Auf St. Pauli ist alles möglich und so ist dort auch die vielleicht beste deutsche Glam-Rock-Band zu Hause:The Pleasures. Die fünf Hamburger lieben schrille Outfits, Glitter und vor allem Rock’n’Roll. Ihre Leidenschaft ist bei jedem Auftritt deutlich zu spüren und begeistert nicht nur eingefleischte Fans. Sie haben sich die Zeit für ein ausführliches Interview genommen, geben tiefe Einblicke und schlagen auch nachdenkliche Töne an.


The Pleasures: Neo, Disco, Dancette, Sensai, Curtis (v.l.n.r.)

Kyra Cade: Beschreibt The Pleasures bitte in fünf Worten.
Dancette: Don´t dream it – rock it!
Neo: Dancette-Sensai-Neo-Disco-Curtis! (grinst)
Disco: Glitzer-Transen-Gang-Bang-Porno.

K. C.: Glam-Rock aus Hamburg, genauer St. Pauli: Wäre es in anderen Gegenden schwieriger geworden, Glam-Rock zu machen?
Dancette: Ganz und gar nicht. Glam-Rock kannst du überall machen, denn diese Musik kommt aus unseren Herzen. Und aus dem Schmink- und Schmuckkasten, haha.
Sensai: Es ist natürlich rein hypothetisch, aber ich denke, in einer Stadt, die nicht Hamburg ist, fiele das, was wir tun, von vorn herein mehr auf. Ob das die Dinge leichter oder schwieriger gestalten würde, wer weiß…

K. C.: Als Vorbilder gebt ihr selbst Marylin Manson, Kiss, Guns’n’Roses oder die Rocky Horror Show an. Vom Äußeren her fällt Guns’n’Roses eindeutig raus, musikalisch passen sie recht gut in die Reihe. Was ist das Inspirierende an ihnen?
Dancette: Als Vorbilder sehe ich diese Künstler nicht. Eher habe ich viel von ihnen als kleiner Junge gehört und das färbte irgendwie ab, ohne was kopieren zu wollen. Ich mochte schon immer inszenierte Musik. Ich wollte immer auf Konzerten etwas erleben. Musik musste für mich schon immer aufgedonnert und irgendwie pompös sein. An Guns’n’Roses gefiel mir immer diese unberechenbare Seite von Axl und dass sie in ihren Videos wussten, wie man so richtig auf dicke Hose macht.
Curtis: Ich liebe bis heute Slashs Gitarrenspiel und verfolge auch seine Solokarriere. Guns’n’Roses hatten einen heutzutage nicht mehr so zeitgemäßen Lifestyle, der sie unter anderem berühmt und beliebt gemacht hat: Sex, Drugs and Rock’n’Roll! Wenn man heute als Künstler etwas erreichen möchte, so wie viele Bands zu der Zeit von Guns’n’Roses, so sollte man zumindest die Drogen weglassen, so kann man sich auf das konzentrieren, was die Jungs damals wie heute lieben: Echten Rock’n’Roll!

K. C.: Wie sieht es mit Größen wie Steel Panther aus? Habt ihr euch von denen etwas abschauen können? 
Curtis: Als Musiker lässt du dich in vielen Bereichen inspirieren und besuchst Konzerte, hörst dir Musik an und redest miteinander drüber. Wichtig ist mir immer, dass man versucht über den Tellerrand hinaus zu schauen und auch genrefremde Bands auszuchecken. Steel Panther machen in Sachen Show und Musik ganz schön was her und natürlich verfolgen wir das. Wir wollen bei allem natürlich auch unseren Stil nicht vernachlässigen und es Pleasures-like verfeinern.
Neo: Ich habe eher das Gefühl, dass wir uns quasi parallel entwickelt haben. Ich persönlich habe von Steel Panther erst vor einem Jahr gehört und bis dahin schon unabhängig von ihnen in Netzstrumpfhose die Bühne gerockt.. Nichtsdestotrotz finde ich Steel Panther sehr unterhaltsam!
Dancette: Steel Panther habe ich vor zwei Jahren das erste Mal wahrgenommen. Ich war fast traurig, als mir auffiel, dass sie gar nicht echt sind, sondern nur Perücken tragen und vieles nur durch den Kakao ziehen. „Abschauen“ konnte ich mir die Gewissheit, dass so etwas kommerziell Erfolg hat. Dass Lexxxi immer einen Spiegel auf der Bühne hat, finde ich super lustig. Ich bevorzuge auf der Bühne aber eher meinen Fön.

