Ein toter Mann Gottes, rote Stöckelschuhe und vieles mehr

 

kaemmerer_heiligenblutBruder Wolfgang liegt zerschmettert auf dem Gehweg in der Münchner Kardinal-Faulhaber-Straße. Warum, wieso, wer steckt dahinter? Hat ihn wirklich jemand aus dem Fenster gestoßen? Warum hat er eine Zweitwohnung in Haidhausen? Wieso hat eine Frau in seiner Badewanne ein Säurebad genommen? Was haben die drei Passagiere in dem weißen Transporter mit dem Passauer-Kennzeichen mit der Explosion in der Wohnung zu tun? Fragen, Fragen, nichts als Fragen … für die richtigen Antworten ist das Team der Münchner Polizei unter Leitung von Kommissar Karl-Maria Mader zuständig.

Harry Kämmerer beschreibt den Regionalkrimi Heiligenblut an vielen Fronten. Da ist erstens natürlich der Tote auf dem Münchner Pflaster, bei seinem Sturz wurde er von der Literaturagentin vom Kriminalbeamten Klaus Hummel (seines Zeichens „Soulman“ und angehender Autor) beobachtet. Dann lässt er Maders niederbayerische Mitarbeiterin Dosi Roßmeier (herrlich impulsiv und gerade heraus) wegen des privaten Hausverkaufs nach Passau fahren, während die Münchner Kollegen die Haidhauser Wohnung betreten und alles explodiert. Dazwischen erzählt der Autor von Maders Untergebenen Frank Zankl, dessen Sicht auf die Geschehnisse unter anderem besonders gut bei seinen nächtlichen Einschlaf-Spaziergängen mit seiner Tochter zum Vorschein kommt. Und dann wird Dosi auch noch in Passau wegen Mordes verhaftet. Es gibt viele Geschichtsnebenstränge, und manchmal verlieren sich die Spuren des eigentlichen Falles. Aber über kurz oder lang finden alle Geschehnisse zu einem großen Ganzen zusammen, und selbst der kniffligste Ansatz wird geklärt.
Aber so ähnlich kenne ich dieses Hin und Her schon aus dem ersten Teil (Isartod). Man begegnet bei Heiligenblut wieder dem Immobilienhai Patzer, der aus Stadelheim entlassen wurde, und auch Dr. Steinle (seines Zeichens Notar) spielt eine Rolle. Es ist also fast wie nach Hause kommen, bei Heiligenblut kennt man bereits seine Pappenheimer (oder vielleicht doch lieber Bayern?). Für diejenigen, die die Hauptakteure nicht kennen: Eine Einführung gibt es am Buchanfang.

Die Charaktere sind unnachahmlich (nieder-)bayerisch, die Wendungen komisch (danke für die Rutschpartie des Sargs!), die Schauplätze zum großen Teil bekannt oder entdeckungswürdig. Kämmerers Musikgeschmack fließt auch in die Seiten ein. Im vierten Buch über den Kommissar Mader und sein Team werden die Lebensgeschichten der Hauptakteure weitererzählt, dem Toten wiederfährt Gerechtigkeit bzw. Wahrheiten kommen an den Tag, und die katholische Scheinheiligkeit wird aufgedeckt. Nichts anderes habe ich erwartet und bekommen.
Ich bin gespannt auf die Vorstellung des neuen Buches Harte Hunde! von Harry Kämmerer am 17.03.2015 im Münchner Theater Drehleier.

Infos zum Autor (Quelle: Ullstein Verlag):
Harald Kämmerer, geboren 1967, aufgewachsen in Passau, lebt mit seiner Familie in München. Verlagsredakteur mit Herz für Musik, Literatur und Kabarett. Verfasser einer Dissertation zum Thema „Satire im 18. Jahrhundert“ und der kultigen Krimis Isartod, Die Schöne Münchnerin, Heiligenblut und Pressing.

Harry Kämmerer im Interview zu Heiligenblut beim BR (Lesezeichen).

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Harry Kämmerer: Heiligenblut
320 Seiten
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Ullstein Verlag

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