Unheiliger Ostersonntag

Noch geplättet von einem grandiosen Festivalsamstag haben wir es irgendwie schon um 14 Uhr aufs Gelände geschafft, um uns einem Ostersonntag zu stellen, der in zehn Stunden siebzehn Konzerte für uns bereithalten wird. Wie das wohl diejenigen schaffen, die am Vortag noch zur After-Show-Party geblieben sind? Viel Zeit um nach einer Antwort auf diese Frage zu suchen, haben wir nicht, denn wie schon am Vortag geht es pünktlich los:

DSC_6612Den unheiligen Ostersonntagsreigen eröffnet um halb drei die Bonner Formation Valborg, die die Besucher mit ihrem spannenden progressiven Doom Metal weckt. Der ungewöhnliche Sound, der gekonnt tonnenschwere Riffs mit atmosphärischen, elektronischen Elementen mischt, lädt dazu ein, die verspannte Nackenmuskulatur durch sanftes Nicken mit geschlossenen Augen zu lockern, während man auf dem dichten Klangteppich davongetragen wird. (Nimm dies, Yoga!) Untermalt wird das Ganze von teilweise extrem knappen deutschen Texten, bei einigen Songs bestehen sie nur aus einem einzelnen Wort, mal gekreischt, mal clear gesungen. Obwohl Valborg sich vor allem auf ihr brandneues Album Endstrand (erschienen am 7. April) konzentrieren, von dem mir besonders „Stossfront“ in Erinnerung geblieben ist, und der Single „Werwolf“ vom letzten Jahr, werden auch ältere Stücke wie „Vampyr“ gegeben. Insgesamt ein gelungener Einstieg in einen langen Sonntag!

DSC_6657Décembre Noir machen in der inzwischen gut gefüllten Halle da weiter, wo Valborg aufgehört haben: Die fünf Herren aus Erfurt haben sich ebenfalls dem eher doomigen Spektrum der schwarzen Musik verschrieben und sind atmosphärisch nicht minder dicht als ihre Vorgänger, setzen aber mehr auf Gitarrenwände denn elektronische Stimmungsverstärker. Das Ergebnis klingt im direkten Vergleich einen Ticken härter als Valborg, ist also genau das Richtige, um die eben wachgeküssten Lebensgeister endgültig aufzuwecken – obwohl der Sound in der Halle anfangs da anzuknüpfen scheint, wo man am Vorabend bei Memoriam aufgehört hatte, und dementsprechend zu Beginn einiges zu wünschen übrig lässt. Musikalisch bewegt man sich irgendwo zwischen Paradise Lost und My Dying Bride, die auf eine durchaus innovative Weise kombiniert werden. Das Ergebnis ist ein sehr stimmungsvoller Death-Doom mit verträumten Elementen, mit dem Décembre Noir durchaus zu begeistern weiß. Die Band kann nächstes Jahr ihr Zehnjähriges feiern und hat bisher zwei Alben produziert, A discouraged believer und Forsaken earth aus dem letzten Jahr, von dem unter anderem „Small.Town.Depression“ gegeben wird. Wer sich von den Soundausfällen zu Beginn nicht entmutigen lassen hat, wird mit einem gelungenen Konzert belohnt. Décembre Noir sollte man sich unbedingt merken!

DSC_6707Danach steht die erste Band im Werk an: Mourning Beloveth. Das Quintett aus Irland schlägt mit seinem tonnenschweren, todtraurigen Doom ebenfalls in dieselbe Scharte wie Valborg und Décembre Noir. Interessant sind vor allem die clear gesungenen Intros und Passagen, untermalt von Akustikgitarren, die die Herkunft der Band noch einmal unterstreichen. Mourning Beloveth kombinieren das dann mit schweren Riffs und finsterem Gegrowle zu einer einzigartigen Mischung, die die Besuchermassen weitestgehend in ihren Bann zieht. Für uns beide ist die Mischung am frühen Nachmittag allerdings ein wenig zu traurig und zu melancholisch, wir brauchen langsam dann doch wieder ein bisschen mehr Rumms.

