zalvox – das sind der Erfurter Soundtüftler Ribi und Sängerin Dorain aus Leipzig. In ihrer Musik verweben sie tanzbare Elektro-Beats und düstere eindringliche Melodien mit  Dorains einzigartiger Stimme, die selber zum tragenden Instrument der vielseitigen Songs wird. Ende letzten Jahres haben zalvox ihre großartige Depüt-EP Zalmoxis Peak  veröffentlicht. Die fünf Songs sind wundervoll arrangiert und  bieten ein Klangerlebnis mit Ecken, Kanten und tiefen Spuren – dazu Dorains eindringlicher Gesang, der alles zusammenhält.

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Foto: © Boris Hajdukovic

Vielen Dank Dorain und Ribi, dass ihr euch die Zeit nehmt, unsere Fragen zu beantworten – das freut uns sehr. Herzlichen Glückwunsch zu eurer großartigen Debüt-EP,  die ihr vor kurzem veröffentlicht habt! Wie fühlt ihr euch bisher? Wie nehmt ihr die Resonanz auf eure Musik wahr?
Ribi: Dankeschön, auch für das Lob. Wir fühlen uns sehr optimistisch, was die zalvox Zukunft betrifft. Die Resonanz war bisher erfreulicherweise durchweg positiv. Das gibt natürlich Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein und erzeugt viel positive Energie.
Dorain: Lieben Dank! Ja, bisher war die Resonanz auf unsere erste EP ausgesprochen positiv, darüber freuen wir uns sehr! Wir haben wirklich tolle Rezensionen erhalten, und natürlich war auch das Feedback der Hörer*innen ganz großartig. Das motiviert sehr.

Könnt ihr ein wenig über eure bisherige musikalische Reise erzählen? Wie habt ihr zwei musikalisch zusammengefunden? Wie hat alles begonnen? Was verbindet euch?
Ribi: Tatsächlich bin ich schon seit vielen Jahren Fan von Dorains Stimme. Lange bevor wir uns persönlich kannten, spielte ich Songs der Bands, in denen sie als Sängerin fungierte in meiner Radiosendung (Sehkrank, Radio F.R.E.I., Erfurt). Durch einen Zufall kamen wir bei Facebook in Kontakt, fingen an uns zu schreiben, und kurz darauf trafen wir uns das erste Mal. Uns verband von Anfang an eine große Schnittmenge an Künstler*innen und Musik, die wir beide gut fanden.
Dorain: Ribi und ich machen beide schon eine ganze Weile Musik und haben über die Jahre hinweg das musikalische Schaffen des jeweils anderen mehr oder weniger direkt mitbekommen bzw. mitverfolgt. Zusammen ein Projekt aufzuziehen war tatsächlich erst mal nur ein Versuch, der im Sommer 2023 gestartet ist. Ich war auf der Suche nach neuen musiktechnischen Optionen, und Ribi wollte gern mal Vocals in seine Tracks einbinden. Am Ende klangen die ersten Demos so vielversprechend, dass wir dran geblieben sind.

Was bedeutet der Name zalvox für euch, und wie kam es zu dieser Wahl?
Ribi: Der Name zalvox entstand zufällig. Ich hatte einige Demos fertig, denen ich Namen von eher unbekannten, meist griechischen Gottheiten gegeben hatte. Einer davon hieß Zalmoxis. Daraufhin wollten wir unser Projekt zuerst „Zalmoxis Peak“ (nach einem Berg in der Antarktis) nennen. Das fanden wir dann doch zu sperrig. Also nahmen wir die erste Silbe von Zalmoxis, und weil das Projekt ja auch sehr vom Gesang lebt, fügten wir „vox“ als zweite Silbe ein. Fertig war zalvox.

Was ist Klang für euch?
Ribi: Das spannende und zufällige oder gewollte Ergebnis des Schichtens von Geräuschen und Tönen. Der Anfang von allem, die Reise dazwischen und das Ende.

Wie würdet ihr eure Musik beschreiben, wenn ihr keine musikalischen Begriffe verwenden dürftet? Wie klingt eure Musik?
Dorain: Metallisch, warm und kalt, kraftvoll, organisch, manchmal ein bisschen episch.
Ribi: Melancholisch, düster und dystopisch, aber mit einem Hauch Hoffnung. Elektronisch, synthetisch, emotional. Minimalistisch bombastisch.

