Vom Girlie zur Grande Dame

c)Medea Film Factory / Michael Witte

Ich bin seit jeher ein großer Fan von Iris Berben. Die knapp einstündige ARTE-Doku zeigt ihr ganzes filmisches Schaffen. Zuerst erzählt Iris Berben ein wenig von ihren Anfängen. Sie hat sich politisch engagiert, hat demonstriert, kannte die Stärke von Wasserstrahlern, die auf sie gerichtet wurden.

Es ging für Iris Berben los als ganz junges Mädchen mit Filmen, die wohl kaum mehr jemand kennt. Einerseits spiegeln diese Filme Iris wider, fast so, wie sie als junges Mädchen damals in der Realität war, andererseits wurde sie in diesen Filmen hauptsächlich als Schönheit wahrgenommen. Sie wurde damals noch synchronisiert, weil man meinte, sie habe keine Stimme, die fürs Kino reiche. Sie kam bald nach München und hat mit Rudolf Thome gedreht, Supergirl, ein Film, in dem ihre Schauspielkollegin Barbara Sukowa mitspielte. Eine ganz winzige Rolle hatte dabei Rainer Werner Fassbinder. Berben trifft für die Dokumentation Sukowa, und die beiden unterhalten sich köstlich über die damalige Zeit und die Umstände ihrer Karrieren. Barbara Sukowa hat ab da fast ausschließlich mit Fassbinder gedreht (Berlin Alexanderplatz, Lola, Lili Marleen, Die Ehe der Maria Braun) und Iris Berben nie mehr. Die beiden lachen heute darüber. Doch die Berben hätte zu gerne einen Fassbinder-Film gemacht, die Sukowa zu gerne einen leichten Unterhaltungsfilm. Als Iris Berben ihren Sohn bekam, musste sie beruflich ein wenig kürzer treten. Sie hatte nun für zwei Menschen zu sorgen und konnte nicht mehr so hippiemäßig leben. Die Rollen fürs Kino blieben aus. Ihre Fernsehkarriere begann. Sie drehte Zwei himmlische Töchter und jahrelang SketchUp. Nur wer das damals gesehen hat, kann heute darüber lachen! Ein Klassiker des Fernsehens. Später kamen große Fernsehrollen. Rosa Roth, über viele Jahre eine Krimireihe. Die Buddenbrooks, Krupp. Noch später interessiert sie sich für Israel, macht große Reisen dorthin, engagiert sich gegen das  Vergessen, und so kam es zu so Filmen wie Deutsches Haus. Und sie erschafft sich je älter sie wird, fast immer wieder neu. Es kommt zu anspruchsvollen deutschen Kinofilmen, Fernsehserien, und zu einer großen, kleinen Rolle (nur ein Satz!) in einem Film, der 2022 bei den Filmfestspielen in Cannes seine Premiere hatte und mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde: Triangle of Sadness.

Iris Berben zeigt in dieser Doku ein paar persönliche Einblicke in ihr Leben, Fotos mit ihrer Mutter, die gewonnene Misswahl mit 14 Jahren zur „Miss Internat“. Das und die Geschichten und Begegnungen mit Klaus Lemke, Marius Müller-Westernhagen, Anke Engelke, Barbara Sukowa, und wie sie sich gibt bei den Interviews, runden die Doku perfekt ab. Wer das gesehen hat, wird sie noch mehr lieben.

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Iris Berben – Ein persönliches Porträt
Deutschland 2023
ARTE Mediathek, 55 Min.

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