„Glam-Rock-Girls sind die Schärfsten!“

K. C.: Bietet Glam-Rock mehr Show auf der Bühne als die Konzerte einer reinen Rockband?
Dancette: Nur, wenn man´s richtig macht.
Curtis: Eigentlich nicht, sonst würde es doch nur noch Glam-Rock geben (lacht). Aber mal im Ernst: Eine Band, die sich schminkt, ultraschräge Outfits anzieht und Gitarren auf der Bühne anzündet ist nun mal ein Hingucker!
Sensai: Gute Frage. Das sollte das Publikum beurteilen. Ich kann dazu aus meiner Perspektive nur sagen: Die Show gibt mir auf der Bühne mehr als die einer „reinen Rockband“. Der Spaßfaktor ist höher, und es fühlt sich alles viel freier an. Wir hoffen, es ist das, was auch beim Publikum ankommt. Ich denke, unbestritten ist: Mehr zu sehen gibt es in jedem Fall!
Disco: Darum ist es ja Glam-Rock. Für mich ist es zu 50% Show. Mindestens 50%.
Neo: Ich finde, den Großteil der Rockbands, die ich so kenne, können wir in Sachen Action auf der Bühne in die Tasche stecken. Und das finde ich auch so gut an uns… Wir wollen halt auch was für die Augen und nicht nur für die Ohren bieten!

K. C.: Wenn jemand mit dem Begriff Glam-Rock wenig anfangen kann oder Vorurteile gegen Männer mit Glitzer in den Haaren und pinken Tops hat, wie würdet ihr diese Stilrichtung schmackhaft machen?
Disco: Der muss zum Konzert kommen… Anders geht das nicht!
Sensai: Wenn jemand Vorurteile gegen Sushi hat, wie würdest du es ihm schmackhaft machen? Genau! Ins Restaurant schleifen, und ihn probieren lassen.
Curtis: Es gibt immer Vorurteile oder Begriffslücken. Du kannst solchen Menschen nur mit unheimlich viel guter Laune und Sympathie für das, was du machst, entgegenkommen. Es sind alle einfach herzlich eingeladen, ein Konzert von uns zu besuchen und mit uns zu rocken. Es ist der gemeinsame Moment, einmal auszuflippen und gerade das Schräge, was zusammenführt. Es gibt ja auch genug Bands, die mehr die Musik im Vordergrund stellen und sich optisch weniger in Szene setzen wollen. Ich denke, wir unterstreichen damit einfach das, was wir machen und setzen ein optisches Ausrufezeichen.
Neo: Er soll seine Augen schließen und erst mal nur auf die Musik hören. Da unsere Lieder so bunt sind, dass für jeden etwas dabei ist, können wir theoretisch auch jeden damit begeistern. Noch bevor er unsere geschminkten Gesichter gesehen hat. Und wer dann Geschmack an unseren Liedern gefunden hat, wird sich auch mit unserem Aussehen anfreunden können. (lacht)
Dancette: Dieser Jemand sollte sich erst mal die Musik anhören, denn es geht hier immer noch um Rock’n’Roll. Und sollte er am Ende noch immer die Band auf der Bühne nicht mögen, dann sollte er mal einen Blick auf die scharfen Glam-Rock-Fans vor der Bühne werfen. Spätestens dann will er noch ein wenig auf dem Konzert bleiben, denn vor allem Glam-Rock-Girls sind die Schärfsten.

