„Glasseelen“ hat mich so begeistert, dass ich die Autorin Tanja Meurer um ein Interview gebeten habe. Erfahrt mehr über ihre Projekte, ihr Leben und ihre Wünsche!

Likiwing:„Glasseelen“ ist ein sehr interessantes Buch. Wie kamst Du zu der Idee und warum E.T.A. Hofmann?
Tanja Meurer: „Glasseelen“ war ursprünglich ein Auftrag, gestellt von der Agentur, bei der ich vor ein paar Jahren war. Einer der Verlage hatte „Berlin, Museumsinsel und die Berliner Unterwelten“ als Eckpunkte für einen Roman gesetzt. Meine Agentin fragte, ob mir dazu etwas einfiele. Nach zwei Tagen zwischen all den Büchern über Berlin, Museen, Berliner Geschichte (die ich zu Hause hatte) und einigen abgelehnten Ideen, blätterte ich durch den Alt-Berliner Bilderbogen. Das ist ein kleines Büchlein über Berlin, Berliner Originale und bestimmte Größen aus Berlin. Bei „E.T.A. Hoffmann und das Blumenmädchen“ blieb ich hängen.
Die Geschichte gefiel mir, davon abgesehen hatte mir meine Mutter immer viel von Hoffmann vorgelesen, als ich ein Kind war. Bis zu dem Moment wusste ich nicht, dass Hoffmann in Berlin gelebt hatte. Aber es stimmte. E.T.A. Hoffmann lebte und starb in Berlin. Ab 1798 lebte er in Abständen immer wieder dort. Von 1814 bis zu seinem Tod 1822 blieb er dauerhaft in Berlin.
Im Lauf seines Lebens war er Autor, Karikaturist, Komponist, Musikkritiker und vieles mehr. Hauptberuflich arbeitete er als Gerichtsrat (preußischer Staatsdienst), später Kammergerichtsrat, wurde zwei mal wegen seiner Schriften außer Dienst gestellt, fing sich die Syphilis ein und war mit seiner Cousine verlobt. Genau genommen fiel er nicht unbedingt positiv auf. Heute würde man ihn wohl als durchgeknallten Künstler bezeichnen, der in seinem Job nicht glücklich ist. Mehr zu ihm findet ihr hier: http://de.wikipedia.org/wiki/E._T._A._Hoffmann
Von Hoffmann mochte ich besonders den „Sandmann“. Das war schon immer eine meiner liebsten Geschichten. Auf der Basis konnte ich die Geschichte aufbauen.

L: Nicht viele Autoren haben so eine lebendige Art zu schreiben wie Du! Wie lässt Du Dich zu solchen Ausschmückungen hinreißen? Lässt Du der „Feder“ einfach freien Lauf?
TM: Ein paar von den Situationen, in die Camilla gerät, kenne ich aus eigener Erfahrung. Ich bin gelernte Bauzeichnerin und habe in meiner Lehre oft in alten Häusern Aufmass gemacht. Vielen Geschichten liegen die Erlebnisse in der Tangente (Mainz) zugrunde. Das ist ein altes Doppelhaus aus dem Jahr 1669. Es war unser Lehrlingsprojekt, das nur zeitweise vom Büro betreut wurde. Wir waren ein halbes Jahr fast täglich in der Tangente, haben die Bestandspläne verglichen, abgeändert und alle Bestandsänderungen festgehalten. War schon wirklich spannend, aber auch unheimlich.
Es ist schon ziemlich creepy, wenn der Ingenieur vorher noch im Nebensatz erwähnt: „Übrigens passt ein bisschen auf, ihr seid nicht allein im Haus. Da schleicht manchmal ein geistig verwirrter Mann rum. Der ist aber harmlos. Meistens seht ihr ihn gar nicht. Ihr hört ihn nur.“
Es war übrigens beim Aufmass wirklich so. Wir haben ihn selten gesehen, meistens nur gehört oder seine Blicke gespürt.
Aus dieser und ziemlich vielen anderen unheimlichen oder erschreckenden Situationen heraus kann ich beschreiben.
Was Camillas schlechte Fahrkünste betrifft – nein, das ist reine Beobachtung bei anderen Menschen. Ich habe vier Jahre hauptberuflich am Steuer verschiedener Wagen bis hin zum LKW verbracht und meinen 40-t-Schein angefangen.
Aber generell – ich liebe es dicht zu beschreiben. Einigen ist das zu viel, andere verstehen die Eindrücke nicht. Aber jeder Mensch nimmt Situationen anders auf.

