Wenn nur wenige Stunden deine Zukunft verändern

Milo (Elyas M’Barek) und Renzo (Frederick Lau) arbeiten nachts, sie sind Barkeeper. Oft genug wacht Milo morgens neben einer Frau auf, deren Namen er nicht weiß. Aber eines Tages macht es „Boom“, und er weiß, so kann es nicht weitergehen, so soll es nicht weitergehen, er will ein normales Leben führen, eine Frau haben, Kinder, Familie, Fahrradtouren unternehmen! Leider wohnt er mit dem größten Chaoten und Pechvogel Berlins zusammen, mit Renzo!

Dieser ist zwar verliebt in eine Frau und auch in deren Sohn, aber er ist noch weit davon entfernt, erwachsen zu werden. Doch Milo hat eine Idee: selbst eine Bar haben, nicht Angestellter sein sondern Besitzer, andere arbeiten lassen, und am Wochenende wird Fahrrad gefahren! Bei der Bank, in der sie für einen Kredit vorsprechen, scheitern sie zwar wegen Renzos Vergangenheit (Dealer), aber der hat dennoch eine Idee, wie sie an das Geld für die eigene Bar kommen. Leider hat das viel zu tun mit seiner Vergangenheit! Eigentlich ist alles ganz easy, er muss nur ein Auto (mit ein paar Kilo Kokain drin) von A nach B fahren. Doch dann geht alles schief. Schade. Denn genau an dem Tag hat Milo die Frau seines Lebens kennengelernt! Es ist Sunny (Palina Rojinski), deren Tag auch nicht gerade ein Meilenstein in ihrem Leben war. Erst weist sie drei Volltrottel ab, die in ihrem Büro vorsprechen (sie ist Musikmanagerin), danach stellt sich heraus, dass deren Schwachsinnsvideo auf Instagramm abgeht und sie einen Riesendeal vergeigt hat. Dann ist ihr Freund nicht so wie sie hoffte, und sie bekommt auch noch ein Cocktailschirmchen ins Auge, was zu einer Augenklappe führt. Und hier kommt‘s, die große geistige Gemeinsamkeit: Sie lernt in einer Bar Milo kennen, der auch an dem Tag wegen eines kleinen Malheurs eine Augenklappe trägt! Bingo! Die beiden sehen selbst ein, dass das ganz schön viel Gemeinsamkeit ist, und sie verabreden sich zu einem Date am nächsten Tag. Doch hier kommt wieder Renzo ins Spiel: Der Tag wird sehr, sehr stressig, das Date ist kein wirkliches Date sondern eine Flucht durch das nächtliche Berlin. Gefährliche Gangster sind hinter ihnen her. Es geht nicht mehr um Lieben oder nicht, sondern um Leben oder Tod.

Der Anfang ist süß, Situationen zwischendrin sind lustig, Gastschauspieler sind grandios: Grit Böttcher, sicher Simon Verhoevens Mama Senta Berger zu verdanken, oder Nicholas Ofczarek (eben noch in Der Pass gesehen) oder Simon Verhoeven selbst als kleines Bachelor-Trio-Arschloch. Dennoch ist die ganze irre Jagd in der Nacht ein ganz klein bisschen viel, auch wenn man nebenbei viel Berlin sieht sowie Graffitis und schöne Locations. Ich muss leider auf die Uhr schauen (was bei mir ein Kriterium für Langeweile ist). Doch die letzten 15 Minuten sind wieder ganz nach meinem Gusto. Ich bin trotz Lachen berührt und muss ein ganz klein wenig weinen (was bei mir ein Kriterium für Herzenswärme und Echtheit ist).

Fazit: Es war sicherlich nicht die schlechteste Idee, als Faschingsmuffel am Faschingsdienstag genau in diesen Film zu gehen. Für Fans der Hauptdarsteller – und ich bin ein Fan von Elyas M’Barek seit Türkisch für Anfänger, und ich bin ein noch größerer Fan von Frederick Lau, vor allem nach 4 Blocks – ist es dennoch ein großes Vergnügen. Das Schlusslied ist der Hit! „Ausgehen“ von AnnenMayKantereit passt fast als Resümee zum Film und entlässt einen vergnügt aus dem Kinosaal.

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Film: Nightlife
Von: Simon Verhoeven
Genre: Komödie
Starttermin: 13.02.2020, 115 Min.
Cast: Elyas M’Barek, Frederick Lau, Palina Rojinski, Nicholas Ofczarek, Grit Böttcher, Simon Verhoeven u.v.a.

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