Nach diesem langsam fließenden Lavastrom hat man dann die Wahl zwischen Hailstone im Club und den zeitgleich spielenden Fäulnis in der benachbarten Halle. Letztere muss ziemlich schnell wegen des großen Andrangs geschlossen werden (weswegen wir auch leider nicht darüber berichten können) – vielleicht sollte man für nächstes Jahr noch einmal das Konzept, Club und Halle gleichzeitig zu bespielen, überdenken, und es stattdessen mit Club und Werk versuchen?
DSC_6796Hailstone zelebrieren im Club ein Heimspiel: Die fünf Münchner haben inzwischen zwei Longplayer im Repertoire, die sich hören lassen können. Weder The greater Counterfeit (2012) noch Epitome (2016) erfinden das Rad neu, aber der Death Metal made in Bavaria macht sehr, sehr viel Spaß, und Hailstone wissen genau, wie sie die Meute packen müssen. Dass die Band um Frontmann und Anfeuergenie Daniel einen Kracher nach dem anderen rauslässt und ihre Fans damit ordentlich bedient, lässt den ein oder anderen vergessen, dass irgendwer den Bassverstärker offenbar auf 11 aufgedreht hat.

DSC_6820Als Nächstes stehen dann Ahab im Werk auf dem Programm, die Meister der wirklich ganz, ganz schweren Riffs, die allerdings gemischt aufgenommen werden: Zum einen kommt der Klargesang vom aktuellen Album The boats of the Glenn Carrig (heute?) besonders schräg rüber, sodass sich keine rechte Stimmung einstellen will, zum anderen scheint einmal mehr der Mischer zu streiken. Wie eigentlich immer bei Soundproblemen auf dem Dark Easter Metal Meeting erledigt sich das im Laufe des Konzerts allerdings, und als Ahab dann auch noch auf älteres Material zurückgreifen, stellt sich langsam auch die richtige Atmosphäre ein, die von denjenigen, die noch im Werk geblieben sind, auch genossen wird. Trotzdem bleibt es eines der eher schwächeren Konzerte der deutschen Doom-Giganten. Hoffentlich erwischen wir beim Sick Midsummer, auf dem Ahab sich dieses Jahr die Ehre geben werden, einen besseren Tag!

P1080448Wer nach Ahab wieder aufwachen möchte, hat die Auswahl zwischen Asphagor im Club und Harakiri for the Sky in der Halle, zwei exzellente österreichische Black-Metal-Bands.
Asphagor feiern dieses Jahr ihr Zehnjähriges mit einer Jubiläumsshow und brauchen sich trotz der Konkurrenz nebenan nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen. Die thrashigen Schwarzmetaller aus Tirol kommen gewohnt kraftvoll daher, und auch der Sound spielt diesmal von Anfang an mit. Die kleine Bühne, dekoriert mit Tierschädeln und Skeletten am Mikro, wird voll ausgenutzt, vor allem, als für einige Songs vom Erstling Havoc noch Ex-Sänger Das Nichts auf die Bühne kommt. Als letztes Lied muss diesmal der Opener vom aktuellen Album ANTI aus dem Jahr 2013 herhalten (höchste Zeit für neuen Stoff, Buam!). Mir persönlich hat zu meinem Glück nur das saugeile „Cemetary of gods“ gefehlt, aber auch so konnte man voll und ganz zufrieden mit dem energiegeladenen Auftritt sein. (Bild: Nekrist)