L: Der Nachfolger „Der Rebell“ ist bereits geschrieben? Kannst Du darüber etwas verraten?
TM: Ja, das Buch ist bereits am 23.08.2013 bei Bookshouse erschienen. Der Roman schließt an den ersten Band an, auch wenn Camilla und Christoph in den Hintergrund treten und Oliver Hoffmann das Feld überlassen wird. Wer „Glasseelen“ kennt, weiß auch von der Mail am Ende des Buches. Camilla soll Tom Hoffmann oder dessen ältesten Sohn (Oliver) aufsuchen, um etwas zu verhindern.
Dass sie das nicht schafft, ist fast klar, denke ich. Die Geschichte setzt bei Oliver und aus seiner Sicht an. Camilla kommt wieder vor. Sie ist ab dem Ende des ersten Drittels dabei. Christoph stößt weitaus später hinzu, wird aber recht schnell zu Olivers Freund, genau wie Camilla. Zwei andere alte Bekannte begleiten die Geschichte: Matthias Habicht (der sehr wichtig ist) und Bernd Weißhaupt.
Beide Kommissare haben absolut keine Lust mehr auf unheimliche Ereignisse. Natürlich erwischt es sie, Bernd hasst die Welt dafür. Daniel ist ein neuer Charakter und für Oliver sehr wichtig. Er stellt den Ausgleich dar.
Die Gegner sind aber auch nicht zu unterschätzen. Und man sollte sich – wie üblich – nicht zu sehr an dem Schwarz-Weiß-Denken festklammern. Kein „Böser“ handelt negativ, weil er böse ist. Aus seiner/ ihrer Sicht liegt eine Begründung vor. Oliver (und einigen anderen) erscheint es nur falsch, weil sie die Sichtweise nicht teilen.

L: Gibt es wieder eine Verbindung zu einem klassischen Werk?
TM: Nur indirekt. Aus meinen Kindertagen ist mir eine der Kurzgeschichten aus der Gruselgeschichtensammlung „Der Vampyr“ noch gut in Erinnerung. Auf die französische Geschichte „Hass“ nehme ich Bezug. Das darin beschriebene Wesen ist die Grundlage des Buches.
Bei meiner Recherche fiel mir schließlich auf, dass ich durch die Autorin der Geschichte bereits wieder den Bogen zu Hoffmann geschlagen hatte. Die Autorin von Hass ist Gabrielle Ménardeau.Sie lernte bereits mit vier Jahren das Lesen und verfasste mit acht Jahren ihre erste Erzählung. Zum Studium ging sie nach Paris. Dort lernte sie während des Zweiten Weltkriegs ihren späteren Mann, den zwanzig Jahre älteren Übersetzer und Essayisten Justus Franz Wittkop, kennen, der auf der Flucht vor den Nationalsozialisten war und den sie bei sich versteckte. Ein Jahr nach dem Krieg 1946 zog sie mit ihm nach Deutschland. Dort machte sie sich als Übersetzerin und Buchautorin einen Namen – neben zahlreichen Romanen verfasste sie eine in vielen Auflagen erschienene Monographie zu E.T.A. Hoffmann und übertrug Werke von Theodor Adorno, Uwe Johnson, Wolfgang Hildesheimer und Peter Handke in das Französische. (Quelle: Wikipedia)

