„Niemals!“

Es gibt viel zu tun auf dem Herrensitz, denn Coppelius komponieren fleißig neue Musikstücke. 2013 soll es einen neuen Silberling geben, der vom Auditorium mit Spannung erwartet wird. Dazu gab es bereits Aufnahmen zu einer Videografie und natürlich den immerwährenden Zwist zwischen Max Coppella und Le Comte Caspar, wer denn nun der Bessere sei. Vielleicht können wir das endlich in diesem Interview klären – falls nicht, stehen die Herren immerhin Rede und Antwort.

Kyra Cade: Wie ist das werte Befinden der Herren?
Max Coppella: Zur Zeit sehr gut, mich plagen lediglich Selbstmordgedanken, sonst kommen immer noch mein schmerzender Rücken und die Sorge um die viel zu gute Verpflegung von Bastille hinzu.
Comte Caspar: Max Coppella ist so sehr mit Lamentieren beschäftigt, dass ich mich in Ruhe den Aufnahmen zum neuen Album widmen kann. Es sind also alle in ihrem Element!

K.C.: Genießen Sie den Sommer und lassen sich von Bastille kalte Getränke servieren – auch wenn sich die Sonne rarmacht?
M.C.: Ich genieße den Sommer in meinem Verlies, bei Hitze muss ich direkt unter das Dach, bei kühlem und feuchtem Wetter verbringe ich die Zeit im Keller mit ähnlichem Klima.
C.C.: Er hat sich den Südflügel selbst ausgesucht, ja, er hat darauf bestanden, dort zu wohnen. Nun regt er sich darüber auf, wenn die Sonne hineinscheint und übertreibt, wenn es regnet… Was mich angeht, ich mache bei strahlendem Sonnenwetter gern hin und wieder eine Aufnahmepause und lasse die Füße in den Brunnen baumeln. An diesigen Tagen macht es umso mehr Freude, sich ganz in den Arbeiten am neuen Album zu vergraben.

K.C.: Sie haben in „Ma Rue A Moi“ gefordert, Straßen und Plätze nach Ihnen zu benennen. Gibt es bereits Fortschritte in dieser Richtung?
M.C.: Ach wo denken Sie hin, ich will noch nicht einmal, dass mein Name auf meinem Grabstein steht.
C.C: Na ein Glück, dass es in diesem Stück darum geht, was nach MIR benannt wird, Herr Coppella! Und ja, es geht voran, es geht voran! Fanatiker brachten mir zum Beweis sogar schon Straßenschilder, die sie irgendwo abmontiert hatten. Wo, habe ich allerdings noch nicht herausfinden können. Wahrscheinlich, weil sie noch nicht ersetzt wurden …

K.C.: Als das Musikstück recht neu war, haben Sie einen Wettbewerb ausgerufen. Eingereicht wurden Collagen, Zeichnungen und sogar Figuren aus Ton. Wer hatte die Idee dazu?
M.C.: Das war meine Idee!
C.C: IHRE Idee? Ha! Haben Sie überhaupt von MEINEM Wettbewerb mitbekommen?

K.C.: Können Sie sich noch an die Beiträge erinnern? War etwas dabei, das Ihnen besonders gefallen oder gar geschmeichelt hat?
M.C.: Oh, ich erinnere mich nun, dass es doch nicht meine Idee war.
C.C: Da sehen Sie es! Ja, ich war sehr erstaunt, wie viel Kreativität und Kunstgeschick in unseren Fanatikern steckt. Und dabei sagt man doch, heutzutage seien alle Menschen ungeschickt und ohne Inspiration, weil sie nur noch vor dem Bildschirm hingen! Tatsächlich denke ich, solche Kreativwettbewerbe sollten wir öfter veranstalten, sozusagen als coppelianisch-künstlerisches Breitenbildungsprogramm!
Zum neuen Album werden wir ein Stück schon vorzeitig veröffentlichen und die künstlerische Welt da draußen bitten, eine Musikvideographie dazu zu zaubern! Das kann ja heutzutage nun wirklich jeder, ein paar bewegte Bilder einfangen und sie zur Musik zusammenstellen. Doch dies dann auch in künstlerischer Art zu tun, ist wiederum um einiges schwerer. Nehmen Sie die Herausforderung an! Im Herbst wird die Aktion auf unseren galvanischen Seiten bekanntgegeben werden! Gönnen Sie sich den Spaß, machen Sie mit!

