Post (Metal) vom Hardanger Fjord
Nach ihrem selbstbetitelten Debüt von 2016 legt die norwegische Post-Metal-Band Dreamarcher mit der EP Harding nach. Mit Post Metal hatte ich bislang nicht viel am Hut, da ich das Genre insgesamt als zu sperrig empfand. Aber mit dem Song „Shadows“ vom Debüt, zu dem es auch ein tolles Video gibt, bin ich auf die Band aufmerksam geworden. Kim Christer Hylland an den Drums und Ruben Aksnes am Bass singen auch beide und werden durch die zwei Gitarristen Odd Erlend Mikkelsen und Eirik Kråkenes komplettiert.
Harding ist der Region Hardanger gewidmet, aus der auch die Band stammt, die Texte basieren auf Geschichten von Jan „Jangen“ Gravda, einem lokalen Autor und Journalisten. Hardanger ist von hohen Bergen umgeben und dementsprechend abgelegen. Das Leben zur Zeit der industriellen Entwicklung war hart und entbehrungsreich, prägte aber damit auch die Menschen der Region. Mittel zum Ausdruck war unter anderem auch eine achtseitige Fidel, die zwischendurch als verteufelt galt. All dies spiegelt schon das Plattencover von Harding wider.
Der erste und mit knapp drei Minuten kürzeste Song „Dalen“ wird musikalisch recht brachial eröffnet inklusive Brüllgesang, besticht dann aber durch sein Wechselspiel mit gemäßigten Passagen, die mich etwas überraschend an Volbeat erinnern. Aber warum nicht, liegt Dänemark doch nur auf der anderen Seite der Ostsee. Das folgende „Aske“ ist mit sieben Minuten deutlich länger und beginnt Doom-ähnlich schwer schleppend, wechselt jedoch bald die Atmosphäre. Zwar immer noch langsam, dafür mit Wucht gespielt, insgesamt eher gediegener Rock als Metal. Die Siebziger lassen grüßen, aber auch Heavy Metal Gitarren der Achtziger blitzen immer wieder auf. Mit über acht Minuten ist „Omuta“ der längste Titel auf Harding, das mit Glockenschlägen imitierenden Gitarrenklängen eingeleitet wird, bevor eine Heavy-Metal-Einlage startet, die von eher Siebziger inspiriertem Gesang begleitet wird. Allerlei Breaks und Rhythmuswechsel durchziehen den Song, und auch der Brüllgesang wird wieder eingesetzt. Etwa zur Hälfte wird es plötzlich sehr ruhig, als ob ein neues Lied begonnen hätte. Den Klängen nach kommt hier tatsächlich die achtseitige Fidel zum Einsatz, was stark folkmäßig wirkt. Die letzte Minute wird noch einmal ordentlich gerockt, nachdem die Passage von einem Urschrei eingeleitet wird.
Fazit: Wie schon eingangs erwähnt kann Post Metal sehr sperrig sein, und so ist auch Harding in der Tat. Eine einheitliche Linie fehlt, und das kann man mögen oder als anstrengend empfinden. Allerdings gibt es in den Songs viel zu entdecken, und dementsprechend wird mehrfaches Hören belohnt. Man muss sich auf Harding einlassen, das ist keine Easy-Listening-Platte, soll es aber auch nicht sein. Für meinen persönlichen Geschmack ziehe ich einen Punkt ab, weil ich das Debüt als leichter zugänglich empfinde.
Dreamarcher: Harding
Indie Recordings, 09.03.2018
Vinyl 300 Kronen, erhältlich über dreamarcher.net/store
Mp3-Download 1,99 € erhältlich über Amazon
Homepage: de-de.facebook.com/dreamarcherofficial/
indierecordings.no
Tracklist:
Dalen
Aske
Omuta
(2356)