K. C.: Ihr sagt, dass ihr Spaß am Androgynen habt. Schrille Outfits, viel Pink, Lila und vor allem Glitter sind bei euch zu sehen. Steckte das schon immer in euch oder kam das erst mit Gründung der bzw. Einstieg in die Band?
Dancette: Ich mochte schon immer experimentieren. Die Berührungsängste vor Make-Up, hohen Haaren und Lippenstift nahm mir meine Ma im Alter von vier Jahren, als sie mich als Ladyboy verkleidete. Als Teenager verwendete ich Kajal und Make-Up teilweise noch vor den Mädchen in meiner Klasse. Leider blieb ich in meinen früheren Rockbands mit dieser Attitüde meist allein und genau deshalb galt es als sehr wichtig für uns, bei The Pleasures diese Seite endlich in aller Größe auszuleben.
Disco: Das steckte schon immer in mir… Klar!
Curtis: Ich wollte schon immer einen besonderen Augenmerk auf die Optik bei meinen früheren Bands und Projekten setzen. Na klar haben wir uns da auch geschminkt, wenn auch nicht so argumentativ wie mit The Pleasures.

K. C.: Glam-Rock ist für viele sehr vorurteilsbeladen. Das seien keine richtigen Männer und sowieso alle homosexuell. Werdet ihr oft damit konfrontiert?
Dancette: Nein, bisher bin ich Leuten, die solche Vorurteile verbreiten noch nicht persönlich begegnet. So wie hier gerade die Wörter „vorurteilsbeladen“, „homosexuell“ und „konfrontiert“ benutzt werden, klingt es fast so, als sei Homosexualität etwas Schlechtes …
Disco: Nein. Oft ist übertrieben. Aber das kommt auf die Umgebung an … Auf St Pauli fällt man damit nicht weiter auf!
Sensai: Interessanterweise überhaupt nicht. Jedenfalls wurde mir das – soweit ich mich erinnere – noch nie direkt vorgehalten. Ich gehe davon aus, dass viele so denken. Ist ja auch klar, denn genau das provozieren wir ja damit. Aber als wir damals zum ersten Mal auf der Bühne standen, hätte ich mit wesentlich mehr Gegenwind aus dieser Richtung gerechnet. In einigen Läden, in denen wir gespielt haben, war ich mir genau deshalb von Anfang an sicher, dass die uns direkt von der Bühne schmeißen. Bestes Beispiel: Grimbsby UK. Im „Yardbirds“, seines Zeichens Clubhaus des ansässigen Motorradvereins. Da stehen dann vor der Bühne Typen in Lederkluft, die so aussehen, als würden sie das, was wir tun, genau in die Kategorie stecken, die du oben beschrieben hast. Wie endete der Abend? Mit den Jungs an der Bar und einer Menge Spaß. Quintessenz war, dass viele Leute es gut finden, wenn man hinter dem steht, was man macht. (Auch wenn es so aussieht, wie es eben aussieht, nämlich für sie ungewohnt.)

So zu sein, wie man ist.

K. C.: Wie geht man damit um? Ignoriert man solche Vorurteile, setzt man sich klar damit auseinander oder hat man innerlich manchmal auch Angst, dass man verbal und vielleicht sogar tätlich angegriffen wird?
Dancette: Ich mach mir da im Grunde nur wenig Gedanken. Wenn ich das tun würde, kann ich gleich mein Leben beenden. Ich habe mich noch nie darum gekümmert, was andere zu meiner Kunst sagen. Wenn irgendwelche Leute irgendwas irgendwie an mir nicht mögen, na dann sollen sie mich doch einfach nicht auf Konzerten besuchen.
Disco: Angst habe ich nicht. Aber man muss ja auch nichts provozieren. Im Zweifel lieber aus dem Weg gehen …
Curtis: Wenn ich daran denke, dass ich mich wegen Vorurteilen angreifen lassen müsste, dann würde mir der Spaß an der Musik genommen werden. Entweder man mag das so oder eben nicht. Ich habe schon auf Veranstaltungen vor meiner Zeit mit The Pleasures gespielt, wo du bei solchen Menschen verspielt hast, weil du Musiker bist und dich über deine Kunst verwirklichst. Das sind einfach andere Welten, wie jemand, der ein Leben fern vom Musik-Machen führt. Das ist auch gut so, weil zu polarisieren eben dazugehört und musikalische Geschmäcker unterschiedlich sind. Ich höre auch gerne Jazz / Klassik und Rock / Pop, genauso wie Millionen homo-oder heterosexueller Menschen, die akzeptiert und respektiert werden wollen.

