Mieses Karma

 

winterkartoffelknoedel

Der Polizist Franz Eberhofer regelt gerade auf halsstarrigste Art und Weise den Morgenverkehr, als er zu einem Unfall mit Todesfolge gerufen wird. Wen bzw. was er da unter dem Bauschuttcontainer der Firma KraWall auf der Straße liegen sieht, hat große Ähnlichkeit mit der zerdrückten Blut- und Leberwurst zu den Winterkartoffelknödeln von seiner Oma am selben Abend. Es ist schon der zweite Todesfall in dieser Familie nach dem Unfalltod des Vaters, und in der Dorfkneipe sagt man ganz einfach, diese Familie scheint wirklich ein mieses Karma zu haben.

Doch dann passiert auch der Mama dieses Todesopfers was – angeblich Selbstmord: Die schwer depressive Mutter verließ schon lange nicht mehr das Haus und hat sich nun, um sich aufzuhängen, den ziemlich entfernt liegenden Wald ausgesucht? Franz lässt nicht locker und ermittelt, auch wenn sein Dienststellenleiter meint, dies sei ein Unfall und er solle einen Bericht darüber schreiben – Ende der Diskussion. Erschwerend kommt für Franz dazu, dass eine sehr laszive und attraktive Dame (Jeanette Hain) im Dorf auftaucht, die das seit vielen Jahren verwaiste Haus am Waldesrand geerbt hat und beziehen will. Die Herren der Schöpfung lassen sich halt einfach gerne von dem schönen Geschlecht ablenken: sowohl der Dorfinstallateur/-heizungsbauer/-elektriker als auch der Franz verfallen der Dame, weswegen die Susi, dem Franz seine Kollegin und Freundin, wieder verrückt spielen muss. Bis zum Schluss glaubt der Franz an die schöne, aber etwas undurchsichtige Mercedes, und nun ist es doch wieder gut, dass sein Spezl Rudi Birkenberger in der Nähe ist, der nur, weil er von seinem Observierungsfall (Monika Gruber), in den er sich verliebt hat, aber sitzen gelassen wurde, den Franz nach Teneriffa zum Wellness-für-Zwei mitgenommen hat. Dieser nutzt die Zeit dort für die weitere Aufklärung des Falls. Diese Situationen in Spanien im Hotel fand ich als einziges ein klein wenig langweilig und abgedroschen: ein Wellness-Hotel, die Honeymoon-Suite, und der Franz und der Rudi werden für schwul gehalten.

Ansonsten ist dieser Film eine wahre Schmunzel- und Kicherkanonade: dieses hässliche Dorf, diese eigentlich einfältigen Personen, diese hässlichen Männer, wenn sie betrunken sind … Aber es gibt so viel Stoff zum Lachen und Losprusten, wie ich es nicht erwartet hätte. Stellenweise war es so grotesk, dass es mich an Filme von Quentin Tarantino und an die Rocky Horror Picture Show gleichzeitig erinnert hat.

In diesem zweiten Film nach einem Roman nach Rita Falk (nach Dampfnudelblues) spielen sie wieder alle mit: Sebastian Bezzel ist der stoische Dorfpolizist, Simon Schwarz sein ehemaliger Kollege und Kumpel Rudi, der sich nun als Detektiv selbstständig gemacht hat, Eisi Gulp als sein Vater kifft wie eh und je (und bringt sich dabei um den einen oder anderen Zeh), Sigi Zimmerschied als sein Vorgesetzter mit Leidenschaft zum Schnupfen (kein Kokain, wir sind in Niederbayern!), Steffan Zinner, ein toller Kabarettist und Schauspieler als der Dorfmetzger, Lisa Maria Potthoff als Susi, Polizeisekretärin und Freundin vom Franz. Nur Eva Renzi als Oma hat Ilse Neubauer vom ersten Film abgelöst, was ich gut finde, da man sie sowieso viel zu selten sieht und außerdem die großartige Ilse Neubauer – zwar nur fünf Jahre jünger als Renzi – einfach noch lange nicht das Aussehen einer Oma vom Franz hat.
Die Filmmusik, u.a. „Sexualverkehr“ von – sorry – Christian Steiffen und beim Abspann LaBrassBanda featuring Stephan Remmler mit „Keine Sterne in Athen“ passt vorzüglich zur Grundstimmung dieses „Heimatfilms“ und ist perfekt ausgewählt. Belustigt und zufrieden werden wir in das Großstadtgewurle entlassen.

:popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcorn: :popcornsw:

Winterkartoffelknödel
D, 2014
Regie: Ed Herzog
Besetzung:
Sebastian Bezzel: Franz Eberhofer
Simon Schwarz: Rudi Birkenberger
Jeanette Hain: Mercedes Sonnleitner-Duchamp / Alexandra Kleindienst
Lisa Maria Potthoff: Franz’ Freundin Susi
Sigi Zimmerschied: Dienststellenleiter Moratschek
Stephan Zinner: Metzger Simmerl
Sascha Alexander Gersak: Snowfrostfahrer Klaus Mendel
Ferdinand Hofer: Max Simmerl
Max Schmidt: Wirt „Wolfi“ Wolfinger
Eisi Gulp: Papa Franz Eberhofer
Enzi Fuchs: Oma Eberhofer
Gerhard Wittmann: Leopold Eberhofer
Daniel Christensen: Heizungspfuscher Ignatz Flötzinger

 

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