L: Was verbindet Dich mit den Geschichten oder mit den Charakteren?
TM: Bevor die Reihe zu „Schattengrenzen“ umbenannt wurde, existierten schon recht viele Geschichten um Oliver, Till, Tim, Konstantin und diverse andere Charaktere unter „Darkside“, das Konzept war zu „Schattengrenzen“ beinah identisch. Die etwas unheimlichere Realität war Grundlage und Spielwiese der Charaktere, die von Buch zu Buch in den Vorder- oder Hintergrund traten. Die Clique umfasste ein bestimmtes Kontingent Personen, von denen mal der eine, mal der andere stärker agierte. Die ersten paar Bücher stammen noch aus den 90ern. Heute habe ich all das stark ausgedünnt. Oliver ist einer meiner absoluten Lieblinge. Er ist alternativ – wird später zum Punk. Meine Entwicklung ging noch über den Goth.
Er schreibt gern und viel, hat Schwierigkeiten mit Eltern und Freunden, fällt durch seine Art auf und hat einen Hang zu Männern (ich zu Frauen).
Camilla ist die andere, etwas chaotische und offene Seite, die sich nicht so schnell von einem Ziel abbringen lässt. Zusammengenommen sind die beiden auch in den späteren Büchern ein ziemlich gutes Duo. Zukünftig wird Camilla für Olli ohnehin noch sehr wichtig – natürlich nicht als Partnerin sondern als Freundin, Familie, alles andere.
Da Oliver und sein Umfeld aus Wiesbaden kommen, ist sein Leben Heimspiel für mich. Camilla stammt aus Frankfurt. Die Stadt kenne ich ebenfalls ziemlich gut, schon weil ich seit 1995 in Frankfurt/Main und Umgebung arbeite.
In den Geschichten kann ich einige Erlebnisse verarbeiten, unheimliche Geschichten wieder ausgraben und Ideen aus anderen, alten Büchern verwenden.

L: Kannst Du Dich mit einem Charakter identifizieren?
TM: Sehr gut sogar! Wie schon erwähnt sind Olli und Camilla mir sehr nah. Die, die mich persönlich kennen, sprachen mich schon darauf an, dass ich ihr meine Art geliehen habe.
In erster Linie decken sich unser Hang zu Kunst und dem Makaberen. Wir sind Freaks und ziemlich unerschrocken. Camilla kann mit Todesfällen genauso gut oder schlecht umgehen wie ich. Geheult wird nicht. Die Verdrängungstaktik von ihr funktioniert wie bei mir. Wir blenden Gefühle weitestgehend aus und konzentrieren uns auf die nächststehenden Probleme. Sie hat davon mehr als sie es will.
Vor wenigen Wochen ist meine Tante gestorben. Sie war etwas wie ein Mutterersatz für mich. In der ganzen Zeit nachdem ich sie gefunden habe, konnte ich nur auf der Beerdigung weinen und ein weiteres Mal durch eine Diskussion. In erster Linie sehe ich fokussiert die anstehenden Aufgaben und arbeite sie ab. Danach kommt erst die Zeit für Gefühle. Camilla geht nicht anders vor.

L: Bevor Du mit dem Schreiben beginnst, machst Du Dir einen Plan oder legst Du einfach los?
TM: Eher ein Exposé oder einen Grob-Plot, an dem ich mich so lang entlang arbeite, bis das Konzept wegen unlogischen Handlungen (wenn man die Handlung mit dem Holzhammer zurückbiegen muss) außer Kontrolle gerät. Danach setze ich mir das nächstliegende Etappenziel und arbeite darauf zu. Die Geschichte sollte nicht aus dem gesetzten Rahmen fallen, aber ich passe sie zumindest so an, dass die Logik bestehen bleibt und die Charaktere nicht gegen ihre persönlichen Züge handeln müssen.
Aber ich habe auch Geschichten schon mit sehr geringen Plots angefangen. Dann wird es allerdings schwer, sie notfalls einzufangen.

