Sydney – Köln

KölnIn Sydney ist es bekanntermaßen sehr sonnig, und wo Sonne ist, gibt es auch Schatten. Genauer gesagt The Dark Shadows, ein Band-Trio, das ich das erste Mal 2009 oder 2010 im damaligen kleinen 59:1 vor einer Handvoll Leuten gesehen habe. Und mit ihrer höchst ungewöhnlichen wie eigenständigen musikalischen Mischung aus New Wave, Punk, Gothic und Psychobilly sind sie direkt zu meiner australischen Lieblingsband avanciert. If you ever read this, Nick Cave, I’m sorry.
Deren Sängerin und Gitarristin Brigitte Handley ist seit einer Weile auch solo aktiv und pendelt zwischen Deutschland und Sydney. Ihre erste Zeit in der Fremde in Köln hat sie mit der EP Köln – Visions… musikalisch verarbeitet.

„Köln“ wird von einer drängenden Rhythmussektion bestimmt, über die sich ein Synthie-Teppich und der Sprechgesang von Brigitte Handley legt. Eine gewisse Nähe zu Anne Clark ist dabei spürbar. Die Atmosphäre des Songs ist düster und kalt, trotz des melodiös gesungenen Refrains. Beim folgenden „Daylight“ habe ich ein wenig Melodiefragmente von „Sweet little lies“ von Fleetwood Mac im Ohr. Der Track wirkt ein wenig wie aus dem Off, denn neben den musikalischen elektronischen Spielereien ist auch der Gesang ein bisschen verfremdet.
Für „Lament of a lost soul…“ (im Original auf dem 2009er Album Darkness Calls… zu finden) legt das Künstler-Kollektiv Matahari Ranch aus Sydney in ihrem Remix den Fokus auf den Gesang, der von sanfter Percussion begleitet wird. Die Synthies sorgen für eine Traum-ähnliche Stimmung.
In „After Dark“ hält sich die Elektronik zurück, dafür stehen Gitarre und Bass stärker im Vordergrund und verweisen so auf The Dark Shadows, ebenso wie der mehrstimmige Harmoniegesang. Der Remix zu „Still lives…“ (von Autumn still… 2013) ist auch von Matahari Ranch und tendiert stark in Richtung Dark Wave. Brigitte rezitiert die Lyrics mit ruhiger Stimme, die von der düsteren Atmosphäre getragen wird.

Fazit: Köln – Visions… ist eine äußerst gelungene EP-Zusammenstellung von Brigitte Handley, die damit deutlich zeigt, wie der Umzug von Australien nach Deutschland sie als Künstlerin beeinflusst hat. Das ist eine Erfahrung, die vor ihr ja auch schon Nick Cave gemacht hat.

Anspieltipp: Köln

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Brigitte Handley: Köln – Visions…
Icy Cold Records und Select-A-Vision Records, Vö. 03.06.2021
MP3 4,00 €, LP 18 € erhältlich über Bandcamp
Homepage: https://www.facebook.com/brigitte.handley
https://brigittehandley.bandcamp.com/
http://thedarkshadows.com.au/
https://www.facebook.com/icycoldrecords/
https://icycoldrecords.bandcamp.com/

Tracklist:
01 Köln
02 Daylight
03 Lament of a lost soul… (Matahari Ranch Remix)
04 After Dark
05 Still lives… (Matahari Ranch Remix)

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