Ein Leben ohne Musik ist kein Leben

Coco

Der zwölfjährige Miguel ist der Musik verfallen, er musiziert und singt für sein Leben gern. Leider muss er das heimlich tun, denn seine Familie verbietet es ihm. Seit sein Ururgroßvater damals Frau und Tochter – seine Uroma Coco – verlassen hat, um Musiker zu werden, gibt es in der Familie keine Musik. Miguel soll auch Schuster werden, wie der ganze Clan. Er aber will unbedingt am Dia de los muertos (dem Tag der Toten) an einem Musik-Talentwettbewerb teilnehmen, denn er eifert seinem großen Idol, dem Sänger Ernesto de la Cruz nach. Mangels Gitarre will er sich aus dem Mausoleum dieses Stars seine Gitarre ausleihen. Und dort geschieht das Wunder: Er kommt dabei irgendwie ins Reich der Toten! Erst versteht er gar nicht, was hier vor sich geht, aber da er ein pfiffiges Kerlchen ist und auch an die Hand – pardon – an die Fingerknöchelchen von ganz lieben Skeletten genommen wird, begreift er schnell, was hier passiert. Er trifft die Seelen seiner toten Verwandten, unter anderem seine Ururgroßmutter Imelda, die einst der Musik wegen verlassen wurde. Sie ist ein strenges, aber doch liebevolles, stolzes Weib mit einem Drachen wie Daenerys Targaryen!

Er freundet sich recht schnell mit dem Skelett Hector an, der sich selbst als sich bald auflösendes Knochengerüst liebevoll und gleichzeitig frech um Miguel kümmert. Ganz wichtig ist nun, dass Miguel im Totenreich seinen Star findet, denn zu lange darf er nicht in der Unterwelt bleiben, und auch für jemand anderen wird die Zeit knapp.

Diese Ko-Produktion von Walt Disney Pictures und Pixar Animation Studios ist gnadenvoll gut gemacht. Detailreiches Setting wie in der Wirklichkeit, die Figuren und Gesichter, sogar die der Skelette, nicht platt oder kindisch plump, die entsprechenden Charaktere scheinen durch.

Es ist eine großartige Idee, wie am Dia de los muertos die Toten zu den Lebenden hinüberkommen können, aber nur unter gewissen Bedingungen. Wie manche diese Bedingungen austricksen, ist supersüß anzusehen und obendrein absolut witzig. Geht da einer einfach als Frida-Kahlo-Skelett getarnt durch, dann sind ja alle Türsteher vor Ehrfurcht gelähmt! Obwohl es ein Kinderfilm ist, gibt es Szenen, die einem fast das Herz brechen. Zu melancholischer Musik löst sich ganz langsam ein Skelett auf, nur aufgrund dessen, weil in der Welt der Lebenden einfach keiner mehr an ihn denkt. Die Uroma Coco erinnert sich daran, wie ihr Papa mit ihr gespielt und gesungen hat. Ich habe geweint!

Dieser Film ist alles andere als ein derber animierter Kracher oder gar das andere Extrem, ein mit Zuckerguss überzogener rosaroter Mädchenfilm. Er setzt sich subtil mit Familienzusammenhalt auseinander, mit Tradition, Respekt vor dem Alter, mit Verzeihen und Lieben. Vielleicht ist dieser Film sogar ein Statement? Diese unglaubliche Liebeserklärung an ein farbenfrohes, lebendiges, liebevolles Mexiko in Zeiten von Trump?

 

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Coco – Lebendiger als das Leben!
Regie: Lee Unkrich
Nationalität: USA
Altersfreigabe: 0 Jahre

 

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