Dämonen bekämpfen

KirschblütenZehn Jahre ist es her, dass Rudi (Elmar Wepper) und Trudi (Hannelore Elsner) tot sind. Ihr jüngster Sohn Karl (Golo Euler) war einst ein erfolgreicher Banker in Japan, nun aber steht er vor dem Aus: Getrennt von Frau und Kind, joblos in einer winzigen Wohnung, Trost findet er nur im Alkohol. Plötzlich sucht ihn eine junge Frau auf, die Japanerin Yu (Aya Irizuki), die einzige, die sich vor vielen Jahren um seinen Vater in Japan kümmerte, denn er hatte keine Zeit dazu. Sie suchen gemeinsam Karls seit vielen Jahren leerstehendes Elternhaus im Allgäu auf. Von Anfang an sind sie nicht alleine: Die Toten sind um sie herum, Karls Eltern, Yus Mutter wie auch Dämonen.

Reale Dämonen wie Perchten im Allgäu, aber auch Dämonen aus Japan, die man – aber das muss man wissen – mit einer Tasse Tee besänftigen kann. Yu ist die einzige, die sich so richtig auf Karl einlässt, mit seinen Geschwistern hat er schon viele Jahre keinen Kontakt mehr, mit deren Familien natürlich auch nicht, aber das ändert sich nach und nach. Nur leider spielt der Wodka eine zu große Rolle, und so kommt Karl in eine verheerende Situation, die zwar alle Familienangehörige wieder zusammenbringt, sie zum Reden und Reflektieren bringt, ihn selbst aber fast tötet. Danach ist Yu weg, und er reist nach Japan, um sich selbst wiederzufinden und vielleicht auch Yu.

Von Japan ist Doris Dörrie schon lange fasziniert. Mehrmals drehte sie schon dort, bevor es 2008 zu Kirschblüten – Hanami kam. Der Film hätte keine Fortsetzung gebraucht, und sie ist auch ungewöhnlich, denn die beiden Hauptdarsteller Rudi und Trudi sind am Ende tot. Sie stehen aber als Geister im über zehn Jahre späteren zweiten Teil wieder auf. In ungewöhnlichen Kamerafahrten, in verschwommenen Aufnahmen leben sie wieder auf, in Kindheitserinnerungen, aber auch in so realen Szenen, dass es tatsächlich so sein könnte, dass die beiden alten Eltern mit am Tisch sitzen. Golo Euler spielt den desorientierten, frustrierten Sohn (damals von Maximilian Brückner gespielt). Alle anderen aus dem ersten Teil sind wieder mit dabei: Elmar Wepper und Hannelore Elsner, die Eltern, Birgit Minichmayr und Felix Eitner als Geschwister. Und eben auch Aya Irizuki mit ihren zukunftsweisenden ersten Worten an der Tür als Karl aufmacht: „I am Yu“.

Obwohl Bayern und Japan gänzlich verschiedene Orte sind, sind die Themen da wie dort die gleichen: Auseinandersetzung mit sich selbst, wo komm ich her, wo will ich hin, Auseinandersetzung mit seiner Familie, seinen Geschwistern, mit den Dämonen der Vergangenheit und der Gegenwart. Hat der Film auch holprig begonnen (was gewollt war), so war er danach spannend bis zum Ende, das einen umhaut. Die letzte Einstellung bringt mich zum Weinen.

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Kirschblüten und Dämonen
Genre: Drama
Regie: Doris Dörrie
Filmstart: 07.03.2019, 111 Min.
Cast: Golo Euler, Aya Irizuki, Elmar Wepper, Hannelore Elsner, Kiki Kirin u.v.m.

 

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