La Grande Dame und der Streetart Künstler
„Indem wir die Porträts vergrößern, machen wir kleine Momente groß, und zwar im Leben von Leuten, die nicht im Scheinwerferlicht stehen.“, sagt JR. Er wie auch Agnès Varda teilen beide die Leidenschaft für die Fotografie und für besondere Orte. Diese Orte wie auch Menschen fanden sie, und deren überlebensgroße Porträts kamen an Scheunen, Mauern, Fassaden, Züge und Container.
Doch nicht zuletzt ist der Film auch die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft, die während der Dreharbeiten entstand. Beide gehen entspannt, empathisch und liebevoll miteinander um, kümmern sich, necken sich. Es ist keine Oma-Enkel-Geschichte, es ist ein respektvoller Umgang miteinander. Durch ihren großen Erfahrungsschatz weiß eine Agnès Varda, dass man auch in jungen Jahren schon Großes schaffen kann (es kommen immer mal wieder ihre eigenen Filme zur Sprache, sie hatte auch schon früh Erfolg), und JR scheint die Dame zu schätzen und auch ein bisschen zu verehren, auch wenn er sie zwischendurch liebevoll neckt und auch ihr Alter nicht auf lächerliche Art und Weise herunterspielt. Sie ist nun mal fast 90, sie hat Schmerzen beim Gehen, sie sieht nicht mehr so gut. Trotzdem sieht sie, dass er einfach immer einen Hut aufhat und seine Sonnenbrille nicht abnimmt, egal ob die Sonne scheint oder nicht – wie der junge Jean-Luc Godard damals. Fotos von ihm spielen im Lauf des Films immer wieder eine Rolle, und gegen Ende des Films gibt es noch eine kleine, seltsame, rührende Story.
Hervorzuheben sind in diesem respektvollen Film auch die liebevoll gezeichneten Hauptfiguren in Vorspann und Abspann sowie die Musik von Matthieu Chedid, einem französischen Rocksänger und Gitarristen, auch bekannt unter seinem Pseudonym -M- (und Agnès Vardas Sohn). Ich musste sofort meine Nouvelle Vague CDs hervorkramen, ZAZ hören und -M- auf Spotify suchen.
Der Film ist eine Inspiration für Cineasten, für Streetart Fans und für Menschen mit Freude an außergewöhnlichen Freundschaften und Begebenheiten.
Augenblicke: Gesichter einer Reise
Drehbuch und Regie: JR, Agnès Varda
Musik: Matthieu Chedid
Produktionsland: Frankreich
Erscheinungsjahr 2017
Start in Deutschland: 31.5.2018, 94 Minuten
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