Die vielen Leben einer Frau
Model, Muse, Künstlerin, Kriegsfotografin – Lee Miller hatte viele Leben. Weder privat noch professionell hielt sie sich mit Konventionen auf und ging ihren eigenen Weg. Heute wird sie als eine der bemerkenswertesten weiblichen Ikonen des 20. Jahrhunderts gefeiert. Für das Kino wurde ihr Leben in der Hauptrolle mit Kate Winslet verfilmt. arte bietet dazu eine sehr interessante Dokumentation.
Bekannt für ihr Selbstporträt in Hitlers Badewanne, war Lee Millers Leben so außergewöhnlich wie ihre Fotos. Als Model der Vogue und Muse der Surrealisten verzauberte sie die Männer durch ihre Schönheit. In der Gesellschaft des Fotografen Man Ray und Pablo Picasso konnte sie sich leicht behaupten. Miller entschied sich, ihr Leben nach ihren eigenen Regeln zu leben. Bald nahm sie die Kamera selbst in die Hand und war während des Zweiten Weltkriegs eine von insgesamt vier Kriegsfotografinnen in Europa. Heute wird sie als eine der wichtigsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts gefeiert. Von New York zog es sie nach Paris, von Ägypten nach England, von den Schlachtfeldern Europas in ein Landhaus in Sussex – Lee Miller war für rasche Entschlüsse und überraschende Kehrtwendungen in ihrem Leben bekannt. Über sich selbst schrieb sie einmal: „Aus irgendeinem Grund möchte ich immer lieber woandershin.“ Wenn es in der Geschichte des 20. Jahrhunderts sowohl um die Emanzipation der Frauen als auch um ihre fortgesetzte Ausbeutung ging, dann fassen nur wenige Leben diese Widersprüche besser zusammen als das von Lee Miller.
Die arte-Dokumentation erzählt die bewegte und bewegende Lebensgeschichte einer Pionierin und Ikone, die ihresgleichen sucht. Zusammen mit Millers Sohn und Biografen Antony Penrose, der Modejournalistin Marion Hume, dem Model Karen Elson, der Kriegsfotografin Lynsey Addario und anderen erkundet die Filmemacherin Teresa Griffiths Lee Millers bahnbrechendes Werk, erforscht ihren radikalen Geist und feiert ihren Mut und ihre Bereitschaft, jedes Tabu zu brechen, sowohl als Künstlerin als auch als Frau.
Mit dem Infotext von arte ist eigentlich schon alles gesagt. Ich finde es sehr beeindruckend und interessant, wie sich Lee Miller von einem Mädchen zu einer lebenslustigen und schönen Frau entwickelt, die im Zweiten Weltkrieg zur Kriegsfotografin wird, danach Mutter auf einer abgelegenen Farm in England. In ihrer Kindheit wird sie bereits traumatisiert, und im letzten Drittel ihres Lebens bricht das neben den Erlebnissen an Kriegsschauplätzen auch wieder hervor. Das besondere Verhältnis zu ihren Männern und das Ausleben ihrer Sexualität, u.a. in einer Menage a trois, ist sehr fortschrittlich für ihre Zeit. Die Qualität ihrer Fotografien sprechen für sich. Es ist mitunter harte Kost, die Bilder von Tod und Konzentrationslagertoten zu betrachten, aber es gibt auch noch andere in diesem Film zu entdecken. Ihre Erinnerungen nimmt sie mit auf eine einsame englische Farm, wo sie bis zu ihrem Lebensende 1977 wohnt, zusammen mit Roland Penrose und ihrem Sohn. Die Kisten mit ihren Fotografien stellt sie auf den Speicher ihrer Farm. Ihr Sohn weiß nicht viel über ihr Vorleben und entdeckt die Bilder erst viel später. Lee Miller war eine eigenwillige Frau, die ihr Leben auf ihre Weise lebte. Genau das wird in dieser Dokumentation sehr eindringlich behandelt.
Lee Miller – Supermodel und Kriegsfotografin
60 Min.
Verfügbar bis zum 11.12.2024 in der arte Mediathek
Trailer zum Kinofilm:
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