Die Übermutter

I am motherEs gab wohl eine Apokalypse, die die Menschheit ausgelöscht hat. Ein Roboter befindet sich in einer bunkerartigen Anlage in der Erde und entnimmt einem Behältnis einen von mehr als 60.000 menschlichen Embryonen. Diesen legt er in einen Inkubator, und nach genau 24 Stunden kann er einen voll entwickelten Säugling herausnehmen. Der Roboter erzieht das Mädchen sorgfältig und streng, aber doch auch liebevoll. Die künstliche Intelligenz nennt sich „Mutter“, das Mädchen ganz einfach „Tochter“. Obwohl es in der Anlage einsam ist, nur immerzu Mutter und Tochter, gibt es viel zu tun.

Die Jahre vergehen. Tochter bekommt Unterricht auf allen nur denkbaren Gebieten, übt Ballett, darf auch Videoaufnahmen von alten Fernsehsendungen sehen. Mutter liest ihr vor dem Schlafengehen aus einem Buch vor, es wird auch ein wenig gekuschelt, fast wie unter richtigen Menschen aus Fleisch und Blut. Das Mädchen kennt es nicht anders, außerdem ist die Außenwelt ja scheinbar unbewohnbar. Mutter hat zudem ein Ziel: Sie und ihre Tochter müssen sich einer Prüfung unterziehen. Wenn ihnen diagnostiziert wird, dass die Tochter perfekt geworden ist, darf Mutter weitere Kinder zur Welt bringen. Nur nachts, wenn Mutter für einige Stunden am Aufladegerät hängt, kann Tochter auch mal unbeobachtet herumstreunen. Hierbei taucht eines Tages in der Luftschleuse nach draußen eine Frau auf, die verletzt ist und eingelassen werden will. Tochter will sich um sie kümmern, Mutter ist wenig begeistert. Mutter wie auch die Fremde wollen Tochter beeinflussen, diese weiß bald nicht mehr, was sie glauben soll. Draußen soll es angeblich Leben geben? Mutter würde sie beeinflussen und zu Unrecht im Inneren der Anlage lassen? Was soll sie nur tun?

Bevor die unbekannte Frau (Hilary Swank) auftaucht, ist dieser Film ein atmosphärisch dichtes Kammerspiel zwischen einem Menschen und einer Maschine. Es wird diskutiert und philosophiert, ganz viel spielt sich nur in den Gesichtern der beiden Gestalten ab. Ja, auch der Android hat auf seine Art ein Gesicht, in dem sich – ganz dezent zwar – Mimik abspielt. Dann kommt mit der Frau eine Art Störenfried ins Nest. Auch jetzt gibt es Diskussionen, aber es sind mehr Kämpfe. Und sie dauern viel zu lang. Als dann endlich die Welt draußen gezeigt wird, wird es wieder interessant. Tochter muss bald feststellen, dass ihr übel mitgespielt wird.

Überraschend war für mich, wie die nur 21-jährige, dänische Schauspielerin Clara Rugaard neben einem Roboter und der zweifachen Oscarpreisträgerin Hilary Swank (Boys don’t cry, Million Dollar Baby) in diesem Film mehr als bestehen konnte. Meines Erachtens ein großes Talent! Fans des Genres und Liebhaber von Filmen à la Ex Macchina, AI und I Robot kommen hier auf ihre Kosten.

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I am Mother
Genre: Science Fiction, Dystopie
Regie: Grant Sputore
Produktionsland: Australien, USA
Start in Deutschland: 22. August 2019, 114 Min.
Cast: Luke Hawker, Summer Lenton, Tahlia Sturzaker, Clara Rugaard, Hilary Swank und Rose Byrne (Originalstimme Mutter)

 

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