Das Tier in ihr

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Die 16-jährige Marie lebt mit ihrem Vater und der an den Rollstuhl gefesselten Mutter in einem Fischerdorf auf einer kleinen Insel an der abgelegenen Nordküste Dänemarks.
Marie ist ein braves Mädchen. Sie fährt ihre Mutter an die frische Luft und füttert sie zu den Mahlzeiten. Gerade hat sie ihren ersten Tag in der Fischfabrik überstanden; die Arbeit dort ist hart, das Aufnahmeritual für Neuzugänge noch härter. Die Leute in der Fabrik sind fast alle sehr roh zu ihr, einzig Daniel, der täglich frischen Fisch zum Ausnehmen bringt, ist Marie sympathisch, was auf Gegenseitigkeit beruht.

Wegen einer Hautirritation geht Marie zum Arzt, der ihr Zahnfleisch und ihre Fingernägel untersucht. Es ist nichts Schlimmes, meint er, sie soll in einem Monat einfach wiederkommen.
Doch sie verändert sich leider weiterhin, Haare wachsen ihr auf Brust und Rücken. Der Arzt kommt mit Medikamenten und alten Unterlagen über ihre Mutter zu ihnen nach Hause und versucht den Vater zu überzeugen, dass das Mädchen die Medikamente nehmen muss, ehe es schlimmer wird, so, wie bei der Mutter.
Es gelingt ihr, verstohlen die Unterlagen durchzusehen, aus denen sie erfährt, dass ihre Mutter ein durch die Medikamente sedierter Werwolf ist und ihr das gleiche Schicksal blühen wird.

Abends geht sie zu dem einzigen Kollegen aus der Fabrik, mit dem sie sich austauschen kann und den sie nach dem Schicksal ihrer Mutter fragen kann. Die beiden gehen tanzen. Hier ist Marie zum ersten Mal vollkommen gelöst, eine aufgedrehte und sinnliche junge Frau, die ekstatisch tanzt. Sie sieht Daniel und spricht ihn mit einem genialen Mädchen-Anmachspruch an, der hier aber noch dazu wahr ist: „Ich verwandle mich in einen Wolf und will vorher noch so viel Sex wie möglich haben, hilfst du mir dabei?“. Na klar! Er ist entzückt! Sie tanzen, trinken Wodka, gehen am Strand zu einem romantischen Versteck, das sich Marie eingerichtet hat. Hier lieben sie sich. Durch die Erregung beginnt Marie sich ein Stück weit zu verwandeln, sie bekommt Haare auf dem Rücken, im Gesicht, Daniel merkt es, Marie will abbrechen, aber Daniel sagt ihr: „Du bist schön.“ Also geschieht es. Als sie am nächsten Morgen zu Hause erwacht, ist der Arzt wieder da und will ihr gemeinsam mit ihrem Vater gewaltsam das Medikament verabreichen.

Ab hier wird die Coming-of-Age-Geschichte zum rasanten Thriller, und die Ereignisse nehmen ihren Lauf.

90 Prozent dieses Films haben mir sehr gut gefallen, die düsteren Bilder, die Musik, die Schauspieler, die Handlung an sich. Doch so wie die Geschichte vorher irgendwie „Carrie“ war, so ist dieses Ende nun leider sehr „Die Schöne und das Biest“, oder soll ich sagen „Der Schöne und das Biest“? Ich hätte mir ein fulminanteres Ende gewünscht, dass sie als Werwolf nachts alleine zu ergreifender Musik den Strand entlangstromert, oder gleich Cinderella-mäßig, dass sich das Biest wie durch ein Wunder zurückverwandelt, und alle leben glücklich bis an ihr Lebensende.

So muss ich leider noch lange darüber nachdenken und finde kein zufriedenstellendes Ende für mich.

Der Soundtrack von Mikkel Hess (geboren 1976), einem dänischen Komponisten, Produzenten, Drummer und Bandleader ist absolut stimmig zum Film. Ruhige Klänge, kein Mainstream, klassisch angehaucht, zwischendrin erkenne ich ganz klar das Motiv des alten Kirchenlieds „So nimm denn meine Hände“. Oh, und das passt wirklich sehr gut zum Film.

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Genre: Drama Horror Mystery
Nationalität: Dänisch
Regie: Jonas Alexander Arnby
Cast: Lars Mikkelsen, Sonja Richter, Sonia Suhl
Laufzeit: 85 min.
FSK: ab 16 Jahre
Verleih: Prokino (Fox)
Start: 21. August 2014

Trailer

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