Eine Hochzeit mit Hindernissen
Diese Familie! Vor einigen Jahren hat der Immobilienmakler Thomas (Florian David Fitz) seine Verwandtschaft gänzlich durcheinandergebracht, indem er ihr verkündet hat, dass sein ungeborenes Kind einmal Adolf heißen soll (Der Vorname). Vier Jahre später hat Dorothea, die Mutter des Clans (Iris Berben), verlauten lassen, dass sie ihren Adoptivsohn heiraten und dessen Namen annehmen wird (Der Nachname). Und nun geht es um einen Spitznamen! Diesmal ist der Schauplatz ein Luxus-Mountain-Ressort in den Tiroler Alpen.
Thomas und Anna (Janina Uhse) wollen heiraten. Da die Schauspielerin plötzlich berühmt geworden ist, darf es ruhig etwas mehr sein. Die ganze Familie ist eingeladen! Klingt so harmonisch, ist es aber nicht.
Wie immer wird in dieser Familie gefrotzelt und gestichelt. Alles wird hinterfragt: Warum ist der Literaturwissenschaftler Stephan (Christoph Maria Herbst) nicht mehr als Hochschuldozent tätig, wie kann seine Frau, die Lehrerin Elisabeth (Caroline Peters), mit einer Teilzeitstelle die Familie durchbringen, warum ist Dorothea (Iris Berben) einen ganzen Monat von Mann und Kindern weg, wieso kann ihr Gatte René (Justus von Dohnányi) denn nicht einmal für fünf Minuten die Zwillinge auf Lanzarote in Ruhe unter der Obhut des Kindermädchens lassen, und wieso hängt der zukünftige Ehemann eigentlich andauernd am Telefon? Nicht einmal für kurze Zeit herrscht hier Ruhe und Harmonie. Stephan mischt gleich zu Anfang mit seinen Skikünsten die ganze Piste auf, und wenn es um Gespräche geht, ist er mehr als neunmalklug. Das eine Paar wettert insgeheim gegen das andere, dann geht es jung gegen alt, Mann gegen Frau, kommen Themen auf wie „Me too“, Gendern und „Der alte weiße Mann“.
Der Spitzname, das klingt so niedlich. Ist es hier aber gar nicht. Warum spricht Thomas von seiner Tochter immer als Paulchen, wo sie doch Paula heißt und ein Mädchen ist? Wer bitte, will denn Pupsi genannt werden? Und die Kinder des Akademikerpaars sind auch nicht happy mit ihren Namen, heißen sie doch allen Ernstes Antigone und Cajus. Das wird später im Film auch nochmal ein größeres Thema.
Und doch gibt es dann zwischendrin Momente der Harmonie. So kommt es, dass der Snob Stephan der sprachlich in seinen Augen minderbemittelten Anna beim Verfassen ihres Ehegelübdes hilft, und dass die Damen aus drei Generationen, Antigone, ihre Mutter und ihre Großmutter gemeinsam am Vorabend der Hochzeit etwas völlig Abgedrehtes zusammen machen. Der allergrößte Zusammenhalt aber besteht darin, dass sie alle dem beruflich vermeintlichen Überflieger Thomas aus einer misslichen Lage helfen.
Nicht jeder Gag zündet in diesem Film, und nicht jeder Gag ist originell. Aber doch gibt es viel zu lachen. Die Art und Weise erinnert irgendwie an amerikanische Screwball Comedys der 1940er Jahre im Stil von Leoparden küsst man nicht mit Cary Grant und Katherine Hepburn. Auch hier wurde gefrotzelt, sich dann aber wieder versöhnt und geliebt. Woran liegt das? Es sind die Schauspieler*innen. Die größte Stärke des Films ist wieder einmal, wie schon bei den beiden Vorgängern, der spielfreudige Cast. Herbst, Peters, Fitz, Uhse, von Dohnányi und Berben spielen nicht ihre Rollen, sie SIND es. So sehr sie nerven, so gern hat man sie!

Der Spitzname
Genre: Komödie
Regie: Sönke Wortmann
Produktionsland: Deutschland
Kinostart: 19.12.2024, 96 Min.
Cast: Janina Uhse, Florian David Fitz, Iris Berben, Christoph Maria Herbst, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Kya-Celina Barucki, Jona Volkmann
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