L: Gibt es Autoren, die Dich inspirieren? Große Vorbilder?
TM: Neil Gaiman – in jeder Weise. Er ist in seiner Komplexität und makaberen Denkweise der helle Wahnsinn.
Allerdings gibt es auch noch andere Autoren, die mich unheimlich beeindruckt haben. Klaus N. Frick (Peter Pank-Romane) schreibt so bildlich, dass ich mich in die Punk-Kommune bei meiner Mutter zurückversetzt gefühlt habe. Die Dichte der Geschichten ist beeindruckend.
Aktuell lese ich irrsinnig viele Sachbücher (Kriminalhistorik). Darauf aufbauend arbeite ich schon ein Weilchen an einem Konzept. Die Verbrechen und die Polizei der Vergangenheit war beeindruckend und teilweise vollkommen irrsinnig. Von dem Standpunkt her haben mich die Sachbücher von Matthias Blazek auch sehr beeindruckt.
Früher oder später wird ein Buch oder eine Reihe Kriminalromane im Berlin der 20er bis zum Ende des zweiten Weltkrieges kommen.

L: Wie kamst Du zum Schreiben?
TM: Durch meine ewige Unzufriedenheit mit den Ausgängen der typischen Kinderkrimis (Fünf Freunde, Die drei ???, Rätsel um …, Geheimnis um …).
Ich habe einfach angefangen mir alles so zurechtzubiegen, wie es mir gefiel. Damals habe ich die Bücher mit den Edgar Wallace Romanen verglichen, die ich angefangen hatte zu lesen. Klar, dass mir die alten Grusel-Krimis besser gefielen. Also fing ich an zu schreiben. Damals war ich acht.

L: Hast Du Deine ersten „Werke“ noch und liest sie manchmal schmunzelnd auf der Couch?
TM: Wenn es mich bei King und Co. nicht gruselt, dabei sicher. Die alten Sachen – selbst die, die ich nach 2000 geschrieben habe – empfinde ich als grottig. Gerade überarbeite ich einen Kurzroman aus dem Jahr 2007. Ernsthaft – ich weiß nicht, warum das Ding so viele Fans hat.
Die meisten alten Geschichten könnte ich heute auch nicht mehr vorlesen, einfach weil ich sofort aus dem Sprach- und Redefluss fallen würde.

L: Was möchtest Du in der Zukunft erreichen? Lesungen veranstalten? Auf Tour gehen? Die Welt bereisen?
TM: Die Weltherrschaft …? Neee, nicht wirklich. Lesungen mache ich schon recht viele. Dieses Jahr stehen zwei für Oktober und drei für November an. So weit ich weiß ist auch im Dezember noch eine.
Generell könnten sich die Bücher besser verkaufen. Die Art von Roman ist allerdings eher ein Nischenthema und die Charaktere keine strahlenden Helden. Das gefällt vielen Lesern nicht. Andere können mit dem unheimlichen Teil der Geschichte nichts anfangen.
Es wäre schön, wenn Fans des unheimlichen Genres vielleicht auch auf die Reihe aufmerksam würden.
Auf Tour gehen und die Welt bereisen fiele schon wegen meines Jobs flach. Davon abgesehen bin ich kein sonderlicher Fan von Flugzeugen. Flug- und Höhenangst sind in Kombination fies.

L: Wird es ein weiteres Buch geben nach „Der Rebell“ mit Oliver und Camilla? Arbeitest Du vielleicht bereits daran?
TM: Sofern der Verlag mitmacht, ja. „Der Rebell“ ist nicht abgeschlossen. Es geht also in den nächsten Band über (an dem ich wirklich schon arbeite).
Olli, Camilla, Daniel, die Zwillinge und Jamal sind dabei. Der kleine Jamal (er ist zehn) rückt in die Position des zweiten Protagonisten vor. Mit ihm hat Olli auch für den Rest seines Lebens viel zu tun.
Die Charaktere werden ja mit jedem Buch älter, und es gibt bereits Bücher (fertige), in denen Jamal 17 bzw. 22 Jahre alt ist.

