Weiße Hinterwäldler treffen auf lebensfrohe Afrikaner

Ein_Dorf_sieht_schwarz

1970er Jahre: Seyolo Zantoko ist mit seiner Familie vor dem korrupten Regime in Zaire nach Paris geflohen, ist dort Arzt geworden und bekommt nun die Chance, in einem kleinen Kaff in Nordfrankreich eine Praxis zu leiten. Seine Familie versteht „in der Nähe von Paris“ ziemlich falsch. Nun, als seine doch ziemlich glamouröse und temperamentvolle Frau und die beiden in Paris gut integrierten Kinder in Marly-Gomont eintreffen, sehen sie mit einem Blick, dass es zum Eiffelturm und Montmartre sehr, sehr weit ist.
Nichtsdestotrotz versuchen alle nach einigem Murren und Knurren, das Beste daraus zu machen. Doch die Dorfbewohner sind verstockt und stur: Mit einem schwarzen Arzt haben sie nun doch nicht gerechnet. Lieber fahren sie kilometerweit, bevor sie sich von einem Schwarzen behandeln lassen. Es stellt sich zusätzlich heraus, dass alles auch ein wenig ein politischer Schachzug des noch regierenden Bürgermeisters ist. Dr. Zantoko aber will um alles in der Welt diese Hinterwäldler für sich gewinnen.

Wer es dann aber letztendlich schafft, das ganze Dorf für sich zu gewinnen, und dass die Familie bleiben soll, obwohl der Plan ist, Dr. Zantoko abzuschieben, das ist herrlich erzählt. Es ist natürlich irgendwie von Anfang an klar, wie die Geschichte ausgehen wird – schließlich ist sie kein politisches Manifest sondern eine kleine Komödie. Wie es aber dazu kommt, das ist spannend und lustig anzusehen: Wie diese bockigen, trotzigen Hinterwäldler auf diese lebensfrohen Afrikaner (nebst Familienclan, der ausgerechnet an Weihnachten anrückt und aus einem besinnlichen „Stille Nacht“ in der Kirche einen Gospel-Auftritt vom Feinsten macht) treffen, Situationen,die fein ausgearbeitet sind, wie auch der Stil der 70er Jahre, vom grünen klobigen Wahlscheibentelefon bis zum Afro-Look und zur Schlaghose. Car Wash is calling!

Ein Dorf sieht schwarz ist eine frische kleine Komödie mit unverbrauchten Schauspielern, nicht so sehr ein Schenkelklopfer wie Willkommen bei den Sch’tis, aber auch nicht so wahnsinnig berührend wie Ziemlich beste Freunde. Ziemlich dazwischen einfach.

Was das Ganze außergewöhnlich macht ist die Tatsache, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Familie Zantoko gab es in den 70er Jahren wirklich in Marly-Gomont. Kamini, Dr. Zantokos Sohn, ist ein französischer Rapper und Comedian, und er verhalf dem Kaff, in dem er aufgewachsen ist, mit einem Song im Internet zu Ruhm. Danach schrieb er das Drehbuch über das Leben seines Vaters.

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Ein Dorf sieht schwarz
Genre: Komödie, Filmbiografie
Regie: Julien Rambaldi
Nationalität: Frankreich
Start in Deutschland: 20. April 2017, 1 Std. 36 Minuten
Cast: Marc Zinga, Aissa Maiga, Bayron Lebli, Medina Diarra

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