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Foto: © Boris Hajdukovic

Eure Debüt-EP heißt „Zalmoxis Peak“. Worum geht es genau? Warum habt ihr „Zalmoxis Peak“ als Titel ausgewählt, und was bedeutet er für euch?
Ribi: Tatsächlich haben wir einfach nur den ursprünglichen Projektnamen verwendet, weil er vom Klang her passte und auch in Verbindung mit den einzelnen Songnamen schlüssig wirkte.
Dorain: „Zalmoxis Peak“ ist der Name eines Berges in der Antarktis, wie schon erwähnt. Benannt nach der getisch/thrakischen Gottheit Zalmoxis, der den Verstorbenen ewiges Leben schenkt. Da alle unsere Songtitel die Namen von mehr oder weniger bekannten Protagonisten des, im weitesten Sinne, griechischen Pantheons tragen, fanden wir es schlüssig, der EP diesen Namen zu geben, auch in Anlehnung an unseren ersten fertigen Song „Zalmoxis“. Und als wir nach all der Zeit und Energie, die wir in die Produktion der Songs steckten, endlich das fertige Ergebnis hörten, fühlten wir uns tatsächlich auch ein bisschen so, als hätten wir es geschafft, den Aufstieg eines Berges zu bewältigen.

Wie war der Weg von der ersten Idee bis zur fertigen EP? Wie habt ihr mit den Musikstücken begonnen? Wie haben eure Ideen zusammengefunden? Wie haben sich die Songs während dieser Zeit entwickelt?
Ribi: Die ersten Ideen entstanden im Sommer 2023. Ich hatte ein paar Demos, die ich mir gut mit Gesang vorstellen konnte. Diese schickte ich Dorain. So nach und nach entwickelten sich gerade auch durch Dorains gutes Gespür für Gesangslinien ein paar fast schon fertige Songs, die kaum noch große Änderungen benötigten, sondern nur noch etwas Feinschliff bezüglich Struktur und Melodieführung brauchten. Das fand ich erstaunlich, weil ich vorher nur Tracks ohne Gesang produzierte.

Gab es besondere Momente, die euch und eure Kreativität herausgefordert haben?
Ribi: Der besondere Moment kam irgendwann im Oktober 2023, als Daniel Myer die Idee hatte, zalvox beim Planet Myer Day XX als Opener zu präsentieren, nachdem er einige Demos von uns gehört hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht einen Song richtig fertig. Wir nahmen nach kurzer Überlegung die Herausforderung an und hatten tatsächlich am Ende sechs Songs, die wir live präsentieren konnten. Kurz vorher veröffentlichten wir noch unsere erste Single „Zalmoxis“.
Dorain: Für mich ist generell das Thema „Zeit“ eine große kreative Herausforderung. Nicht nur was mein eigenes Zeitmanagement betrifft, sondern auch was die Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen angeht. So hat das Mixing unserer EP Daniel Myer übernommen und das Mastering Manuel G. Richter / Leafaudio. Beides großartige Musiker, denen wir sehr dankbar dafür sind, dass sie sich unseres Projekts angenommen haben. Da aber auch beide sehr vielbeschäftigte Menschen sind, war es bisweilen eine Herausforderung, unsere Zeitpläne alle unter einen Hut zu bekommen. Aber das gehört eben dazu.

Was macht den Track „Ice Machine“ als Cover besonders für euch?
Ribi: In meinen jungen Jahren, Anfang bis Ende der 80er, war ich riesiger Depeche Mode Fan. Eine B-Seite hatte es mir von Anfang an angetan, „Ice Machine“. Nach der Wende und mit dem Beginn meiner musikalischen Aktivitäten wollte ich den Song immer mal covern. Da ich selbst keine besonders gute Singstimme habe und sonst eigentlich eher instrumentale Musik produzier(t)e, konnte ich mir den Wunsch erst mit Dorain erfüllen. Sie fand die Idee von Anfang an spannend.

Was sind eure thematischen Inspirationen, die sich auch in euren Texten niederschlagen?
Dorain: Meine Inspiration ist generell das Leben an sich; all das, was ich erlebe, sehe, höre und fühle! Ich schreibe meine Texte fragmentartig und greife die Stimmungen und Emotionen auf, die die Musik in mir hervorruft und versuche das Ganze dann in sinnvolle und gut singbare Worte bzw. Sätze zu verpacken und in eine thematische Richtung zu lenken. Auf unserer EP tragen, wie bereits erwähnt, alle Titel die Namen griechischer Gottheiten. Natürlich spiegelt sich das auch im weitesten Sinne im Inhalt der Texte wider, denn die jeweiligen Eigenschaften, die den Gottheiten zugeschrieben werden, sind ein schöner, großer und kreativer Fundus für das Schreiben von Lyrics.