K. C.: Ist man jemals zu alt für Glam-Rock?
Dancette: Du bist immer nur so alt, wie du dich anfühlst!
Sensai: Nein, ich glaube für den Glam-Rock an sich ist man nie zu alt. Wofür man zu alt werden kann – und das sieht man leider an vielen der Helden früherer Zeiten -, sind die Outfits von damals, die irgendwie nicht mehr so recht an den Körper von heute passen wollen. Will meinen: Solange man sich mit seinem Alter innerhalb dieser Musik entwickelt, und nicht auf die Idee kommt, Dinge konservieren zu wollen, kann man gar nicht zu alt werden. Genau das gleiche ist es mit der Musik. So versuchen tatsächlich immer noch einige Kastraten der 70er ihre unglaublich hoch gesungenen Songs zu performen, obgleich der Zahn der Zeit, gepaart mit Whiskey und Teer dieses rein von den Stimmbändern her unmöglich macht. An dieser Stelle kann man sagen: Jungs, dafür seid ihr – objektiv betrachtet – zu alt. Meiner bescheidenen Meinung nach ist das alles eine Frage ständiger Selbstreflexion.
Disco: Die Frage ist wohl, ob man jemals zu alt ist, um mit Glam-Rock auf der Bühne zu stehen. Ich glaube, so ab 45 sollte man es lassen, wenn man dann nicht noch höllisch gut aussieht und ohnehin schon erfolgreich ist.
Curtis: Nein.

K. C.: Ist Glam-Rock ein Lebensgefühl?
Disco: Das würde dann ja heißen, dass das Leben für einen zu mindestens 50% aus Show besteht… Es gibt bestimmt Leute, die so fühlen!
Dancette: Du sagst es, Disco! Für mich ist das ganze nicht nur ein Lebensgefühl, sondern auch mein Leben. Schließlich hört bei mir die Show nicht auf, wenn ich die Bühne verlasse.
Curtis: Ja!


Das ist Rock’n’Roll

K. C.: Was ist euch peinlich?
Sensai: Wenn die Haare nicht liegen.
Disco: Ich glaube, immer weniger.
Dancette: Es wäre mir peinlich, ohne Glitter und Gimmicks auf die Bühne zu gehen. Ich hatte in der Tat schon mal Alpträume davon, dass die Jungs bereits spielen und keine meiner Glitterbomben, Feuerwerkskörper oder die brennende Gitarre funktionieren würden … Wirklich peinlich!

K. C.: Gibt es Bereiche, in denen ihr geradezu spießig seid? 
Sensai: Ich hasse es, wenn im Backstage geraucht wird. Dafür fange ich mir regelmäßig abwertende Blicke ein. Ist ja schließlich so unrocknroll, gell? Dennoch: Ich steh dazu!
Dancette: Klar, wenn das Make-Up mal nicht so sitzt oder die Haare nicht so liegen, wie sie sollten, dann kann man schon mal spießig werden. Im Ernst: Wir sind oft bis ins Details sehr durchorganisiert, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag. Wir arbeiten ja nicht nur zum Spaß und müssen gerade in geschäftlichen Bereichen ganz schön die Augen offen halten, um nicht vor die Hunde zu gehen. Für manche ist das spießig, für uns überlebenswichtig.
Disco: Ja … Das wollt ihr gar nicht wissen!
Curtis: Ich mache zu Hause oft den Abwasch und die Wäsche.

