Rockys schwerster Kampf

 

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Der kleine Donnie sitzt in einer Jugendeinrichtung in Los Angeles, wird immer wieder auffällig wegen kleiner Gewaltvergehen. Mary Anne, eine ältere Dame, besucht ihn und klärt ihn darüber auf, wer er eigentlich wirklich ist: Adonis „Donnie“ Johnson ist der uneheliche Sohn von Apollo Creed, ihrem verstorbenen Mann. Sie nimmt ihn wie einen eigenen Sohn bei sich auf. Im Erwachsenenalter stellt sich nach anfänglicher Bürokarriere aber doch das Boxen als seine wahre Profession heraus. Er reist nach Philadelphia und sucht dort in Rocky Balboas italienischem Restaurant „Adrian’s“, benannt nach Rockys verstorbener Frau, den ehemaligen Freund und Boxring-Gegner seines Vaters auf.

Rocky möchte mit dem Box-Business nichts mehr zu tun haben, doch Donnie ist hartnäckig, und so trainiert ihn Rocky. Donnie wird herausgefordert vom Welt-Schwergewichts-Champion „Pretty“ Ricky Conlan, der wegen einer drohenden Haftstrafe wohl seinen letzten Kampf haben wird. Er möchte unbedingt gegen Donnie kämpfen, aber nur, wenn dieser seinen richtigen Namen annimmt: Creed. Rocky Balboa trainiert ihn, aber natürlich geht nicht immer alles so glatt, wie man es sich als Zuschauer wünschen würde: Rocky ist krank, er hat Krebs. Er hat große Heilungschancen, aber nur, wenn er sich einer Chemotherapie unterzieht, was er aber nicht möchte, weil das damals seiner Frau Adrian im Kampf gegen den Krebs auch nicht geholfen hat.

Dieser Film hat viele anrührende Momente. Das Berührendste ist Sylvester Stallone an sich. Mittlerweile ist er in die Jahre gekommen, seine Mimik ist aufgrund seines Schlaganfalls vor vielen Jahren immer noch sehr reserviert, aber dennoch absolut passend: Er ist der perfekte Schauspieler für einen alternden Boxer, nicht nur wegen des verknautschten Gesichts. Er ist derjenige, dessen Rat man anhört, als Donnie seine Freundin Bianca über Nacht bei sich hat: „Bumsen macht müde Beine“. Er weiß aber auch, dass er nicht mehr zu den ganz Jungen und Toppen gehört. Als Donnie meint, er habe ein Bild hochgeladen, schaut er in den Himmel und meint: „Hoch? Wohin denn?“ Oder wenn er vor dem Grab seiner Frau sitzt, ihr eine Blume bringt und ihr die Neuigkeiten aus aller Welt vorliest. Die Tränendrüsen kurbelt aber auch die Titelmusik an. Man hört immer wieder in kleinen angedeuteten Musikfetzen das Rocky-Theme „Gonna fly now“, aber es entlädt sich nicht. Das Abschlusslied nach 133 Minuten ist ein anderes, moderneres. Klar, wir sind nicht mehr in den 70ern.
Creed ist etwas Besonderes. Der Film vermittelt Box-Atmosphäre, hat Mut zum Pathos, und für Boxfans hat er einzigartige, zum Teil ohne Schnitt inszenierte Boxszenen.

Sylvester Stallone brauchte zwei Jahre, bis er einwilligte, noch einmal Rocky Balboa zu spielen. Es brachte ihm nach fast 40 Jahren eine erneute Oscar-Nominierung ein. Ich höre euch lachen und sagen: „Was, Sylvester Stallone? Aus den Rocky Filmen? Predator? Rambo?“ Ja, der. Und zwar zu Recht.

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Creed – Rocky’s Legacy
Produktionsland: USA
VÖ in Deutschland: 14. Januar 2016
Länge: 133 Minuten
Regie: Ryan Coogler
Cast: Michael B. Jordan, Sylvester Stallone, Tessa Thompson, Phylicia Rashad

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