Sonne, Rocker und Mittelalterfans auf der Burg in Abenberg

Ich kam bereits am Donnerstag, dem 23.06.2016, im 5000-Seelen-Städtchen Abenberg, Landkreis Roth im Frankenland, zur absoluten Mittagshitze an. Das Zeltaufstellen trieb einem den Schweiß auf die Stirn, jeder Handgriff schien zu viel. Der erste von zwei Zeltplätzen war schon sehr gut besucht, der Zeltplatz für später kommende Besucher bereits großzügig abgesteckt. Ich erfuhr, dass die ersten Festivalteilnehmer schon am Mittwoch angereist waren, um sich den ultimativen Platz zu sichern. Die Zeit konnte man sich mit Flunkyball-Spielen, Schlafen in der Sonne oder einem Bad im Zuber vertreiben. Die Zuber fand man auf dem oberen Zeltplatz und wurden trotz der Wärme rege genutzt. Im warmen Wasser konnte man mit bis zu zehn Personen in einem Fass sitzen. Entweder ging man mit seinen Mitcampern oder lernte einfach neue Leute im Zuber kennen. Badeklamotten waren übrigens auch erlaubt. Wer sich trotz Hitze aufraffte, hatte die Möglichkeit zur Burg zu laufen, da der Mittelaltermarkt schon geöffnet war. Gemütlich schlendernd konnte man  zu mittelalterlicher Marktmusik die Waren bestaunen.

Am Freitag wurden die Bands von zwei der Jungs von Mr. Hurley & Die Pulveraffen anmoderiert, am Samstag von SörenIMG_9299neu Vogelgesang, der zudem die Chance nutzte, ein, zwei Songs seiner aktuellen Alben darzubieten.

Als Opener standen am Freitag Punch ´N´Judy auf der Bühne, am Samstag eröffneten Krayenzeit den Festivaltag – beide Bands auf Grund der Wetterverhältnisse vor recht wenig Publikum, aber sie machten ihre Sache gut. Die Band des „Teufels“, Cultus Ferox ging nach Punch ´N` Judy mit einem recht interessanten Programm auf die Bühne.

Am ersten Festivaltag rockten u.a. auch die Steampunk-Rocker von Coppelius die Bühne. Evergreens wie „Gumbagubanga“ oder „Risiko“ heizten dem Publikum genau so ein wie neuere Songs der Berliner, z. B. „Moor“ oder „Ein Experiment“. Was ganz Neues hatten sich die Coppelianer ausgedacht: Die „Line of Friendliness“ – es sollten sich alle Festivalteilnehmer die Hände schütteln.

Eine Piratenband mit dem aIMG_9375neuußerordentlich originellen Namen Pyrates! enterte nach Coppelius die Bühne, die richtig guten Folk aus der Schatzkiste zauberte. Cover wie „Irish Rover“ oder „Drunken Sailor“ sorgten dafür, dass die eher unbekannte Band immer mehr Publikum anlockte und so richtig gefeiert werden konnte.

Nach dem Opener Krayenzeit folgte am Samstag bei fortwährender Hitze die Hamburger Formation von Vogelfrey. (Band der Woche Interview). Die Aufforderung „Hörner hoch!“ mit hoffentlich nicht zu viel Met intus wurde super vom Publikum aufgenomme

n, und auf dem ganzen Gelände wurden die Trinkhörner gen Himmel gestreckt. Passend dazu gab es zum Mitgrölen „Schuld ist nur der Met“ oder „Der Tusch“, dessen zynischer Text durchaus zum Schmunzeln ist.IMG_9837.neu

Rein akustisch ging es nach der Umbaupause mit Furunkulus weiter. 1996 gegründet, standen die Jungs mit Sackpfeifen, Schellen und riesigen Trommeln auf der Bühne. Die Bayern sind technisch super aufgestellt, allerdings ähn

eln sich die Songs sehr und alles klingt irgendwie etwas eintönig. Aus dem karibischen Osnabrück trudelte die Piratenverstärkung von Mr. Hurley & Die Pulveraffen ein und nahmen ihr Publikum mit nach „Booty Island“, ein bisschen Raubeinigkeit kam mit „Ach ja?!“ rüber, und „Blau wie das Meer“ spiegelt das Piratenleben des Trios sehr lebhaft wieder. Auch vor Shantys, sogenannten Arbeitsliedern, machen die Piraten nicht Halt. Am Abend ließen sich die Jungs es sich auch nicht nehmen, vor ihrem Merchstand noch eine A-cappella–Version von „Blau wie das Meer“ zum Besten zu geben, in der Hoffnung, ihre Truhen weiter mit Scheinen und Golddukaten zu füllen.

IMG_0028Nun zogen allerdings die Wolken auf. Das angesagte Unwetter schien immer näher zu kommen. Während das Southside-Festival vorzeitig beendet und das Hurricane-Festival mehrere Stunden unterbrochen werden musste, kam Abenberg mit einem blauen Auge davon. Ca. eine halbe Stunde wüteten Sturm und Regen über dem Gelände, das vorher sehr schnell geräumt werden konnte. Entweder wurden die Besucher in die Burg oder in eine nahe gelegene Turnhalle der Schule evakuiert.

Alles lief problemlos. Die Sorge war unbegründet und doch reisten einige aus Angst vor einem weiteren Unwetter bereits vor dem Headliner ab. Als der Spuk vorbei war, konnte das Festival nach einer kurzen Verzögerung mit Versengold fortgeführt werden. Gekürzt wurde bei den Bremern die Setlist nicht. Es wurde ordentlich gefolkt, im Matsch haben die Leute zur Musik getanzt.

„Ihr seid Musik“ – der Dankessong vom aktuellen Album für die Treue der Fans durfte neben Gassenhauern wie „Drey Weyber“, „Paules Beichtgang“ oder vomIMG_9787 Themenalbum „Auf in den Wind“ der „Seemannsgarn“ nicht fehlen.

Aus gesundheitlichen Gründen musste leider Violinistin Frau Schmitt vom Headliner Subway to Sally durch die Geigerin Ally Storch vertreten werden, die u.a. auch schon für ASP musiziert hat. Inzwischen hatte sich insgesamt die Luft sehr abgekühlt, s

odass man ein bezauberndes Konzert genießen und neben aktuellen Songs von „Neon“-Album auch alte Songs hören konnte.

An beiden Tagen gab es auf dem Mittelaltermarkt im Burghof neben Marktmusik auch noch Gaukler und Feuerspucker, die besonders abends kleine Showeinlagen darboten.
Und mit der allerletzten Band des Abends, Ganaim, neigte sich das hübsche kleine Festival in Abenberg dem Ende zu. Die zweite Band von Pinto von Versengold lud zum Träumen und Tanzen zu tollen keltischen Klängen ein. Gruselgeschichten durften selbstverständlich zu der späten Stunde auch nicht fehlen. Neben spanischen oder schottischen Einflüssen wurde ein IMG_0214neuer Song vorgestellt, der noch nicht auf dem Debütalbum enthalten ist.
Total erledigt von den vielen Eindrücken, dem verrückten Wetter, den tollen Bands und der super Stimmung bin ich auf alle Fälle froh, dabei gewesen zu sein, und freue mich schon auf nächstes Jahr!!

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