K. C.: Vor allem im englischsprachigen Raum ist Glam-Rock verbreitet. Kommt ihr beispielsweise in Grossbritannien besser an als in Deutschland?
Dancette: Das müsste man wohl besser die Fans fragen. Ich bin auf jeden Fall sehr gerne in England und sehe dieses Land als unsere zweite Heimat an. Die Fans dort gehen wirklich sehr in ihrer Leidenschaft auf. Das wurde mir bewusst, als auf unserer letzten Tour dort ein englisches Girl uns ihr neuestes Tattoo zeigte mit den Refrainzeilen aus unserem Song „Some Like It Rock“.
Sensai: Nicht besser sondern anders. Man hat das Gefühl, dass auf der Insel der Umgang mit dieser Musik und dem einhergehenden Lebensgefühl ein ganz anderer ist. Dort ist es vielmehr so, dass die Leute nicht zu einem Konzert gehen, um die Musik zu hören, sondern es scheint für sie so zu sein, als ob sie dieses Lebensgefühl ohnehin den ganzen Tag abfeiern und ein solches Konzert lediglich der Höhepunkt dessen ist. Umso wilder wird es dann gefeiert. Die „Auftauphase“ des Publikums ist daher irgendwo im Millisekundenbereich anzusiedeln. Wirklich beeindruckend. Über die soziokulturellen Hintergründe dieser Phänomene könnte man nun debattieren, wir belassen es aber dabei, uns darüber zu freuen. Und außerdem ist es sehr schön zu beobachten, dass auch im heimischen Deutschland ein ähnlicher Trend seit Jahren seinen Einzug feiert. War es zum Beispiel früher noch selten, dass das Publikum unsere Vorliebe für Make-Up und Klamotten teilte, so wird es nun – wie auch in UK – immer häufiger, dass wir von der Bühne aus quasi in einen Spiegel gucken. Gigantisch!
Neo: Ich denke, wir kommen nicht besser aber anders an. Als Musiker kommt es mir so vor, dass in England bei Live-Auftritten erst mal auf die Musik gehört wird und erst dann geschaut wird, was sonst noch so auf der Bühne passiert. In Deutschland ist dieses Verhältnis gefühlt etwas ausgeglichener. Das heißt, Show und Look sind gleichwertig mit der präsentierten Musik.
Disco: Also besser nicht, aber es interessieren sich dort grundsätzlich mehr Leute für verrückten Scheiß. Uns schließt das netterweise mit ein!
Curtis: Durch die etabliertere Szene hast du auf jeden Fall mehr Leute zum Austauschen. Auch die Bands, mit denen wir auf unseren UK-Touren gespielt haben begegnen einem deutlich aufgeschlossener und es ist weniger steif als in Deutschland. Man geht dort auch viel respektvoller miteinander um, in Deutschland zeigt man als Newcomer am liebsten nicht zu viel von sich und versteckt sich hinter einer Fassade. Für uns ist es immer wichtig, nach der Show auf unser Publikum zu zugehen und einen kleinen Plausch zu halten, oder mit anderen Musikern sich auszutauschen oder zu fachsimpeln.

K. C.: Wo möchtet ihr gerne mal auftreten?
Neo: Überall, wo man viel Platz auf der Bühne zum Rocken hat und genügend Leute vor der Bühne stehen.
Disco: Immer und überall!!!
Dancette: Ich möchte gerne mal wieder in Italien rocken. Vielleicht auch mal in Finnland und Amerika und natürlich in jedem feuchten Traum.