 
DSC_6936Parallel zu Asphagor zerlegen die Landsmänner von Harakiri for the Sky gerade die Halle, Einlassstopp nach kurzer Zeit inklusive. Ich gestehe zu meiner Schande, die Band bisher nur ganz oberflächlich verfolgt zu haben und bin daher überrascht – aber vor allem begeistert -, wie die vordere Publikumshälfte steilgeht. Vom ersten Wort an werden da sicher die Texte mitgebrüllt, leidenschaftlich die Haare geschüttelt, der Fünfer auf der Bühne gnadenlos abgefeiert. Die bringen ihren nicht ganz klassischen, aber meiner Meinung nach auch nicht so postmetallischen (wie überall gesagt wird) Black Metal extrem entspannt und auf den Punkt gebracht rüber, die eingängigen Melodien und Refrains von Songs wie „Funeral dreams“, „This life is a dagger“ oder „Lungs filled with water“ tun ihr Übriges. Wenn man die Band jetzt noch im nicht vorhandenen Licht gesehen hätte, hätte ich auch als Fotografin meinen Spaß gehabt – musikalisch war es jedenfalls ein gewaltiger Abriss! (torshammare)

DSC_7045Dermaßen vorgeheizt hat der erste Headliner am Sonntag leichtes Spiel mit seiner Beute: Die Death-Metal-Legende Asphyx steht im Werk auf dem Programm. (An dieser Stelle richten wir gerne die Grüße an Asphyx aus, die uns Memoriam am Vorabend aufgetragen haben!) Eigentlich ein Wunder, dass es die Niederländer in den 30 Jahren ihres Bestehens erst diesen Ostersonntag zum ersten Mal nach München geschafft haben. Zu benehmen wissen sich die Mannen auch und loben gleich zum Einstieg die Qualität des bayerischen Bieres – da gehen die Nackenbrecher wie „Death the brutal way“ oder „The rack“ umso besser ins Ohr und in die Muskeln. Dementsprechend gibt es den Moshpit nicht nur vor der Bühne, sondern selbst in den hintersten Reihen schütteln die Fans kräftig die Haare. Auch die Stücke vom aktuellen Album Incoming death wissen zu überzeugen, „Division Brandenburg“ und „Wardroid“ bleiben hier besonders im Gedächtnis, aber auch der Titeltrack „Incoming death“ sorgt für ordentlich Stimmung bei der Menge. Damit es auch ganz bestimmt keinem langweilig wird, haut der gut vorgeglühte Fronter Martin van Drunen – „Blutkehle“ und Death-Metal-Legende par excellence – einen launigen Spruch nach dem anderen raus und sorgt so immer wieder für Erheiterung. Asphyx dürften hier keine Wünsche offen gelassen haben, und ich hoffe, dass es nicht noch einmal 30 Jahre dauern wird, bis die Niederländer sich wieder in Bayern blicken lassen werden!

P1080484Im Club geht es anschließend weiter mit Ellende, einem noch vergleichsweise jungen Ein-Mann-Projekt von Lukas Gosch aus Tirol, das seit 2011 aktiv ist und im letzten Jahr ihr zweites Album Todbringer veröffentlicht hat. Todbringer sorgte für einiges Aufsehen im depressiven, doomigen Black-Metal-Bereich, dementsprechend voll ist der kleine Club auch, obwohl nebenan die von vielen gespannt erwarteten Pillorian aufspielen. Ellendes Musik ist atmosphärisch sehr dicht, wilde Raserei und wütende Blastbeast wechseln sich mit langsameren Passagen, untermalt von Streichern, ab. Dominiert wird das Ganze von Goschs kaltem DSBM-Gekreische. Neue wie alte Fans lohnen es Ellende mit eifrigem Kopfschütteln und gereckten Fäusten. Die Stimmung im Club, dessen Soundanlage einmal mehr an ihre Grenzen gebracht wird, ist wirklich unbeschreiblich, irgendwo zwischen Ekstase und Depression. Kurz: Ellende haben ein beeindruckendes Konzert abgeliefert und gezeigt, dass DSBM auch anders kann. Todbringer kann man sich in voller Länge auf dem YouTube-Kanal des Projekts anhören, und wir empfehlen jedem, der auf der Suche nach interessantem neuen Schwarzmetall-Input ist, hier genauer hinzuhören! (Bild: Nekrist)