K.C.: Das war nicht der einzige Wettbewerb. Sie riefen im Frühjahr des Jahres dazu auf, das Musikstück „Das Amulett“ zu interpretieren. Warum ausgerechnet dieses?
M.C.: Das war meine Idee, ich wollte, dass ein einfaches Stück von mir interpretiert wird, das leicht besser zu gestalten ist als von Coppelius. Es wird ja normalerweise vom Comte gesungen.
C.C. Herr Coppella, Sie sind wohl sehr eifersüchtig, dass hier die ganzen Fragen an MICH allein gerichtet sind!

K.C.: Waren Sie erfreut über die Beiträge?
M.C.: Aber natürlich, wie erwartet.
C.C: Haben Sie sie denn gehört!

K.C.: Was geschieht mit den Gewinnern?
M.C.: Sie haben sich sehr bemüht und werden für immer in unseren Gedanken bleiben.
C.C.: Haben Sie nicht! Herr Coppella! Wir haben einige Gewinner bereits auf Konzerten als Gast auftreten lassen. Das stand nämlich als Preis ausgeschrieben. Tatsächlich waren wir so begeistert über die Einsendungen, dass wir uns nicht recht entscheiden konnten und nicht nur dem ersten Platz sondern gleich allen drei Erstplatzierten einen Gastauftritt auf coppelianischer Bühne versprachen. Zu den Jahresendkonzerten in Annaberg-Buchholz und Kaiserslautern wird man dies erleben können.
Wo wir gerade davon sprechen, die restlichen Konzerte für dieses Jahr sind übrigens:
22.09.2012 (Sa) Zwickau – Alte Gasometer
28.12.2012 (Fr) Kaiserslautern – Kammgarn
29.12.2012 (Sa) Annaberg-Buchholz – Alte Brauerei

K.C.: Konnte das Auditorium den Herren Coppelius musikalisch das Wasser reichen?
M.C.: Nun, die Frage muss anders herum gestellt werden und dann antworte ich mit einem klaren Ja.
C.C.: Stellen Sie doch Ihr Licht nicht so unter den Scheffel, Herr Kollege! Für meinen Teil: Das Auditorium hat sich sehr bemüht und das soll auch gelobt werden. Einzig geht es bei Musik ja nicht nur um das sogenannte ominöse Talent, sondern auch um jahrelange, ja jahrzehntelange Übung auf dem Instrument, die dem wahren Künstler dann natürlich zu einem gewissen Vorsprung verhilft … Insofern ist diese Frage völlig unnötig und eigentlich auch schon fast etwas anmaßend. Oder anders gesagt: Genug andere Kapellen erreichen uns musikalisch nicht im Entferntesten, nein, greifen sogar auf elektrische Einspielungen während eines Konzertes zurück – was es bei Coppelius niemals geben wird – und da stellen Sie unsere musikalische Superiorität in Frage?

K.C.: Wird es noch weitere Ausschreibungen geben?
M.C.: Ich denke schon, aber warum fragen Sie nicht, wie die Vorbereitungen für den neuen Silberling laufen?
C.C.: Wie bereits erwähnt, im Herbst dann die Ausschreibung zur Videographie. Einen geeigneten Preis als Anreiz zur Teilnahme müssen wir uns noch ausdenken. Obwohl eigentlich die Teilnahme selbst schon Preis genug ist, aber das sieht ja heutzutage niemand mehr. Haben Sie passende Ideen, was attraktive Preise sein könnten? (Also jenseits von „Tonträger & Kleidungsstück“ )
(Anm. d. Red.: Veröffentlichen Sie eine Single mit dem Musikstück, einigen bisher unveröffentlichten Liedern und eben dem Gewinnervideo.)

K.C.: Sie planen einen neuen Silberling. Wie laufen die Vorbereitungen?
M.C.: Fragen Sie bloß nicht, es geht sehr schleppend und zerrüttet meine letzten Nerven.
C.C.: Das tut mir leid zu hören – MEINE Aufnahmen gehen herrlich voran! Ich will Sie nicht mit lähmenden Details aus dem Verfahren der Audioakustik entnerven – denn auch dies ist eine Wissenschaft für sich, mit der sich der Tonkünstler herumplagen muss -, aber durch viele entscheidende Verbesserungen in der klanglichen Abnahme der Klarinette ist es gelungen, den Klang zu revolutionieren! Nun, wahrscheinlich für das ordinäre Ohr kaum wahrnehmbar, und doch wird die Musik dadurch druckvoller und lauter, obwohl sie weniger anstrengend wirkt! Ach, Sie müssten die Tonproben hören! Schade, dass wir nicht jetzt schon kleine Klanghäppchen veröffentlichen! Sie würden dahin schmelzen!