Glam-Rock im Werbespot: Benzin und Kondome

K. C.: Gegründet wurden The Pleasures vor acht Jahren von Dancette und Lord Pleasure. 2010 stieg Lord aus Zeitgründen aus. Hat sich dadurch etwas verändert? Fehlt er vielleicht sogar?
Neo: Natürlich hat sich dadurch die Band-Dynamik geändert… Das ist aber nichts Negatives. Es hat uns dazu veranlasst, uns neu aufzustellen und uns neu zu definieren. Und jetzt mit Curtis an der Gitarre haben wir einen hervorragenden Ersatz gefunden!
Disco: Die ganze Band musste lernen, anders zu arbeiten. Aber er „fehlt“ so gesehen nicht. Wir haben uns dazu entschieden, ohne ihn weiterzumachen.
Dancette: Also ich habe meine Arbeit in der Band nicht verändert… Aber seit dem Ausstieg von Lord Pleasure ist nun Sensai Pleasure viel mehr auf der Bühne in Action und singt mehr denn je. Zudem ist er nun ganz allein für unsere Produktionen verantwortlich und er macht seinen Job da fantastisch. Früher saßen die zwei ja oft bis spät gemeinsam an den Reglern. Im Herzen fehlt mir jedes Ex-Mitglied dieser Band. Das aber ist wie mit Liebesbeziehungen: Wenn du was am Laufen hast, ist alles cool und man kann sich nie vorstellen, dass es in späteren Beziehungen vielleicht besser werden könnte.

K. C.: Wann können eure Fans mit einem neuen Album rechnen?
Curtis: Wenn es so fertiggestellt wurde, dass wir es gerne veröffentlichen möchten.
Dancette: Ich hoffe, noch in diesem Jahr. Leider hängt das aber nicht nur von uns ab. Auch Label und Vertrieb müssen da erst mal auf einen Nenner kommen. Live spielen wir hin und wieder bereits neue Songs des kommenden Albums, wie „Dead But Still Alive“ oder „1.000.000.000. Friends“ zum Beispiel.

K. C.: Ihr seid zurzeit in einem Werbespot für ARALzu sehen. Wie waren die Dreharbeiten?
Dancette: Sehr aufregend! Das Filmteam war einfach riesig. Ich musste nichts selbst machen. Für jeden Handgriff gab es eine helfende Hand. Anfangs wurde ich für die Szenen in einem paradiesapfelroten Cabrio auf die Tankstelle gefahren. Durch all diese Benzindämpfe wurde mir kotzübel und mir fehlten meine Jungs, da diese ohne mich auf der Bühne standen. Zum Glück durfte ich später direkt mit ihnen losrocken, wie man es auch im fertigen Spot sieht. Als wir dann am Ende des Tages nach ca. 70 Mal fremde Kunden Anrocken total fertig waren, kam noch das Fototeam und wir mussten noch für die Werbefotos posieren. Das war ganz schön hart, aber es hat sich gelohnt.
Curtis: Schau dir die Reaktion der Kunden an, in dem Video , das sagt schon viel aus. Ja, wir hatten ein ganz tolles Team um uns, wurden super betreut, erhielten viel Freiheit in unserer Gestaltung. Wir konnten live spielen, was einem Musiker immer besser gefällt, da er so am besten mit der Musik in Verbindung steht.
Sensai: Wirklich beeindruckend. „Versteckte Kamera“ sieht ja immer so einfach aus, aber was alles dazugehört… Wahnsinn. Respekt an das Produktionsteam. Der Spot von 1:30 Länge wurde durch 25 Takes erst möglich. Ein ganzer Tag, von morgens bis abends, immer wieder und wieder. Etwa 10.000 Techniker und Kameraleute und und und, die immer wieder die gleichen Abläufe vorbereiten, abfahren und dann wieder vorbereiten. Wir waren ja nur ein kleines Zahnrad in dieser Maschine… Schade war es, als die Regie irgendwann sagte: „Wir kommen zum letzten Durchlauf“, soviel Spaß hat es gemacht. Man braucht zwei bis drei Anläufe, um genau zu wissen, was man tun kann und was nicht (ist ja alles live) und dann ist es ein wahrer Genuss in die Gesichter der Menschen zu sehen, die mit einer solchen Aktion nicht rechnen. Herrlich!

