Seit Mädchenwiese zählt Martin Krist zu den erfolgreichsten Schriftstellern in Deutschland. Im Oktober 2013 brachte er seinen neuen Thriller Drecksspiel auf den Markt. Ich habe Martin um ein Interview gebeten. In diesem erfahrt ihr mehr über ihn und seine weiteren Projekte.

Likiwing: Warum bist Du Autor geworden? Mit welchem Alter begann das Schreiben?
Martin Krist: Ich bin Autor geworden, weil ich … ganz ehrlich? … noch nie etwas anderes machen wollte.
Ich schrieb die ersten Geschichten, kaum dass ich in der Grundschule das Alphabet gelernt hatte, damals noch auf der Schreibmaschine meiner Mutter. Inspiriert von Autoren wie Karl May, Agatha Christie und Stephen King, deren Bücher ich nächtelang verschlang, reifte in mir der Wunsch, später mal ebenso spannend erzählen zu können wie sie.

L: Hast Du Deine ersten „Werke“ noch und liest sie manchmal schmunzelnd auf der Couch?
MK: Ja, einige meiner „Frühwerke“ befinden sich nach wie vor in meinem Besitz, tief unten in einer fest verschlossenen Schublade. Und ich glaube, da liegen sie auch ganz gut. Denn zum Schmunzeln sind sie nicht, eher zum Fürchten. (lacht)

L: Was hat Dich dazu bewogen Thriller zu schreiben? War das schon immer so?
MK: Mich hat schon immer die Spannungsliteratur fasziniert: Krimis, Thriller, Horror. Frag mich nicht wieso, aber ich finde sie einfach faszinierend – und deshalb gab es für mich auch niemals einen Zweifel daran: Wenn ich schreibe, dann schreibe ich Thriller.

L: Woher nimmst Du die Ideen und Inspiration?
MK: Indem ich mit offenen Augen durchs Leben gehe – und durch Berlin. Berlin ist die Stadt, in der ich lebe – und in der ich immer leben wollte. Eine Großstadt, vielleicht die einzige, wirkliche Großstadt, die wir in Deutschland haben. Hier trifft hohes Staatsgehabe auf die schmierigen Niederungen der Lokalpolitik, hier herrscht die Wirtschaftsmacht über die soziale Härte. Die verkopfte Hochkultur ernährt sich von einer emsigen Subkultur. Es gibt strahlende Flecken für Touristen, ebenso wie die düsteren Ecken, in denen Kriminalität und Gewalt die Oberhand gewonnen haben. Berlin ist für mich Inspiration satt, jeden Tag aufs Neue.

L: „Drecksspiel“ ist ein sehr lebendiges Buch. Wie lang hast Du daran gearbeitet, dass schlussendlich alles zusammenpasste?
MK: Bevor ich zu schreiben beginne, erstelle ich ein Konzept, in dem bereits sehr detailliert alle Figuren, Handlungsebenen, Kapitel ausgearbeitet sind. Dieser Prozess dauert in der Regel zwei bis drei Monate. Danach muss die Geschichte nur noch geschrieben werden. Das Schreiben von „Drecksspiel“ hat mich neun Monate Zeit, Kraft und Nerven gekostet.

L: Wie oft hast Du verzweifelt vor dem PC gesessen und nicht weiter gewusst?
MK: Da ich, wie gesagt, vieles im Vorfeld detailliert ausarbeite, widerfahren mir solche verzweifelten Momente eher selten. Das heißt aber nicht, dass sie mir nicht trotzdem passieren, denn es gibt immer wieder Figuren, Szenen, Dialoge, bei denen ich merke, dass das, was ich mir vorher ausgedacht habe, nicht richtig funktioniert. Oder dass es eine Wendung gibt, die noch viel besser passt. Sowas wirft einen Teil der Geschichte über den Haufen. Das kostet mich Haare – wenn ich welche hätte. (lacht)

L: Was tust Du in solchen Momenten?
MK: Nachdenken. Stundenlang. Tagelang. Am Schreibtisch. Beim Frühstück. Während der Hunderunde. Unter der Dusche. Beim Sport. Beim Einkaufen. In der Kneipe. Eigentlich immer. Solange bis das Problem behoben ist.

L: Auf den nächsten Thriller müssen die Leser und Fans jetzt ein gutes Jahr warten. Kannst Du schon was verraten? Die Idee wird sicherlich schon stehen, oder?
MK: Ja, die Idee steht, denn „Drecksspiel“ ist als Auftakt einer dreiteiligen Romanreihe mit meiner Hauptfigur David Gross konzipiert. Allerdings funktioniert jeder der drei Thriller im Prinzip für sich alleine mit einer eigenen Kriminalgeschichte. Alle drei Romane verbindet die Geschichte meiner Hauptfigur David Gross.
Sollte David bei meinen Leserinnen und Lesern gut ankommen, könnte ich mir vorstellen, weitere Abenteuer mit ihm als Protagonisten zu schreiben. Mir zumindest ist er sehr sympathisch – und an Ideen mangelt es ganz sicher nicht.

L: Verbindet Dich etwas mit den Geschichten oder sind sie reine Fiktion?
MK: Lass es mich so sagen: Die eigentliche (Mord-)Geschichte von „Drecksspiel“ ist reine Fiktion. Das Drumherum, das Leben in Berlin, ist authentisch. Nahe dran an der Straße.
Manch einer mag mir vorwerfen, „Drecksspiel“ sei hart und in Phasen vulgär. Nun, dem möchte ich entgegenhalten: Komm nach Berlin und fahre mit der U-Bahn durch Neukölln oder Wedding. Dann sprechen wir uns noch einmal …

L: Brauchst Du beim Schreiben absolute Ruhe?
MK: Ja, unbedingt. Keine Musik, keine Stimmen. Nur die Geschichte und ich. Sonst nichts.