L: Was tust Du gegen Schreibblockaden?
TM: Schlagt mich nicht, aber ich hatte noch nie eine Schreibblockade. Im Gegenteil, ich brauche das Rollenspiel (als Spielleiterin), um die überschüssigen Ideen loszuwerden.
Außer Schattengrenzen habe ich ja noch weitere Projekte:
– Steampunk: Das Gewicht einer Seele (Novellen und Kurzromane um eine Wissenschaftlerin und eine Magierin, die in mysteriösen Kriminalfällen hinzugezogen werden):
http://www.fanfiktion.de/s/51e61edf0003206e285c7d03/1/Raunacht
– Gay-Thriller: Verborgener Feid (mal keine Reihe):
http://www.fanfiktion.de/s/51c484a400032…rborgener-Feind
– Fantasy / Steam-Fantasy: Night’s End (derzeit arbeite ich an dem Roman „Die blaue Phiole“ für den Incubus-Verlag, der 2015 erscheinen soll)
– und Horror: http://www.fanfiktion.de/s/52062bc400032…puren-im-Schnee

L: Wie stimmst Du Dich auf einen „Schreibtag“ ein?
Brauchst Du vollkommene Ruhe? Einen bestimmten Platz?
TM: Ruhe ist von Vorteil. Was mich „kirre“ macht, ist das Klappern einer anderen Tastatur. Solche Geräusche bringen mich aus dem Konzept.
In erster Linie hocke ich zu Hause auf dem Sofa, den Laptop auf den Knien und Punk in den Ohren. Rechts und links liegt eine Katze, und die zwei Meeries balgen oder schlafen, wenn sie nicht gerade fressen.
Generell kann ich nahezu überall arbeiten, solange ich Strom habe (mein Laptop-Akku gibt unterdessen nach 30 Minuten den Geist auf). Notfalls muss die Musik eben lauter sein als alles andere.

L: Was rätst Du denjenigen, die selber schreiben und auf eine Veröffentlichung hinauswollen?
TM: Plant gut, haltet euch an die gängigen Regeln, bedrängt Verlage nicht, besonders Großverlage schmeißen alles Unverlangte ohne hineinzulesen weg. Fallt nicht auf Kostenzuschussverlage rein. Wenn ein Verlag damit wirbt, dass er kein Geld für den Druck verlangt, aber für Lektorat, Layout, etc., brecht gleich den Kontakt ab. Das ist unseriös. Hier könnt ihr euch dazu informieren: http://www.aktionsbuendnis-faire-verlage.com/
Schreibt am Besten die Texte gleich in Manuskriptseitenformat (könnt ihr hier herunterladen http://www.literaturcafe.de/normseite-do…rlage-download/), arbeitet mit Exposés und recherchiert gründlich, sonst kann es schnell ziemlich peinlich werden.

L: Wie man auf diversen Fotos sehen kann, hast auch Du eine Verbindung zur schwarzen Szene. Was begeistert Dich an dieser und was macht sie in Deinen Augen besonders?
TM: Unterdessen ist es eher wieder die Punk-Szene. Das „anders“ sein ist einer der Gründe, die Möglichkeit frei zu denken und seine Gedanken entsprechend in Worte zu fassen, der Hauch des leicht Makaberen, die Art der Menschen, die Offenheit und das Verständnis (jetzt eher wieder im Punk). Generell mag ich auch die Musik und die Klamotten, aber wie Diana, die Betreiberin des letzten großen Goth-Shops in Wiesbaden schon zu mir meinte: Du bist nicht konform sondern einfach nur Du.
Damit ecke ich bei den Hardcore-Goth an. Das missfällt mir an der schwarzen Szene. Aber die meisten Goth sind offen und toleranter als Außenstehende annehmen. Deswegen mache ich mir auch keinen Stress, damit allzu konform zu sein. Ich hänge zwischen Goth und Punk. Das ist schon ganz okay so.

