Aschenputtel in Paris

Madame

Das reiche amerikanische Ehepaar Anne (Toni Collette) und der sehr viel ältere Bob (Harvey Keitel) leben seit Kurzem in Paris. Man will ein großes Dinner veranstalten, zu dem die Hautevolee Frankreichs sowie Gäste aus der amerikanischen und englischen High Society eingeladen sind. Es wird dekoriert, dekantiert, der Tisch eingedeckt, doch dann platzt Steven, Bobs Sohn aus erster Ehe, herein. Er ist Literat und ein liebenswerter Chaot, der alles durcheinanderbringt, eben auch die Tischordnung. Denn dreizehn Gäste an einem Tisch, das geht für die abergläubische Anne gar nicht. Was tun? Von ihren Hausangestellten sind bis auf Maria (Rossy de Palma) alle vollkommen inakzeptabel, deshalb wird diese gebeten, sich als Gast auszugeben. Maria will zuerst gar nicht. Aber Madame brieft sie in Aussehen, Benehmen, Etikette: Nicht zu auffällig aussehen, nicht zu viel essen, trinken und reden.

Doch das erste Malheur ist, dass Steven die Tischkärtchen vertauscht und Maria ziemlich im Epizentrum landet, und das zweite Malheur, dass Maria ganz und gar nicht als graue schweigende Maus auftritt. Sie ist eine große, schillernde Erscheinung, die ihren Mund nicht halten kann, nicht zum Essen, nicht zum Trinken und schon gar nicht zum Reden. Der britische Kunsthändler David, der meint, Maria sei eine reiche spanische Verwandte der Familie, verfällt ihr. Nach der Party rückt Madame Maria gehörig den Kopf zurecht. Doch als David um ein Date bittet, gibt sie bereitwillig nach und trifft sich mit ihm. Madame bekommt das natürlich mit und versucht mit allen Mitteln, Maria diese Flausen aus dem Kopf zu treiben. Doch alles nimmt schon seinen Lauf …

Auf der einen Seite die kontrollierte Madame, die alles im Überfluss hat, auf der anderen Seite Maria, die Dienstbotin, die wie Cinderella Madames Unterwäsche bügelt und in der Küche isst. Madame wirft ihr vor, man werde sofort sehen, dass sie nicht der „Gesellschaft“ angehört: Manolo Blahnik entwirft keine Schuhe für Schuhgröße 43! Dabei ist nicht nur der Fake um Maria unecht, Madame ist auch nur ein angeheirateter Emporkömmling,­ früher war sie die Tennislehrerin von Bob. Bobs Französischunterricht, so stellt es sich heraus, beinhaltet auch nicht nur Sprachunterricht, und ob das Wandbild eines alten Meisters in der Wohnung echt ist, muss auch erst noch geprüft werden. Gut wäre es, denn in Wirklichkeit ist das Paar nicht reich: Bob ist bankrott.

Diese moderne Aschenputtelgeschichte ist eine Komödie, aber kein Schenkelklopfer. Er ist keine intellektuelle Komödie im Stil eines Francois Truffaut, kein zauberhaftes Filmchen mit einer Audrey Toutou, zu realistisch ist das ganze Geschehen. Man könnte es eher noch einem Woody Allen zuschreiben. Die Schauspieler Toni Collette und Harvey Keitel (fantastisch beide) drücken aber natürlich einem französischen Film einen amerikanischen Stempel auf. Und Rossy de Palma, Pedro Almodóvars Ikone, bringt Pep und Glamour in die Story. Enttäuscht war ich persönlich vom Ende. Denn der junge Schreiberling Steven hat einen Rat nicht angenommen. Die es sehen, werden verstehen, was ich meine. Dafür einen persönlichen Punktabzug.

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Film: Madame
Genre: Drama, Komödie
Regie: Amanda Sthers
Produktionsland: Frankreich
Start in Deutschland: 30.11.2017, 91 Min.
Cast: Tony Collette, Harvey Keitel, Rossy de Palma u.v.a.

 

 

 

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