K. C.: War es komisch, mal zwischen Zapfsäulen und Autos zu performen? 
Dancette: Ganz und gar nicht. Das machte richtig Spaß. Einmal performte ich mit einem Zapfhahn und erwischte mit einem Benzinschwall voll den armen Kunden. Sein Hemd und er nahmen es zum Glück gelassen. Schade, dass ich meine Pyros an diesem Tag nicht mitbringen durfte…
Sensai: Nö, wieso? Ich fand Straßenmusik schon immer geil.
Disco: Klar… Sowas habe ich noch nie gemacht!
Curtis: Anfangs vielleicht ungewohnt, aber nachdem alles so klang, wie es sollte, war es sehr witzig mit den Leuten zu feiern. Klar, hast du immer jemanden dabei, dem das komisch aufgeschlagen ist. Aber hey, that’s Rock’n’Roll! Umso schöner war es, wenn einige der Kunden lachten oder mitmachten und sich auf den Spaß einließen. Ich wüsste auch nicht, wie ich reagieren sollte, wenn ich beim Tanken derart überrascht werden würde. Alles in allem fand ich das schon ne sehr gelungene Aktion.

K. C.: Gibt es etwas, wofür ihr gerne mal einen Werbespot drehen würdet?
Curtis: Für ne Musikequipmentfirma.
Disco: Kondome!
Dancette: Ja, für das neue The Pleasures Album namens „Socks, Drags & Rock`n`Roll“.

Süddeutschland und bescheidene Ziele

K. C.: The Pleasures sind regelmäßig in ihrer Heimat Hamburg zu sehen. Werdet ihr auch den süddeutschen Raum erobern?
Disco: Das kommt auf die Bedingungen für die Show an … Auch sind wir da unten relativ unbekannt. Das kann sich aber gerne mal ändern!
Dancette: Bei all den fast täglichen Anfragen kann ich von „unbekannt“ dort unten nicht sprechen. Im Grunde rocken wir überall, wo man uns hinbucht. Die meisten coolen Angebote kommen tatsächlich aus den nördlicheren Landesteilen. Sollte sich das aber mal ändern, erobern wir herzlich gerne den süddeutschen Raum.

K. C.: Welche Ziele haben The Pleasures für die nahe oder auch ferne Zukunft?
Dancette: Ich würde gerne mal im Kino mit The Pleasures zu sehen sein… Ach nee. Da waren wir ja schon. Dann würde ich gerne mal ein Radiokonzert geben… Mist, das haben wir ja auch schon gemacht. (lacht) Ein neues Video kann man aber immer drehen. Dazu hätte ich Lust. Und die neue CD in den Handel bringen. Ich würde mich auch darüber freuen, in ein paar Jahren eine noch größere Bühnenshow dabei zu haben. Mit großem Drumriser, Profifeuerwerk und Riesenglitterkanonen. Und natürlich möchte ich nie aufhören, die Menschen zum Lächeln zu bringen.
Disco: Noch mehr spielen und noch bekannter werden!
Curtis: Spielen, spielen und komponieren!

K. C.: Ein paar Worte zum Abschluss?
Dancette: Ich danke all unseren Fans, die sich während unserer Shows immer so viel einfallen lassen. Ich liebe es, mit Wunderkerzen, Make-Up oder Glitterregen vor der Bühne während unserer Show überrascht zu werden. Diese Eigendynamik unserer Fans macht jede Show zu etwas Besonderem für mich! Danke!
Disco: Glitzer-Transen-Gang-Bang-Porno!
Neo: Vielen Dank an all die geschminkten Gesichter, die uns jedes Mal auf ein Neues vor der Bühne erwarten und ein Lächeln schenken!

K. C.: Vielen Dank für das Interview!
Dancette: Gerne, wir haben dir zu danken, Kyra.

Alle Fotos by: The Pleasures

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