L: Gibt es Deinerseits Musik- oder Literaturempfehlungen, die die Leser noch interessieren könnten?
TM: Vielleicht als kleiner Hinweis zu „Glasseelen“: Während des Schreibens habe ich fast ausschließlich im Hintergrund „Mortem Vlad Art“ und „Chaostar“ laufen gehabt. Die Musik passt wirklich gut. Klar – natürlich wäre es wirklich schön, wenn man E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ und diverse seiner Werke gelesen hat.
Für „Der Rebell“ ist eigentlich nichts zwingende Grundlage. Olli ist Punk- und Alternative-Fan. Bei ihm werden Bandshirts erwähnt. Punk ist aber nicht jedermanns Sache.
Generell findet ihr aber einiges (unter anderem Mucke und Klamotten) hier: http://www.nix-gut.de/
Das Buch „Der Vampyr“ kann ich sehr empfehlen. Leider gibt es die Ausgabe, die ich habe, nicht mehr. Einige der Geschichten haben mich damals sehr beeindruckt. Die Geschichte um die Katzen in Italien und der Empuse sind mir am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben.
Generelle Empfehlungen? Ganz ehrlich? Jeder hat seine persönlichen Favoriten. Was der eine liebt, kann der andere nicht verstehen oder hasst es.

L: Was liest Du selber gern? Gibt es ein Buch, das Du schon unendlich viele Male gelesen hast?
TM: Derzeit sind es Sachbücher. Was ich schon mehrfach gelesen habe, ist „Spiegelzeit“ Wolfgang Holbein.
Generell liebe ich Thriller, Mystery, Horror, Steampunk, Gay und alles Mögliche aus dem Bereich Klassik / Belletristik. Fantasy ist schon seit Jahren gar nicht mehr so ganz meine Welt. Deswegen schreibe ich auch gerade einen Steam-Fantasy-Krimi.

L: Was macht Tanja Meurer, wenn sie nicht schreibt?
TM: Arbeiten gehen, wie wahrscheinlich die meisten Autoren. Wie erwähnt bin ich aus dem Baugewerbe und arbeite seit 2004 als Dokumentationsassistentin in einem entsprechenden Konzern. Der Job ist eigen, sehr spezialisiert. Viel von meinem Bauhintergrundwissen wird eigentlich nicht mehr verlangt. Manchmal vermisse ich den alten Baujob. Andererseits, wenn ich mein Gehalt ansehe, bin ich wiederum nicht böse um den jetzigen Job.
Nebenberuflich arbeite ich noch als freie Illustratorin, oft auch zusammen mit meiner Partnerin Juliane Seidel. Wir teilen uns so auf: Zeichnungen Tanja, PC-Colo / Layout Jule. Ihr findet uns unter http://www.vee-jas.de und unter http://www.tanja-meurer.de und http://www.juliane-seidel.de
In meiner Freizeit sind Rollenspiel, Filme (besonders viele alte Filme), Bücher und Zeichnen fällig.

L: Dein Lebensmotto?
TM: Kopf hoch, es geht immer weiter! Aber danach leben alle Menschen, denke ich.

L: Vielen Dank für das Interview, liebe Tanja. Hast Du noch ein paar abschließende Worte für die Leser?
TM: Lebt euer Leben wie ihr es wollt. Macht nichts an Konventionen und Ängsten fest, die euch in Rollen zwängen, in denen ihr euch nicht wohl fühlt und unglücklich seid. Lasst euch nicht von Modeerscheinungen euer Leben diktieren, das ist alles immer nur von kurzer Dauer und vollkommen nebensächlich. Seid stolz auf euch und haltet den Kopf oben. Letztlich zählt nur der Mensch und die Menschlichkeit.

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