Metal in the City!

Das Metalfest Austria gibt es ja nun schon seit zwei Jahren nicht mehr, auch das Metalfest in Deutschland ist dieses Jahr abgesagt worden. Was bietet sich also als Alternative zu Rock im Park oder Rockavaria an? Das Metalfest in Pilsen! Nachdem letztes Jahr schon eine kleine Vorhut die Location ausgekundschaftet hat, sind wir dieses Jahr mit über 20 Leuten unterwegs, um Pilsen zu rocken. Und wer kann bei einem Festival mitten in der Stadt, eigentlich direkt im Zoo, schon Nein sagen?

Parken und Camp

Parken und Camp

Angekommen am Zoo wird uns erst einmal erklärt, dass wir von der falschen Seite aus hingefahren sind und doch bitte noch einmal um den ganzen Park herum sollen. Also noch eine Runde durch die schöne Pilsener Altstadt gedreht und dabei versucht, keines der sieben Autos im Nachmittagsverkehr zu verlieren. Kurz danach stehen wir alle auf dem Campingplatz. Parken ist getrennt davon, aber nachdem vor uns gerade einmal vier andere Autos da sind, können wir direkt am Rand parken und haben nur einen kleinen Graben zwischen Zelt und Auto. Keine Stunde später stehen alle Zelte und vier Pavillons, und fünf Meter über allem weht die bayrische Fahne. Zeit sich in den Schatten zu setzen (bis Samstagabend habe ich keine einzige Wolke gesehen) und gemütlich etwas zu trinken. Bands spielen heute noch keine, aber die Bändchen können wir schon einmal holen und einen ersten Blick auf das Festivalgelände erhaschen. Den nächsten Weg zum Einkaufen haben wir auch ausgekundschaftet, das sind gerade einmal zehn Minuten bis zum Kaufland. Zu Fuß!

Ein Teil nutzt dann den Abend, um sich ein gutes Abendessen in der Innenstadt von Pilsen zu gönnen, der Rest tut sich an dem frischen Grillfleisch gütlich. Überhaupt verbringen wir viel Zeit in Pilsen: Sollte einmal keine ansprechende Band spielen, gibt es beliebig andere Möglichkeiten sich zu vergnügen. Eine kurze und mit Sicherheit unvollständige Liste an Alternativen zum „normalen“ Festivalalltag (und nichts davon weiter entfernt als 30 Minuten Fußmarsch):
• Ein Besuch im Zoo. Der Eingang ist etwa 100m vom Festivalgelände entfernt, und drei bis vier Stunden kann man dort wunderbar verbringen. Für einen geringen Aufpreis ist auch noch ein Besuch im Dino-Park mit drin! Wenn sich nun jemand Sorgen um die Tiere macht, selbst wenn Bands spielen, war die Musik leiser als die Besucher!
• Essen gehen in einem der vielen Lokale in Pilsen. Für unter zehn Euro bekommt man ein wunderbares Essen incl. Getränke!
• Nach den Bands noch eine Kneipe heimsuchen. Auch hier hat die Innenstadt sehr viel Auswahl, und die Einheimischen haben viele Tipps parat!
• Eine Führung durch die lokale Brauerei. Als Festivalbesucher bekommt man sogar noch Rabatt auf den Eintritt. Allerdings sind die Tickets schnell ausverkauft, deshalb nicht lange überlegen!
• Die Oper besuchen. Ja, auch das geht. Zwar fällt man in Festivalklamotten durchaus auf, aber die Inszenierung der „Aida“ in der kleinen, aber feinen Oper ist sehr gut angekommen.

Kirche in Pilsen

Kirche in Pilsen

Aber eigentlich sind wir ja hier auf einem Metalfestival! Und ab Freitag gibt es auch drei Tage jede Menge auf die Ohren. Anfangs ist es etwas ungewohnt, die Bands in einem Amphitheater zu sehen, aber es dauert nicht lange, bis man eigentlich am liebsten nur noch solche Bühnen hätte. Für alle, die sich in den Moshpit stürzen wollen, ist vor der Bühne genug Platz, bis die ersten Bänke beginnen. Selbst für die Crowdsurfer ist mehr als genug Platz, was die Securitys auch leidvoll feststellen müssen. Und wenn man eine Band mal etwas ruhiger genießen möchte, laden die vielen Bänke (gerade erst dieses Jahr neu renoviert!) dazu ein, sich die Show mit einem schönen Bier anzuschauen.

