Happy End gibt’s nur im Kino

Der Film fällt gleich mit der Tür ins Haus. Karla hält ihrem Freund einen positiven Schwangerschaftstest ins Gesicht. „Willst du jetzt ein Kind, oder was?!“ fragt der Freund. Er scheint nicht begeistert zu sein. Karla hat Verständnis und lässt abtreiben. Der kitschige Countrysong „Stand by your man“ erklingt, und der Songtext ist einfach nur makaber. „Sometimes it’s hard to be a woman“ – oh ja. Der Freund verlässt Karla trotzdem, und diese hat daraufhin eine lange Zeit etliche schreckliche Dates.

Mit ihrer Freundin Senay, mit der sie eine Nachtsendung im Radio moderiert, kann sie viel aufarbeiten. Karlas Kinderwunsch wird immer größer, diese bescheuerte biologische Uhr tickt immer lauter, denn immerhin wird sie bald 40. Wenn sie nach links und rechts schaut, sieht sie oft Beziehungen, die auch nicht immer nur toll sind. Ihr Vater hat eine neue Frau, ihre Mutter ist verzweifelt und arg dem Alkohol zugetan. Ihre ältere Schwester hat drei Kinder und einen Mann, betrügt ihn aber. Ihre jüngere Schwester leidet unter Panikattacken und ist zusätzlich eine Heulsuse. Sie plant eine Traumhochzeit mit ihrer Lebensgefährtin, doch der ist alles egal. Karla sieht, sie muss ihr Glück bzw. diese Sache mit der Schwangerschaft selbst in die Hand nehmen. Also beschließt sie auch ohne Mann ein Kind zu bekommen. Hier kommt es mit den potenziellen Samenspendern, wieder wie damals mit den Dates, zu irren Begegnungen. Zusätzlich ist ihre Familie nicht so recht damit einverstanden, doch Karla will es durchziehen. Ausgerechnet jetzt lernt sie auf äußerst witzige und charmante Art und Weise einen lieben Typen kennen. Gesehen und kurz gesprochen auf der Horrorhochzeit ihres Vaters, die ihre uneingeladene betrunkene Mutter mit Bravour crasht, meldet er sich eines Nachts bei einer Liveschaltung in ihrer Radiosendung. Fast nie ruft jemand an, aber Ole ist Krankenpfleger und hat Nachtschicht. Alles wäre so schön, wenn er nur nicht erst 28 wäre! Fast noch ein Baby! Aber ansonsten ist alles perfekt, und die beiden sind drauf und dran, sich zu verlieben. Bis Ole zufälligerweise erfährt, dass Karla schwanger werden will, natürlich nicht mit ihm, aber mittels einer offiziellen Agentur. Zwei Jahre später ist Karla also eigentlich genau wieder an dem gleichen Punkt, wie am Anfang, denn Ole will verständlicherweise nach der ersten gemeinsamen Nacht noch kein Kind.
Hier gehört Lachen und Weinen zusammen. Viele Slapstickszenen wie eine durch Matsch robbende Karla bei einem Date, eine Mutter im Tigerlook, die die Hochzeit ihres Ex crasht, fliegende Torten und berstendes Geschirr. Auf der anderen Seite Tragik wie Jules Fehlgeburt auf einer Schultoilette oder einfach nur Schönes, wie Johanna von ihrer Braut Unterstützung erfährt, als ihre Hochzeit, die eine Traumhochzeit werden sollte mit Kutsche und Märchenschloss, während eines aufziehenden Sturms fast zur Weltuntergangshochzeit wird.
Erst 2021 hat Karoline Herfurth mit Wunderschön bewiesen, dass sie ein Talent für haarsträubende Komik hat. Hier ging es darum, dass Frauen die irrsten Sachen anstellen (müssen?), um all den Anforderungen gerecht zu werden, die an sie gestellt werden. Alles soll gleichzeitig zu schaffen sein, die Supermami, die Superehefrau und der Superjob. Einfach mal was Schönes knüpft daran an. Es geht wieder um weibliche Lebensentwürfe, ganz verschiedene, manche nachvollziehbar, andere grotesk. Wie Karla sich an der Stelle ihres Lebens entscheidet, das rate ich euch einfach selbst anzusehen. Einfach ist in Einfach mal was Schönes wirklich nichts, aber der Film ist einfach schön!

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Einfach mal was Schönes
Deutschland 2022
Regie: Karoline Herfurth
Cast: Karoline Herfurth, Nora Tschirner, Milena Tscharntke, Ulrike Kriener, Aaron Altaras, Jasmin Shakeri, Herbert Knaup u.v.m.
116 Minuten, Kinostart: 17.11. 2022

 

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