 
DSC_7108Ich halte derweil die Stellung in der Halle, in der eine der beiden Nachfolgebands der seligen Agalloch aufspielt. Pillorian ist die neue Band von Sänger John Haughm, der sich mit neuen Mitstreitern daran macht, seine musikalische Version in die Welt zu tragen. Auf Platte (Obsidian arc) klingt die Mischung aus atmosphärischen Parts, wüstem Gegrowle und ordentlich Geknüppel ganz hervorragend, live kann diese ganz spezielle Stimmung nicht völlig hergestellt werden. Liegt vielleicht auch an der Festivalumgebung, bei der man von Band zu Band hetzt und irgendwann auch übervoll mit Eindrücken ist. Da ist es leichter, sich auf Abrisse Marke Memoriam oder Harakiri for the Sky einzulassen als auf komplexes Material wie das von Pillorian. Songs wie „By the light of a black sun“, „Forged iron crucible” oder „The vestige of thorns“ haben großes Potenzial, wirken aber in einem konzentrierteren Kontext wie einem Einzelkonzert sicher noch besser. Dennoch gibt es den verdienten Applaus für den von sicher vielen langersehnten Auftritt. (torshammare)

DSC_7157Keine Zeit für eine Verschnaufpause, denn pünktlich um neun Uhr rollt die Panzerdivision an: Marduk haben eine knappe Stunde, das Werk in einen Hexenkessel zu verwandeln, und die Todesmaschine aus Schweden weiß diese Zeit bestens zu nutzen. Das aktuelle Album heißt Frontschwein, stammt aus dem Jahr 2015 und kam zuletzt auf der ausgedehnten Nordamerika-Tour der Kapelle voll zur Geltung, muss am Ostersonntag allerdings einer anderen Scheibe weichen: Im Zentrum steht Heaven shall burn … when we are gathered aus dem Jahr 1996, das zu seinem 21. Geburtstag in voller Länge auf die Bühne gebracht wird (warum es ausgerechnet der 21. sein musste, weiß wohl niemand so genau). Das Ergebnis ist der wahrscheinlich übelste Moshpit, den das Backstage je gesehen hat, und jede Menge vollkommen erschöpfter, aber mehr als zufriedener Fans, zumal die Schweden nach einer guten halben Stunde Heaven shall burn … auch noch „Frontschwein“ und „The blond beast“ vom aktuellen Album nachschieben, ehe mit „Panzer Division Marduk“ all diejenigen, die zu diesem Zeitpunkt noch einigermaßen fit sind, endgültig niedergewalzt werden. Dass der Sound nicht perfekt ist, stört spätestens jetzt keinen mehr. Marduk ist live eine feste Größe im extremen Metal-Bereich, mit der man rechnen muss, und ein felsenfester Garant für knüppelharten Konzertspaß. Immer wieder ein Genuss!

 
DSC_7225Nach diesem Frontalangriff auf mein vegetatives Nervensystem (gerne wieder!) gebe ich mir jetzt im Club die weitaus entspannteren Caronte, die mir schon auf Platte ausnehmend gut gefielen. Die vier Italiener sind zwar auf der völlig vernebelten und in orangefarbenes Licht getauchten Bühne nur schemenhaft auszumachen, umso klarer donnern allerdings ihre doomigen Riffs mit mächtigen Stoner-Anleihen durch den kleinen Club, der ausnahmsweise nicht völlig überfüllt ist. Vielen scheinen die Italiener nicht bekannt zu sein, doch schon nach kurzer Zeit jubeln und bangen nicht nur die beinharten Fans in den ersten Reihen. Nach dem alles niederwalzenden „Wakan tanka riders“ taumeln wir alle glückselig aus dem Club. Musikalisch eine schöne Abwechslung zum restlichen Programm und ein fetter Auftritt! (torshammare)

 