Wir beginnen das Festival mit Battle Beast, die Finnen haben auch mit ihrer Frontfrau Noora Louhimo das Stadium begeistert und sind für mich auch eine der besten Bands des ganzen Festivals geblieben. Allgemein ist der erste Abend gleich stark besetzt, vor allem mit Bands, die meist schon älter sind als ich, aber trotzdem noch eine beeindruckende Energie auf der Bühne hinlegen. Vorteile solcher alteingesessener Bands? Jeder kennt ihre Lieder und kann mitgrölen, was insbesondere bei Grave Digger wunderbar funktioniert. Headliner des ersten Abends ist Arch Enemy, für mich das erste Mal mit der neuen Sängerin. Bei ein paar wenigen Liedern hätte ich lieber Angelas Stimme gehört, aber Alissa ist ein sehr hochwertiger Ersatz! Ich bin gespannt, wie sich die Band weiterentwickelt.

Battle Beast

Battle Beast am Metalfest Pilsen 2015

Am zweiten Tag beginnt für uns der Festivaltag mit dem deutschen Urgestein Tankard, perfekt zum Wachwerden! Über Heidevolk und Equilibrium arbeitet man sich schließlich zu Testament vor, was als Einstimmung für die fast schon legendäre Band Edguy optimal ist. Wie viele andere Künstler auch ist Tobias Sammet und seine Band nicht zum ersten Mal in dieser Arena, und alle sind jedes Mal aufs Neue von der Wucht der tschechischen Fans beeindruckt. Edguy haben auch noch eine sehr spezielle Hommage an das Gastgeberland: Biene Maja auf Tschechisch! Spätestens jetzt ist jeder im Stadium heiß auf den Rest der Jubiläumsshow, schließlich wurden Edguy auf den Tag genau vor 23 Jahren gegründet und liefern heute eine Best-of-Show mit allen Klassikern.

Sonntag beginnen wir den Tag mit dem skandinavischen Urgestein Unleashed. Direkt danach stehden Rage auf der Bühne. Nunja, nicht ganz. Die ursprüngliche Besetzung von Rage, heute bekannt als Refuge. Bei so viel Bühnenerfahrung kann natürlich gar nichts mehr schiefgehen. Amaranthe sind danach eine gute Abwechslung zu all den Klassikern der Metalszene und liefern eine schöne Show mit ihren zwei Sängern und einer Sängerin. Highlight des Abends ist für mich Eluveitie, auch wenn diese im Vorfeld etwas Probleme hatten. Einige Instrumente sind zwischen Deutschland und Pilsen verloren gegangen, deshalb heute leider ohne Dudelsack. Was der Stimmung aber keinen Abbruch tut! Auf Nachfrage, ob „Call of the Mountains“ auf Englisch oder auf Schwyzerdütsch gewünscht ist, entscheidet sich das Publilkum deutlich für die Version „De Ruef vo de Bärge“! Headliner dieses Abends sind Accept, wieder eine Band, die deutlich vor meiner Geburt gegründet wurde und trotzdem (oder deshalb) immer noch extrem guten Metal abliefert und das Amphitheater vollends zufrieden aus dem Festival verabschiedet.

Mein Fazit zum Metalfest in Pilsen? Wunderbar, selbst im Nachhinein fällt mir nichts ein, was zu kritisieren wäre. Wunderschöne Location, geniale Bands, gutes Essen, alle Leute freundlich und hilfsbereit (egal ob Security, Polizei oder andere Metalheads) und auch ein Festival für die ganze Familie. Der Anblick von Vater, Mutter und Teenager (oder noch jünger) war nicht selten. Einziger Wermutstropfen: Anscheinend nutzen einige zwielichtige Individuen die lockere Atmosphäre aus und bedienen sich an Geld und Ähnlichem, was in Zelten gefunden wird.
Trotzdem sind wir nächstes Jahr wieder dabei!

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