Welche künstlerischen Einflüsse außerhalb der Musik haben eure Herangehensweise an eure Musik beeinflusst?
Ribi: Bei mir sind das vor allem Horror- und Science Fiction-Filme. Meistens ältere Sachen. Grob gesagt von „Metropolis“ bis „Hellraiser“. Ich bin großer Fan von z.B. Dario Argento, Andrei Tarkowski, David Cronenberg und Clive Barker. Allerdings inspiriert mich auch Architektur. Vor allem bei Bauwerken des Brutalismus habe ich sofort irgendwelche Sequenzen im Kopf.
Dorain: Das ist bei mir ähnlich. Ich denke, am meisten inspirieren mich tatsächlich Filme und Serien, wenn auch nicht so genrespezifisch, wie das bei Ribi der Fall ist. Neben Horrorfilmen, Thrillern und Dramen kann mich z. B. auch eine gute Verfilmung eines Jane Austen Romans inspirieren. Hinzu kommen aber natürlich auch Bücher, Grafiken, Bilder, Fotografien, Installationen, etc. – eigentlich alles, was Kunst zu bieten hat.

Wie entstehen eure Ideen für die visuelle Umsetzung eurer Songs?
Ribi: Wir sind oft auf Lost Place Tour, und manches davon verwenden wir dann für zalvox. Allerdings sind wir noch auf der Suche nach einem videoaffinen Menschen, da uns die Möglichkeiten und die Zeit fehlen, um unsere Videoideen komplett selbst umzusetzen.
Dorain: Wir fotografieren beide gern, und die diversen Lost Places, die wir so erkunden, bieten sich dann natürlich ganz wunderbar als Motive oder Kulissen für potentielle Videodrehs an, vor allem wenn man einen Faible für düstere und morbide oder stark kontrastierende Orte hat.

Was bedeutet es für euch live auf der Bühne zu spielen / der Kontakt zum Publikum? Wie war die Erfahrung eures Live-Debüts beim Planet Myer Day?
Ribi: Ich finde es immer wieder aufregend und spannend live zu spielen, Lampenfieber inklusive. Am besten ist ein Publikum ohne Erwartungshaltung, vielleicht sogar szenefremd, das man positiv überraschen kann. Kontakt zum Publikum habe ich während eines Konzertes eher selten, weil ich hinter meinen Geräten stehe. Damit fühle ich mich aber sehr wohl.
Dorain: Unser Bühnendebüt beim Planet Myer Day XX, war schon etwas sehr besonderes. Nicht nur weil es für den ersten Auftritt ein relativ großes Event war, sondern weil auch unfassbar viele Leute da waren, die uns kennen. So war die Aufregung doppelt groß. Aber wir haben das tatsächlich richtig gut hinbekommen, und das Publikum war uns auch sehr, sehr wohlgesonnen, und generell haben wir nur positives Feedback erhalten. Das war alles in allem ein großartiger Abend.

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Foto: © Boris Hajdukovic

Was bedeutet es für euch, Musik zu machen? Gibt es noch andere Projekte, in die ihr so viel Kreativität und Leidenschaft steckt?
Ribi: Ich mache seit mittlerweile über 30 Jahren Musik. Es geht also gar nicht mehr ohne. Ich könnte jetzt so etwas schreiben wie, dass Musik ein Ventil ist, eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken etc. Das ist es sicher manchmal auch, aber es bringt die Sache nicht wirklich auf den Punkt. Da ist noch ganz viel dazwischen. Ich kann mich auch unabhängig meiner mentalen Verfassung im Basteln eines Sounds oder einer Sequenz verlieren, das Ganze hinterher richtig klasse finden und trotzdem keine Verwendung dafür haben. Oft ist es einfach nur ein wunderschöner Weg. Momentan stecke ich hauptsächlich alle Energie in zalvox, aber ich habe noch ein Soloprojekt, Static Sky. Damit veröffentliche ich Instrumentaltracks, die im großen und ganzen im Dark Elektro / Ambientbereich verortet werden können. Seit 2014 bin ich auch Teil von Daniel Myers Projekt Liebknecht, wofür ich hauptsächlich Sounds, Sequenzen und Melodielinien beisteuere.
Dorain: Musik begleitet mich seit meiner Kindheit. Ein Leben ohne sie ist undenkbar. Ich komme aus einer relativ musikalischen Familie, wo regelmäßig zu Familienfeiern zusammen musiziert wurde. Gesungen habe ich schon immer gern, und in meiner Jugend habe ich Gitarre und Bassspielen gelernt und erste Erfahrungen in einer Punkband gesammelt, bevor ich dann in Kontakt mit der „Schwarzen Szene“ kam und Bassistin einer Gothic-Rockband wurde. Aktuell stecke auch ich meine kreative Energie hauptsächlich in zalvox, werde aber auch wieder dieses Jahr zum WGT-PreOpening in der Moritzbastei Leipzig in die Elektro Allstars Veranstaltung involviert sein.

Was sind eure Pläne? Worauf freut ihr euch am meisten?
Ribi: Als nächstes steht die Produktion unserer neuen Single „Eris“ an. Am meisten freue ich mich schon auf unsere beiden Konzerte im Herbst in Leipzig und Cottbus. Der September ist allerdings noch weit und ich würde es schön finden, wenn uns noch ein paar Veranstalter mehr für ihre Events entdecken würden.

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