P1080499In der Halle spielen unterdessen die Heiden von Helrunar aus Nordrhein-Westfalen auf, die sich zuletzt mit Live-Auftritten eher zurückgehalten haben. Vielen Münchnern dürfte allerdings der Auftritt auf dem Dark Easter Metal Meeting 2013 noch in guter Erinnerung sein, und so schleppen sich ausreichend Marduk-Überlebende in die Halle, sodass die auch gut voll ist. Trotz der Bühnenabsenz der letzten Jahre wissen Helrunar, die aus Sänger Marcel „Skald Draugir“ Dreckmann und Sebastian „Alsvartr“ Körkemeier bestehen, immer noch, wie sie ihre Fans glücklich machen können, und neues Material wie „Devils, devils everywhere“ oder das lautstark verlangte „Magdeburg brennt“ vom aktuellen Album Niederkunft wird ebenso abgefeiert wie die älteren Songs. Auch in Sachen Sound bleiben diesmal keine Wünsche offen, sodass die Münsteraner ein in jeder Hinsicht einwandfreies Konzert mit toller Atmosphäre abliefern. (Bild: Nekrist)

DSC_7268Um zehn vor elf steht dann endlich die Band auf der Werk-Bühne, auf die die meisten Anwesenden schon unruhig gewartet haben: die norwegischeBlack-Metal-Legende Mayhem, die seit März auf der De Mysteriis Dom Sathanas-Jubiläumstour waren, deren letzter Stopp nun München sein sollte. Die Norweger haben also dasselbe Problem wie Marduk zuvor: Wie füllt man 75 Minuten Spielzeit mit einem Album, das gerade einmal eine Dreiviertelstunde Laufzeit hat? Anders als Marduk, die einfach andere Songs anhängten, verlängern Mayhem Intros und Outros (vor allem Deads berühmtes „When it’s cold / and when it’s dark / the Freezing Moon can obsess you!“ aus Leipzig sorgt für Gänsehaut!) und hören einfach schon nach einer Stunde auf zu spielen – Problem gelöst. Die satanischen Rituale driften optisch mehr als einmal ins Lächerliche ab: Die Band kommt in Kutten mit großen Kapuzen auf die fast komplett dunkle Bühne, die im Kunstnebel versinkt (der sich dann im Fotograben sammelt, sodass die Kollegen ordentlich um Sauerstoff zu kämpfen haben), Attila zündet Kerzen auf einem Altar an, hantiert mit Schädeln und Skeletten, und die am Bühnenrand aufgestellten Fahnen zeigen verschiedene semi-gruselige Figuren, die am Thema vorbeigehen. Viele der Fans quittieren das damit, dass sie das Konzert wieder verlassen und sich sehr frühzeitig auf den Weg in die Halle oder in den Club machen, wo nach dem Hauptact Batushka und Revel in Flesh die Rausschmeißer spielen dürfen. Durch die so entstehende Bewegung in der Menge kann man leider auch nicht einfach die Augen schließen, das Geschehen auf der Bühne ignorieren und sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren – doch genau das wäre eigentlich das angemessene Vorgehen für diesen Auftritt gewesen, denn musikalisch liefern Mayhem eines ihrer packendsten Alben in Eins-A-Qualität ab. So will der Funke an diesem Abend nicht so recht überspringen, bei uns beiden nicht. Wir hören allerdings auch andere Meinungen, es gibt durchaus Besucher, die völlig geflasht von diesem Auftritt sind, gerade wegen des ganzen Brimboriums. (Ich habe Attila letzten Herbst mit seiner anderen Kapelle Sunn o))) gesehen, die ebenfalls in Kutten und mit einigem Mystikgedöns auftritt – hier hat das alles perfekt gepasst, bei Mayhem wäre mir nach wie vor ein vernünftiger Black-Metal-Auftritt à la „mitten in die Fresse rein“ wie vor vielen Jahren im Titanic City sehr viel lieber. torshammare)

Wie die Sache mit der satanischen Messe auch gehen könnte, zeigen am Ende eines langen Festivaltages dann Batushka (gesprochen „Batjuschka“) in der Halle: Die Polen, die live zu acht unterwegs sind, persiflieren eine russisch-orthodoxe Ostermesse und sind zumindest für diejenigen, die noch in die Halle hineinkamen, in jeder Hinsicht ein Hochgenuss, der einen langen Festivaltag würdig beschließt. Wer es nicht mehr zu Batushka schafft, drängt sich zum finalen Abriss mit Revel in Flesh in den Club, wo es noch einmal ordentlich zur Sache geht.

