Trash as trash can

 

sin-city-2Fast acht Jahre verspätet kam im September 2014 endlich die bereits für 2006 angekündigte Fortsetzung des Meisterwerks Sin City nun endlich in die deutschen Kinos. Mehrfache Überarbeitungen des Drehbuchs durch Robert Rodriguez verzögerten die Produktionszeit, sind aber glücklicherweise dem fertigen Werk nicht anzumerken.

Wie der Vorgänger komplett in Green-Screen-Technik gefilmt und dadurch mit ganz eigener Ästhetik, erzählt A Dame to kill for parallel mehrere Kurzgeschichten in der völlig eigenen Welt von Sin City, die sich teilweise zeitlich wie inhaltlich überschneiden und durch diese Verzahnungen nahtlos in- und aneinander fügen.

Marv (Mickey Rourke) findet sich aus unerfindlichen Gründen im knallharten Clinch mit einer durchgedrehten Gruppe Halbstarker aus offenbar „besseren Kreisen“ wieder. Langsam kommt ihm die Erinnerung, dass diese verzogenen Bürschchen aus purer Langeweile Obdachlose angezündet hatten. Natürlich kann Marv sie nicht ungestraft davonkommen lassen.

Währenddessen ist Privatdetektiv Dwight McCarthy (Josh Brolin) alles andere als begeistert, als seine Ex-Geliebte Ava (Eva Green) unvermittelt in sein Leben zurückkehrt und ihn eindringlich und mit vollem Sexappeal um Hilfe bittet. Dwight soll Ava ausgerechnet dabei helfen, ihren sadistischen Gatten Damien Lord (Morton Csokas) zu verlassen. Den Damien Lord, wegen dem Ava Dwight seinerzeit den Laufpass gegeben hatte. Großartig hier Avas ebenso unverwüstlicher wie gewaltbereiter Chauffeur und Leibwächter – oder soll man besser sagen Aufpasser? – Manute (Dennis Haysbert). Diese Episode ist gleichzeitig Hommage wie zerreißende Karikatur auf den Film-Noir und sprüht nur so vor Anspielungen, Zitaten und Verweisen auf Klassiker dieses Genres.

Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um Sunnyboy und Spieler Johnny (Joseph Gordon-Levitt), der den zwielichtigen und nahezu uneingeschränkten Herrscher über Sin City – Senator Roark (Powers Boothe) – beim Pokern herausfordert, besiegt und bloßstellt. Roark lässt diese Demütigung nicht auf sich sitzen und gibt den Befehl, Johnny brutal zusammenzuschlagen und ihm die Finger seiner Spielhand zu brechen. In einem auf die Spitze getrieben plakativen und klischeehaften Showdown kommt der nach eigener Aussage „beidhändige“ Johnny zurück ins Spiel, um sich erneut mit Roark zu messen.

Ganz nebenbei und mit allen Handlungssträngen verknüpft, versucht auch Stripperin Nancy Callahan (Jessica Alba) Senator Roark zu vernichten, hat er doch vor Jahren Nancys Freund und Beschützer John Hartigan (Bruce Willis) umbringen lassen.

A Dame to kill for ist von vorne bis hinten unfassbar platt und plakativ, die Charaktere sind comichaft und maßlos übertrieben; nichts, rein gar nichts an der Handlung ist bei näherer Betrachtung für den Zuschauer ohne weiteres nachvollziehbar. Aber das will der Film auch gar nicht. A Dame to kill for will mit seinem durch und durch kranken Humor und den völlig überzeichneten Klischees nichts weiter als unterhalten und persiflieren.

Und das gelingt auf das Trefflichste. Immer wieder entlarven Rodriguez und Miller klassisches Hollywood-Kino und zeigen die Lächerlichkeit von zu viel Pathos, vordergründiger und bigotter Gesellschaftskritik, vermeintlichem Heldentum und völlig aus dem Ruder gelaufenen Männlichkeitswahn im Kino. Der Film ist keine Satire auf Realität, Gesellschaft oder Politik – A Dame to kill for ist ein Satire-Rundumschlag auf das klassische Hollywoodkino. Unterhaltsam und sehenswert – auch und gerade weil man sich ob der reichlich merkwürdigen Verhaltensweisen der Protagonisten die meiste Zeit einfach nur fassungslos bis entsetzt ans Hirn fassen kann.

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elmar

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