Das Leben des Brian Wilson – Nicht nur good vibrations

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Ein Mann in seinen Vierzigern kommt in ein Autohaus und verliebt sich sofort in einen Cadillac, weil es das Lieblingsauto der bezaubernden blonden Autoverkäuferin ist. Es stellt sich heraus, es ist Brian Wilson von den Beach Boys. Melinda, der Verkäuferin, geht das Herz auf. Sie ist mit den Beach Boys aufgewachsen, hat sie geliebt.

Zeitsprung in die Vergangenheit. Man sieht den jungen Brian im Kreis seiner Brüder und Cousins. Sie nehmen Musik auf, posen für Fotos am Strand, feiern Partys. Schnell stellt sich heraus, dass Brian Herz und Hirn der Band ist. Er hört die Musik im Kopf, er komponiert, instrumentiert und textet, die Band hat Erfolg. Jedoch ist nicht alles reine Freude. Brian hat Flugangst, er hört Stimmen, er findet keine Ruhe.

Dann wieder ein Blick in die Gegenwart. Zaghaft bahnt sich eine Liebe zwischen Brian und Melinda an. Sie sind jedoch nie alleine, denn Brian ist psychisch schwer krank und steht unter der Betreuung des Psychotherapeuten Eugene.

Diese zwei ineinander verwobenen Handlungsstränge werden chronologisch erzählt. Man erfährt, dass Kindheit und Jugend der Wilson-Brüder keineswegs rosig waren: Der Vater hat die Kinder verprügelt, die Mutter hat weggesehen. Selbst als Erwachsene erniedrigt der Vater seine Söhne noch psychisch, allenn voran Brian. Als dieser dann auch noch von seiner Band kritisiert wird, weil er zu experimentell wird, findet er Entspannung bei LSD. Er driftet immer mehr ab, hört Stimmen, empfindet bad vibrations, meint abgehört zu werden und freut sich nicht einmal über das erste Lächeln seines Babys.

In der Gegenwart wird Brian von Eugene gegängelt und gemaßregelt, er soll sich auf sein Geheiß von Melinda fernhalten. Dass dies nicht eingetreten ist, beweist die Realität im Jahr 2015: Bei der Vorstellung des Films auf der Berlinale sind Melinda und Brian seit vielen Jahren verheiratet und halten sich liebevoll an den Händen.

Bei diesem Film stimmt alles, vom Plakat, das leicht psychedelisch im Stil der 60er und 70er rüberkommt, Kostüme und Requisiten, die Musikauswahl beim Komponieren und Proben im Aufnahmestudio und vor allen Dingen bei den Darstellern. Man hätte keine Besseren finden können: Der junge Wilson wird gespielt von dem etwas pausbäckigen Paul Dano, im reiferen Alter von John Cusack, mit einem weichen, traurigen Gesicht.

Am Ende des Films sieht man den echten Brian Wilson in der Gegenwart auf einer Bühne singen, und sofort erkennt man, wie sehr Gesten und Mimik der beiden Hauptdarsteller passen.

Wer meint, dass dies ein Gute-Laune-Film mit fröhlicher Partymusik sei, der irrt. Er ist eine Biografie, beinhaltet lustige Szenen und natürlich auch gute Musik, ist aber zugleich Drama, Psychogramm und Thriller, spannend bis zur letzten Sekunde. Ich habe gelacht, mit den Füßen gewippt und geweint, fast alles gleichzeitig. Dieser Film zeigt, dass Musik einfach unvergänglich ist.

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Love & Mercy
Regie: William Pohlad
Genre: Musikfilm, Biografie, Drama
122 Minuten, Kinostart 11.6.2015
Cast:
John Cusack: Brian Wilson
Paul Dano: Brian Wilson jung
Elisabeth Banks: Melinda Ledbetter
Paul Giamatti: Dr. Eugene Landy

(1952)