Hauptsach’ a g’scheide Mett’n!

Abandoned Dreams feierten die Veröffentlichung ihres neuen Albums Isolation & Solitude im Backstage Club zu München – klar mussten wir da hin! Das Quintett aus Grafing hatte mir im Vorprogramm von Agalloch richtig gut gefallen, umso gespannter war ich natürlich aufs neue Album. Im Gepäck waren unter anderem die Rosenheimer von Darcanum, die den Abend darcanumeröffneten. Musikalisch ist das Rosenheimer Sextett in der Theatre-of-Tragedy-Ecke, also melodischem Dark Metal, einzuordnen. Treibende Riffs, Keyboards, Gekreische und Gegrunze ließen das an diesem Abend allerdings nicht ganz so wirken – kein Wunder: Sängerin Lilly war nicht mit von der Partie, was die sehr dynamischen Stücke ordentlich düsterer machte als das, was jetzt hier aus meinen Boxen schalmeit. Und nachdem weder Theatre noch Nightwish und Konsorten wirklich meins sind, kann ich mir an dieser Stelle den Kommentar nicht verkneifen, dass es mir live gestern besser gefallen hat – nix für ungut! Die restlichen Bandmitglieder wirkten jedenfalls wenig irritiert von der Absenz der Sängerin, auf der Bühne wäre es mit Sicherheit auch ziemlich eng geworden. Darcanum kann sich sehen und auch hören lassen (auch MIT Sängerin) – sollte man im Auge behalten!fagusPünktlich nach der Umbaupause kamen Fagus auf die Bühne, die offenbar ihren Fanclub mitgebracht hatten, der auch stets für gute Laune am Merch-Stand sorgte. Das Quintett feierte an diesem Abend den Release ihrer EP Urgewalt, ein Titel, mit dem sich das Mädel an der Geige und ihre vier Mitstreiter einiges vorgenommen haben. Leider muss ich nach diesem Konzert sagen: Mit Urgewalt hatte das noch nicht viel zu tun, was den ca. 40 Zuschauern im Club geboten wurde. Musikalisch waren Fagus nicht ganz uninteressant, der ein oder andere Song, die ein oder andere Passage ließen definitiv aufhorchen. Einziges Manko war das doch arg monotone und durch die Bank unverständliche Gekeife von Sänger Max, der sich zwar hin und wieder auch an tiefen Growls versuchte, die allerdings kaum hörbar waren. Insgesamt ein eher unbefriedigender Auftritt, aber ich hege die Hoffnung, dass aus dieser noch sehr jungen Formation noch etwas werden könnte! Ansätze dazu sind jedenfalls vorhanden.

Ich glaub, die meinen’s ernst!

irdorathWas danach auf die Bühne kam, glich musikalisch schon eher einer Urgewalt: Vier leckere junge Herren aus Österreich waren am Zug, und ich muss sagen: Alter Verwalter, die können’s, die Ösis! Irdorath kamen ganz stilecht in Corpsepaint, sahen und gaben ordentlich Gas. Zur Abwechslung stand mal nicht Tolkien Pate für den Namen, sondern das PC-Spiel Gothic II: Die Hallen von Irdorath beherbergen einen untoten Drachen. Ähnlich brachial und düster geht es auch musikalisch zur Sache: Den Hörer erwartet sehr thrashlastiger Black Metal, bei dem sich gekonnt brachial schnelle Passagen mit Midtempo-Parts, die absolut helikoptertauglich sind, abwechseln. Allein Drummer Thomas bei der Arbeit zuzusehen war phänomenal: Die meisten verschwinden ja irgendwie konzentriert hinter der Battery und waren fortan nicht mehr gesehen – nicht so Thomas, dessen ausuferndes Gemoshe nicht nur mir absolut Spaß beim Zuschauen brachte. Aber auch die Klampfer können sich allesamt sehen lassen. Neben Stücken vom aktuellen Album I am risen, das seither bei mir in Dauerschleife läuft, wurden auch ältere Stücke gespielt; besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei „Stummheit“ vom Vorgängeralbum Dekonstrukteur des Fleisches. Aber auch das neue Material (mit englischen Texten) kann sich hören lassen: Die thrashigen Gitarrenriffs und das extrem auf den Punkt gespielte Schlagzeug sorgen für freie Gehörgänge und ordentlich Nackenschmerzen – kurz, genau die Musik, die bei mir immer zieht! Natürlich gibt es demnächst CD-Reviews und Interviews – so lange, bis ihr Irdorath genauso großartig findet wie ich. Ich hoffe, Markus, Thomas, Esche und Mario lassen sich bald mal wieder in München blicken!

Isolation und Einsamkeit

abandoned-dreams_0Atmosphärisch und technisch einwandfrei – das sind Abandoned Dreams, die an diesem Abend, wie eingangs erwähnt, ihr neues Album Isolation & Solitude präsentieren. Raphael, Michael, Liesa und Niklas haben wir euch ja schon vorgestellt, und auch über die Live-Qualitäten habe ich mich schon ausgelassen, da Abandoned Dreams im Vorprogramm von Agalloch die Messlatte ordentlich hoch gelegt haben. Nachdem die EP Ember & Frost im Sommer bei mir in Dauerschleife lief, war ich dementsprechend gespannt aufs neue Album, das natürlich auch noch ausführlich besprochen werden wird. Was dem Grafinger Quartett an Bühnenshow mangelt, machen sie technisch wieder wett: Es ist wirklich ein Genuss, sich ganz auf die atmosphärisch unglaublich dichten Songs einzulassen, die manchmal ganz fragil von Einsamkeit und einem sinnlosen kleinen Dasein erzählen, dann wieder brachial die Dunkelheit, die in uns allen herrscht, umarmt. Sie sind wirklich Meister der stimmungsvollen, doomigen Songs, diese Grafinger, und brauchen sich definitiv nicht zu verstecken.Das Set bestand, der Natur der Sache entsprechend, überwiegend aus den neuen Songs, das überaus eingängige Titel wie etwa „If yesterday was the last Day“, das sehr brachial beginnt und dann in einen langsameren, sehr getragenen Rhythmus übergeht, und „The longest Road / The darkest Way“ zu bieten hat, die auch live wirklich gut ankommen. Immer wieder faszinierend ist das hohe technische und musikalische Niveau, auf dem sich Abandoned Dreams bewegen: Hier werden keine halben Sachen gemacht, sondern man hat das Gefühl, dass da wirklich viel viel Überlegung und Kalkül dahintersteckt beim Arrangement generell, und das wird dann, mehr oder weniger ohne Abweichungen, auch live performt. Man könnte Abandoned Dreams jetzt Sterilität vorwerfen, aber dazu ist der Sound einfach zu dicht und zu emotional aufgeladen. Insgesamt ein starker Auftritt, der damit beendet wurde, dass die Musiker nach und nach zu spielen aufhörten und die Bühne verließen – ein stimmungsvoller Abgang nach einem ebensolchen Konzert.Wer Abandoned Dreams auch mal live erleben möchte, kann das demnächst tun: Am 9.11. spielen sie auf dem Metal in Munich. Dahin werde ich es leider nicht schaffen, aber wir sehen uns spätestens auf dem Sick Midsummer 2014!
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Setlist Abandoned Dreams:

All Stories end

Discouraged Hope

Feeling home in Solitude

We all die alone

Waypoint of no Return

Changing the Seasons

And then I died

The longest Road

The bitter Taste of Life

If yesterday was my last Day

Light

Bilder: torshammare

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