Grundsätzlich hatten wir wieder sehr viel Spaß auf dem Dark Easter Metal Meeting (nicht nur bei den Bands, doch was auf einem Festival passiert, bleibt auf einem Festival), doch wie schon in den Jahren zuvor gibt es doch auch wieder ein paar Kritikpunkte und Verbesserungsmöglichkeiten: Ein Punkt ist wieder einmal die Verpflegung. Zwar waren zwei Food Trucks auf dem Gelände, die hatten allerdings selbst für Fleischesser wenig Auswahl für viel Geld zu bieten (Pulled Pork Burger zu 6,50 €, Chili con Carne 6,50 € oder Pommes für 3€ – und warum gibt es eigentlich keinen Kaffee?). Gerade zur Abendessenszeit waren die Schlangen so lang, dass man Gefahr lief, das nächste Konzert zu verpassen. Vielleicht nahmen das einige der Fans zum Anlass, auf feste Nahrung zu verzichten und sich stattdessen komplett flüssig zu ernähren.
Einiges zu meckern gab es auch bei der Parkplatzsituation, denn dank der Baugrube nebenan war der größte Teil des Backstage-Parkplatzes nicht benutzbar. Wer zu spät kam und sich obendrein nicht auskannte, hatte das Nachsehen. Ein Hinweis auf alternative Parkmöglichkeiten oder auf die gute Anbindung mit den Öffentlichen hätte vor allem den Nicht-Münchner-Fans das Leben ziemlich erleichtern können. Auch ein Hinweis auf die auf der anderen Seite der Friedenheimer Brücke mittlerweile beheimateten Supermärkte hätte am Samstag sicher einigen geholfen.
Das größte Manko offenbarte sich am Sonntag bei den Konzerten, die gleichzeitig in Halle und Club stattfanden. Wer das Werk nicht frühzeitig genug verließ, kam danach nicht mehr in Halle (und wehe dem, der eine Raucherpause einlegen wollte!) – das führte bei uns dazu, dass wir kaum ein Konzert in voller Länge sehen konnten und eigentlich ständig am Hin- und Herrennen waren. Auch kam man, sollte man es in Halle oder Club geschafft haben, vor Ende des Konzerts auch kaum mehr heraus, was ein zusätzlicher Stressfaktor war (an dieser Stelle eine dicke Entschuldigung an alle, denen ich beim Weg nach draußen auf die Füße trat/die ich anrempelte – torshammare). Das Wetter, das pünktlich zu Ostern mit eisigen Temperaturen und Regen aufwartete, tat sein Übriges dazu, die Menge in die Gebäude zu treiben. Vielleicht findet sich dafür im nächsten Jahr noch eine bessere Lösung (Überschneidungen in Club und Werk?), auch wenn nachvollziehbar ist, dass man allen Besuchern die großen Namen in Halle und Werk zugänglich machen möchte.
Leider waren oft auch Sound und nahezu immer das Licht wirklich verbesserungswürdig – vielleicht kann man da mit den jeweiligen Kollegen an den Reglern nächstes Jahr noch mal reden?

Positiv aufgefallen ist hingegen, dass die langen Schlangen am Einlass offenbar der Vergangenheit angehören – wie auch immer das gelungen sein mag, nächstes Jahr gerne wieder! Die Ausweitung auf zwei Tage hat dem Ganzen ebenfalls gut getan (und tierisch Laune gemacht). Die Bandauswahl war einmal mehr der Hammer, vor allem die Mischung aus bekannten und unbekannten, internationalen und lokalen Gruppen gefällt wirklich sehr gut und macht das Dark Easter Metal Meeting jedes Jahr zum ersten Festival-Highlight des Jahres. Und wie in jedem Jahr ging alles ohne Verzögerungen über die Bühne(n) – fetter Applaus an dieser Stelle ans komplette Team vor Ort!
Wir freuen uns auf Ostern 2018!

Text: nekrist & torshammare / Bilder: torshammare

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