysik – Adric ist ein Anagramm von Dirac). Er war 1982 der erste Langzeit-Begleiter, der in der Serie getötet wurde (es folgten weitere, manche auch öfter als nur einmal).

Bei den „New Who“-Folgen ist zum Beispiel Rose Tyler (beginnend ab dem 9. Doctor, gespielt von Billie Piper) eine wichtige Begleiterin, die auch später wieder in Querverweisen auftaucht und auch im Special zum 50. Jahrestag unter dem Titel „Tag des Doctors“ eine wichtige Rolle spielt.
Der Liebling vieler Whovians (so auch derer aus unserem Forum) ist mehrstimmig Donna Noble (gespielt von der äußerst talentierten Catherine Tate), die zusammen mit dem zehnten Doctor Abenteuer erlebt. Sie beeindruckt besonders durch ihre humorvolle, offene Art und durch die harschen Diskussionen mit ihrem Schauspielkollegen David Tennant vor der Kamera.

Die neueste Begleiterin ist Clara Oswald (gespielt durch Jenna Coleman, unter anderem bekannt durch Captain America), das „unmögliche Mädchen“, die unter dem 11. Doctor (Matt Smith) eingeführt wurde und auch den 12. Doctor (Peter Capaldi) durch Raum und Zeit begleitet.

Gegner

„Während all meinen Reisen durch das Universum habe ich gegen Böses gekämpft, gegen machtgeile Verschwörer, ich hätte hier bleiben sollen! Die älteste Zivilisation – dekadent, degeneriert und bis ins Mark verrottet. Machtgeile Verschwörer? Daleks, Sontaraner … Cybermen! Die sind noch immer in der Kindertagesstätte verglichen mit uns! Zehn Millionen Jahre absoluter Macht, das braucht es, um wahrlich korrupt zu sein!“
(der sechste Doctor, dargestellt von Colin Baker)

Viel Feind, …

Der älteste Todfeind des Doktors sind die Daleks. Ihr erster Auftritt fand bereits in Episode 2 im Jahr 1963 statt und verschaffte den Daleks einen Kultstatus, den sie inzwischen auf die ganze Welt ausdehnen konnten. Die Daleks haben im 21. Jahrhundert die Welt erobert; selbst wenn viele Menschen nicht einmal wissen, was ein Dalek ist, gesehen haben sie sie bereits irgendwo in irgendeiner Serie oder einem Film, verborgen im Hintergrund lauernd oder im Vordergrund, mindestens einen dieser kleinen Salzstreuer mit Quirl, Augenstiel und Plömpel (man sieht Daleks unter anderem bei Mr. Bean, Futurama oder Southpark). 10 Millionen Zuschauer verfolgten die Dalek-Folge 1963 in Großbritannien (eine Quote, die noch heute beeindrucken kann, umso mehr damals als Fernsehgeräte noch deutlich seltener waren und die BBC bereits um Zuschauer gegen das Privatfernsehen kämpfen musste).
Der bewegliche Augenstiel auf der frei drehbaren Abschlusskappe des Daleks erinnert dabei sehr an einen Kampfpanzer. Diese Konnotation ist durchaus nicht unbewusst gewählt: Daleks hassen alles, was nicht Dalek ist, und wollen es vernichten, zu Staub exterminieren, so dass am Ende nur noch Daleks übrig sind. Was sie nicht vernichten können (weil sie es beispielsweise noch brauchen), versklaven sie. Das ganze paart sich mit einer hysterisch-schrillen Stimme, mit der sie das ikonische ,,Exterminate!“ herausschreien ehe sie zuschlagen. Daleks lieben es, wenn ihre Opfer in Angst und Schrecken verfallen, sie einfach zu töten wäre zu „langweilig“.

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… viel Ehr‘.

Sind die Daleks die ersten Todfeinde, die der Doctor kennenlernt, so sind die Cybermen – ehemals Menschen von einem Zwillingsplaneten der Erde, der aus seiner Bahn und damit dem Sonnensystem geschleudert worden ist – Menschen, die ihre Körper immer mehr durch technische Verbesserungen und Upgrades versehen haben, bis nur noch ein emotionsloses Gehirn in einem Stahlkörper übrig blieb. Dies sind die letzten Gegner, die der erste Doctor kennenlernen muss, ehe seine Zeit abgelaufen ist und er zum zweiten Doctor regeneriert (1966).
Das furchteinflößende Stampfen der Cybermen, die emotionale Kälte, das gleichgeschaltete Auftreten, all das lässt die Cybermen zu furchterregenden Gegnern werden, vor denen sich Generationen von Kindern hinter dem Sofa versteckt haben, um geschützt vor der Lehne auf den Fernsehschirm zu schauen und zu sehen, wie der Doctor sie wieder und wieder besiegt.

Während die Cybermen sich als überlegen ansehen und alles Leben in Cybermen konvertieren wollen (was nicht konvertiert werden kann, wird gelöscht) – die Daleks alles, was nicht Dalek ist, auslöschen wollen – leben die Sontaraner für das Kämpfen, Töten und um im Kampf zu sterben. Dies ist eine Klonrasse, die eine frappierende Ähnlichkeit mit laufenden Kartoffeln in Kampfrüstungen hat, und die nichts ohne militärische Notwendigkeit macht. Die größte Ehre für sie ist es, im Kampf zu sterben.

Preisgekrönte Monster: Weeping Angels

Wer jetzt befürchtet, dass der Doctor immer wieder die gleichen Feinde zu bekämpfen hat, dem treten erfindungsreiche Autoren entgegen, die immer wieder neue Übel aus dem Nichts erschaffen und dem Gegner gegenüberstellen. Die Weeping Angels, eine bizarre Rasse, die einen ganz eigentümlichen Verteidigungsmechanismus entwickelt haben: sobald irgendjemand sie sieht, erstarren sie zu Stein – und Stein kann man schwer verletzen. Das führt zu der irrealen Situation, dass selbst Weeping Angels ihresgleichen nicht anschauen können. So sehen sie meist aus wie weinende Engel als Statuen auf Friedhöfen, die ihre Gesichter in den Händen bergen. Oder sehen die Statuen aus wie Weeping Angels?
Wir sehen die Boneless (Wesen, die in einer zweidimensionalen Umgebung leben und versuchen, in die dreidimensionale Wirklichkeit vorzudringen), Menschen kannibalisierende Roboter oder auch eine Mumie im Orient Express, die nur von ihren Opfern gesehen werden kann. Die Kreativität der Autoren lässt erschaudern, wenn man überlegt, sie hätten auch Bio-Ingenieure werden können.

Wer also die Daleks kennenlernen möchte, dem empfehle ich die Episoden „The Daleks“ (1963), „The Dalek Invasion of Earth“ (1964) und „Genesis of the Daleks“ (1975). Die Folge „The Tenth Planet“ (1966) mit dem ersten Auftritt der Cybermen ist leider teilweise verloren gegangen, es gibt aber zumindest die Audiospur und Einzelaufnahmen der Dreharbeiten, sodass die meisten Lücken einigermaßen gefüllt sind.
Modernere Folgen mit Daleks sind zum Beispiel: „Daleks in Manhatten“ (2007, 10. Doctor), „Into the Dalek“ (2014, 12. Doctor). Modernere Folgen mit den Cybermen findet man ab Doctor Nummer 10, zum Beispiel in den Folgen „Rise of the Cybermen“ oder „The Age of Steel“ (2006).

Das war Teil 3 unserer Doctor-Who-Reihe. Nächsten Montag gehen wir dann in Teil 4 näher auf die Köpfe hinter Doctor Who ein.

– laternaus

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