L: Gibt es Autoren, die Dich beeinflussen? Was für Bücher bevorzugst Du in Deiner Freizeit?
MK: Es gibt Autoren, deren Bücher ich gerne lese, Deon Meyer, Roger Smith, Lee Child, aber ob sie mich beeinflussen? Nein, wohl eher nicht. Ich bin bemüht, in meinen Büchern eine eigene Sprache zu finden – und eine eigene Atmosphäre zu schaffen.
Ansonsten lese ich querbeet, Krimis, Thriller, Horror, historische Romane, ja, sogar Liebesromane, zuletzt „Ein ganzes, halbes Jahr“ von Jojo Moyes und „Das Lavendelzimmer“ von Nina George. Außerdem viele Sachbücher, True Crime und Biografien.

L: Deine aktuelle Lektüre vor der Schlafenszeit?
MK: Im Augenblick ausschließlich Sachbücher, denn wenn ich selber an einem Roman schreibe, mich also in das Leben meiner Figuren vertiefe, kann ich mich nur schwer in die Geschichten anderer vertiefen. Zur Zeit liegt „Die Klaviatur des Bösen“ von Michael Tsokos auf meinem Nachttisch.

L: Es ist ja bekannt, dass Du auch unter anderen Pseudonymen schreibst, verrätst Du den Lesern warum?
MK: Verlagspolitik. Das Pseudonym Christoph Brandhurst kam auf Wunsch meines damaligen Verlages zustande. Er befürchtete, es würden in einem Jahr zu viele Sachbücher unter meinem Namen Marcel Feige erscheinen. Also überlegten wir uns einen zweiten Namen für meine erotischen Bücher: Christoph Brandhurst. Aber von Anfang an habe ich kein Geheimnis daraus gemacht, wer hinter dem Pseudonym steckt. Ich stehe zu den Büchern und den Themen, überwiegend expliziter Sex, vor allem aber BDSM.
Das neue Pseudonym Martin Krist, unter dem ich jetzt bei Ullstein Thriller veröffentliche, war notwendig, da ich seinerzeit noch als Marcel Feige bei Goldmann unter Vertrag war. Dieses Problem hat sich kurz darauf gelöst, aber da die Maschine bei Ullstein bereits auf Hochtouren lief, haben wir es bei Martin Krist belassen. Mir ist das inzwischen sogar recht: Als Marcel Feige schreibe ich in Zukunft nur noch Sachbücher, als Christoph Brandhurst Erotik und als Martin Krist ausnahmslos Thriller. Auf diese Weise ist alles klar getrennt.

L: Wie gehst Du mit Kritik um? Was lässt Dich ärgerlich werden?
MK: Generell reagiere ich auf Kritik ganz normal. Kritik gehört nun mal zum Geschäft. Falls sie mich trotzdem mal verärgert (und zwar nicht nur, wenn es um meine eigenen Bücher geht, sondern auch um die Bücher anderer), dann meist, weil die Kritik sinnentleert daherkommt, nach dem Motto: „Das Buch ist scheiße.“ Das ist alles andere als konstruktiv, damit kann ich als Autor (und als Leser) nichts anfangen.
Ich als Autor bin auch nur ein Mensch, mache Fehler und möchte daraus lernen. Aber man sollte mich schon darauf hinweisen. Andererseits bin ich mir bewusst, dass Geschmäcker verschieden sind, weswegen ich auch niemals alle Geschmäcker vereinen kann.

L: Was bringt die Zukunft für Martin Krist? Buchverfilmungen?
MK: Schön wär’s, aber erst einmal eins nach dem anderen. Ich bin sehr glücklich, dass es zu „Drecksspiel“ ein Hörbuch gegeben hat, zum ersten Mal zu einem meiner Romane. Das war schon immer einer meiner Träume – jetzt ist er in Erfüllung gegangen. Und dann ausgerechnet mit dem großartigen Tobias Kluckert als Sprecher. Wow!
Aber jetzt schreibe ich erst einmal den Nachfolger zu „Drecksspiel“, der im Oktober 2014 erscheinen wird.

L: Wirst Du in naher Zukunft vielleicht mal eine Lesung im Münchner Raum halten?
MK: Gerne, aber das ist eine Entscheidung der Veranstalter. Werde ich eingeladen, komme ich gerne nach München. Oder auch nach Stuttgart, Köln, Hamburg …

L: Was machst Du in Deiner Freizeit am liebsten, wenn Du nicht an neue Bücher denkst oder schreibst?
MK: Gute Frage … Bücher sind mein Leben, das Lesen und Schreiben bestimmt über einen großen Teil meiner Zeit.
Aber es gibt natürlich noch viele andere Dinge, an denen ich Spaß habe: mit meiner Freundin Antje unterwegs sein, Freunde treffen, Essen gehen, in Kneipen gute Cocktails trinken, Kino, Theater, Kabarett, die Berliner Clubs, Tanzen, Musik, vor allem Techno und House, meine Eurasierhündin Bjella, Apple Computer und und und …

L: Vielen lieben Dank für den Einblick in Dein Leben und Schaffen. Hast Du noch ein paar Worte zum Abschluss?
MK: Ich danke Dir für Dein Interesse, liebe Steffi, und Euch, meinen Leserinnen und Lesern, für Eure Begeisterung, die Ihr meinen Büchern entgegenbringt. Ohne Euch könnte ich nicht das tun, was ich schon immer tun wollte: Bücher schreiben. Danke!

Bilder wurden von Martin Krist zur Verfügung gestellt.

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