K.C.: Wann wird das Auditorium selbigen erstehen können?
M.C.: Wenn das so weiter geht, niemals!
C.C.: Wenn ich so weiterkomme, im Januar 2013.

K.C.: Können Sie schon etwas über die neuen Musikstücke erzählen?
M.C.: Ich könnte schon, aber dafür reicht die Zeit nicht aus, ich muss gleich zur Therapie.
C.C.: Oh, dafür ist es etwas zu früh – wir stecken noch so tief in den musikalischen und klanglichen Details, dass wir erst wieder einige Schritte von der Tafel zurücktreten müssen, um das große Ganze zu überblicken. Gönnen Sie uns noch ein paar Wochen, dann können wir beginnen, uns zu den Stücken in ihrer Gänze zu äußern.

K.C.: Im Gesichtsbuch erwähnten Sie einmal, über eine Interpretation von Liedern anderer Kapellen nachzudenken. Haben Sie sich entschieden, welche?
M.C.: Ich interpretiere sowieso sehr gerne so etwas, kann mich aber nicht entscheiden, welche Künstler es verdient haben, von uns so beleidigt oder geadelt- dazwischen gibt es leider nichts – zu werden.
C.C.: Wir arbeiten an mehreren verschiedenen Stücken unterschiedlicher Künstler – darunter auch wieder Iron Maiden und sogar einmal die Beatles – jedoch haben wir insgesamt viel zu viele Stücke aufgenommen, als dass sie alle auf ein Album passen würden. Darum will ich jetzt noch nicht zu viel verraten und keine Begehrlichkeiten wecken, die dann nicht erfüllt werden, weil andere Stücke viel besser klingen und deswegen dann auf das Album kommen. Es wird ohnehin noch schwer genug werden, sich für einige Stücke zu entscheiden und einige andere herauszulassen!

K.C.: Es ist zwar schon wieder ein paar Monate her, aber bei Ihrem Auftritt in Nürnberg im Januar klangen die Instrumente etwas voller. Vor allem auch der Bass kam besser hervor. Haben Sie etwas verändert?
M.C.: Ich habe von unserem Amplifikator gehört, dass er bei den danach stattfindenden Konzerten die Klänge, die er aus den vorhandenen Anlagen zu zaubern wusste, sogar noch besser fand!
C.C.: Oh, Sie haben es von allein gehört? Welch feines Ohr! Ja, bei Coppelius tut sich etwas, auch durch die klangliche Arbeit an den Aufnahmen! Wir müssen doch das Auditorium daran erinnern, dass die Gitarren die Nachmacher sind und nicht andersherum! Man konnte ja in den letzten Dekaden den Eindruck gewinnen, dass die eine oder andere Gitarrenkapelle fast so voll klingt wie Streicher und Bläser!

K.C.: Ist Herr Voss nun auch zufrieden, hört man den Bass ausreichend oder muss da noch mehr getan werden?
C.C.: Herr Voss und zufrieden! Ha! Ich denke, er würde es so formulieren: Einige Weichen wurden in die richtige Richtung gestellt, nun kann man beginnen, an den Reglern zu drehen und auszuprobieren, in welche Richtung es weiter geht.

K.C.: Stichwort: Videographisches Tagebuch. Wer von den Herren hatte die Idee dazu?
M.C.: Ich, ich , ich…
C.C. rollt mit den Augen: Ist es nicht völlig unerheblich, wer die Idee dazu hatte? Das Auditorium scheint die videographischen Ausflüge zu lieben, also stehen wir ja quasi in Zugzwang, immer weiter und weiter zu drehen. Irgendwie macht es ja sogar Spaß.

