fishermans friendsSingende Seemänner mit saucoolem Sound

Alles beginnt mit einem Junggesellenabschied. Vier Kumpels aus der Londoner Musikbranche wollen mächtig einen draufmachen. Dazu gehört, im beschaulichen Fischerdorf Port Isaac in Cornwall die Gegend unsicher zu machen. Schnell fallen sie auf, vor allem negativ: Denn bei der erstbesten Gelegenheit, beim Stand-up-Paddling, müssen sie sich retten lassen, und zwar von Fischern, die parallel auch Seenotretter sind. Abends in der Kneipe begegnen sie sich wieder, die Seemänner sind auch Sänger, als „Fisherman‘s Friends“ singen sie privat schon viele Jahre zusammen, und abends geben sie ihre Shantys zum Besten. Hier kommt dem Chef der Hangover-Truppe die Idee, Danny (Daniel Mays) die rauen Männer dazu bringen zu lassen, sich um einen Plattenvertrag zu bemühen.

Drei Kumpels reisen feixend wieder ab – das alles ist natürlich nur ein Scherz – und Danny bleibt zurück. Er versucht die Gunst der Fischer zu gewinnen. Erleichternd kommt hinzu, dass er Alwyn (Tuppence Middleton), die Tochter des Seemanns Jim (James Purefoy) sehr anziehend findet. Er quartiert sich in deren Bed and Breakfast ein. Zunächst ist Alwyn noch sehr spröde und dem Londoner Schnösel nicht sehr zugeneigt, aber bald findet sie ihn sehr liebenswert, zumal er reizend mit ihrer kleinen Tochter umgeht und eine große Leidenschaft mit ihr teilt: Musik jeden Genres und Jahrzehnts. Danny merkt sehr schnell, dass der Chef der zehnköpfigen Laien-Combo Jim ist. Was dieser befürwortet, kann mit der ganzen Gruppe umgesetzt werden. Tatsächlich schafft es Danny auch, die Seemänner dazu zu bewegen, ein Musik-Demo aufzunehmen und Fotos machen zu lassen, womit er sich auf den Weg nach London zum heimischen Plattenlabel macht. Dort muss er erfahren, dass es sich nur um einen Joke gehandelt hat. Danny aber glaubt mittlerweile tatsächlich, dass die charismatischen Fischer im Musikbusiness eine Chance haben. Es dauert zwar eine ganze Weile, aber eines Tages sitzen alle zusammen in der Dorfkneipe und hören sich gemeinsam die Top 40 der Billboards an. Es wird ein spannender Abend …

Diese Feelgood-Komödie klingt ein ganz klein wenig so, als hätte man alles schon mal gehört und gesehen. Vollkommen abstruse Gestalten, die tatsächlich großes Glück haben, gepaart mit Freundschaften und Liebesgeschichten, in ländlicher, pittoresker Gegend. Aber hier ist schön, dass die sonst so gewohnte Rosamunde-Pilcher-Idylle auch etwas Raues an sich hat. Schön ist auch, dass es retardierende Momente gibt, dass die Charaktere – bis auf den Fischer Jim (schon in den Serien The Following und Altered Carbon gesehen) – unverbrauchte, ungewöhnliche, oftmals nicht die schönsten Gesichter haben.

Was die Geschichte aber abhebt von all den anderen Ganz-oder-gar-nicht-Filmen ist die Tatsache, dass dies hier wahre Erlebnisse sind. Im Jahre 2000 kletterten die Fisherman’s Friends mit ihrem Debüt Album Port Isaac’s Fisherman’s Friends auf Platz 9 der britischen Album-Charts und lagen damit zwischen Lady Gaga und Florence and the Machine. Das Album zählt mit 150.000 verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Folk-Alben aller Zeiten. Danny – im wahren Leben der Musikproduzent Rupert Christie, der damals bereits mit Coldplay und U2 arbeitete – hatte eben doch ein gutes Händchen. Eine nicht so schöne Geschichte gibt es noch zu den Seebären: Im Jahr 2013 kamen der Sänger Trevor Grills und der Tourmanager Paul McMullen vor einem Konzert bei einem tragischen Unfall mit einer schweren Metalltür ums Leben. Ein Jahr lang setzte der Chor alle Auftritte aus. Ansonsten ist er immer noch aktiv. Die tragischsten und geilsten Geschichten schreibt eben das Leben selbst.

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Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts
Genre: Komödie, Drama, Musik
Regie: Chris Foggin
Nationalität: Großbritannien
Start in Deutschland: 08. August 2019, 1h 52m
Cast: James Purefoy, Daniel Mays, Tuppence Middleton u.v.m.

 

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