K.C.: Der letzte elektronische Eintrag in diesem Tagebuch ist vom verregneten Rock-Harz-Freilicht-Konzert. Schadet so ein Wetter den Instrumenten sehr? Wird das Musizieren erschwert, muss öfter nachgestimmt werden?
M.C.: Haben Coppelius denn mehr nachgestimmt als sonst? Ich glaube, nein, das liegt nicht daran, dass es nicht nötig wäre, aber es ist doch bereits alles verloren, was soll da das schnöde Stimmen der Instrumente noch bringen.
C.C.: Max Coppella meint, dass feuchtes, kühles Wetter den Instrumenten schon sehr zusetzt. Allerdings spielen wir nur zwischen Mai und September an der frischen Luft, da kann das Wetter den Instrumenten nicht allzu viel anhaben. Im Winter allerdings können – insbesondere bei den Klarinetten – durch warme Atemluft und kühle Außentemperatur – sehr schnell große Spannungen im Holz auftreten, ja das Instrument kann sogar reißen. Alles schon passiert …

K.C.: Aktuell drehen sie eine neue Musikvideographie. Zu welchem Musikstück, wo, warum und vor allem: In 3-D?
C.C.: Das Stück nennt sich „Spieldose“. Es geht darum, dass heutzutage jeder nur in das kleine blinkende Ding schaut, anstatt dass die Menschen noch miteinander sprechen würden. Warum schweigt ausgerechnet hier Max Coppella, er könnte doch viel mehr dazu sagen! Lieber mischt er sich in MEINE Straßenumbenennung, MEINE Ma-Rue-A-Moi-Kunst-Aufrufe und überhaupt ein! Pah! 3-D. Ja. Also. Was ist das genau? Die Regie hat gesagt, dass dies das Werk besser zur Geltung bringt. Videographische Details interessieren Musiker nicht, man kann sich ja nicht mit allem beschäftigen! Aber mehr künstlerischer Ausdruck? Immer! Gern!

K.C.: Wie waren die Aufnahmen?
M.C.: Schrecklich, ich verfiel in tiefe Depressionen, man wird das den Aufnahmen ansehen.

K.C.: Müssen andere Dinge beachtet werden, als bei 2-D-Aufnahmen?
M.C.: Das war ja das schlimme, alles musste perfekt sein.

K.C.: Sie treten bald mit Unzucht, Lord of the Lost und anderen auf dem 1. Ostfriesischen Gothictreffen auf. Wie wäre es mal mit einer musikalischen Zusammenarbeit mit Unzucht?
M.C.: Niemals!
C.C.: Ihre Frage kommt zu unpassendem Zeitpunkt! Dieses OGT ist doch schon längst Vergangenheit! Oder haben wir etwa so lang gebraucht, diese läppischen paar Fragen zu beantworten?
(Anm. d. Red.: Haben die Herren, aber es sei ihnen verziehen, schließlich haben die Arbeiten am neuen Silberling absoluten Vorrang!)

K.C.: Und Kapellen wie Lord of the Lost? Da liegen ja nun Jahrhunderte zwischen den Herren und diesen jungen Leuten. Kommen Sie mit der Musik und dem „schmutzigen“ Auftreten der Kapelle zurecht oder runzeln Sie die Stirn, weil Sie selbst stets ordentlich gekleidet und sauber auftreten?
M.C.: Niemals!
C.C.: Unsere Hemden strahlen dadurch gleich noch weißer! Und es kann ja nun auch wirklich heutzutage nicht verlangt werden, dass jede Kapelle frisch gewaschen auf die Bühne ginge! Wo kämen wir denn da hin?

K.C.: Die Herren Coppelius – wohin geht’s? Ziele, Pläne, Wünsche für die nächste Zeit?
M.C.: Ich möchte einfach nur in Frieden ruhen und ein paar Mikrofone zerstören.
C.C.: Aufnahmen, Aktionen zur Albumveröffentlichung, dann Albumveröffentlichung, dann Konzertreise zum neuen Album, im Sommer 2013 dann einige größere Festivals. Dann vielleicht etwas ausruhen und wieder an einem neuen Album arbeiten? Wir sollten uns vielleicht dieses Mal nicht ganz so viel Zeit lassen, das Auditorium lechzt ja immer so schnell nach neuen Werken!

K.C.: Ein paar Worte zu Abschluss?
M.C.: Niemals!
C.C.: COPPELIUS HILFT!

K.C.: Vielen Dank für diese Befragung!

Aktuelle Informationen und Konzerttermine sind auf der galvanischen Seite zu finden.

 

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