Instantglück, again

Hey, super, Future Lied to Us und Solar Fake im Backstage! Aber Moment mal, war das nicht gerade erst? Nicht ganz, seit dem Free & Easy 2023, als die beiden Bands uns mächtig eingeheizt haben, ist jetzt doch schon ein bisschen Zeit vergangen. Und umso schöner ist es auch, das sehr gut harmonierende Package so bald wiederzusehen, zumal Solar Fake das neue Album Don’t push this button im Gepäck haben und FLTU die brandneue, gerade mal ein paar Wochen alte Scheibe Unknown unknowns. Beide waren also alles andere als untätig und werden sicher den einen oder anderen neuen Song präsentieren. Einen Tag nach Nikolaus sind das doch hervorragende Aussichten. Also, Wichtelmütze auf und ab ins Backstage.
DSC_0757-Verbessert-RRUrsprünglich hätte das Konzert in der Halle stattfinden sollen, weshalb da auch schon recht früh „Ausverkauft“ gemeldet wurde und die Aussichten auf ein glühend heißes Quetschkonzert nicht ganz so prickelnd waren. Dann wurde das Ganze doch noch ins Werk hochverlegt, was definitiv die richtige Entscheidung war. Nicht nur aus Atemluftgründen, sondern weil Sven, André und Jeans auch diesen Raum problemlos füllen. Alle Besucher*innen haben Platz, aber bis hinten voll ist es trotzdem und die Stimmung von Anfang an top. Viele tragen Merch vom Shadowplay-Fanclub und/oder waren schon auf anderen Konzerten der Tour, und das verspricht für Münchener Verhältnisse eine geradezu euphorische Atmosphäre. Davon profitieren auch FLTU, die natürlich auch alles andere als Unbekannte in der Düster-Synthie-Szene sind und vom ersten Ton von „I don’t belong here“ an abgefeiert werden. Krischan Wesenberg (Rotersand) und Vasi Vallis (Frozen Plasma, Reaper, NamNamBulu) haben hinter ihrem Tisch den Sound bestens im Griff und freuen sich grinsend über die gute Stimmung, während Damasius Venys (Mental Exile) mit gothisch-tiefer Stimme und ganz viel Bühnenpräsenz die Leute weiter anheizt. „None“, ebenfalls ein neuer, aber schon bekannter Song, macht ordentlich Dampf. Überhaupt ist die erste Hälfte des Auftritts sehr tanzbar und beatlastig, auch die schon älteren „Tellurian“ und „Blaze in the dark“ sorgen für ordentlich Bewegung im Publikum. „Das war schon sehr gut“, wie Damasius sagt, „aber das kann noch besser sein!“ Das lässt man sich weder auf noch vor der Bühne zweimal sagen, „Falling“ und „Born in silence“ werden noch mal richtig abgefeiert, bevor der letzte Song „Culpable“ mit gefühlvollen spanischen Lyrics und ebensolchem Gesang des Kanaren Damasius überzeugt. Spanisch steht der Band gut, vielleicht gibt es in Zukunft ja mehr solcher Songs? Für heute sind aber erst mal alle soweit glücklich, und Damasius’ Dank „München, es war sehr schön mit euch!“ geben wir uneingeschränkt zurück. Future Lied to Us, es war sehr schön mit euch!

DSC_1337Die Umbauten sind dann schnell erledigt, nachdem die beeindruckenden neuen Elemente der Solar-Fake-Show – ein Podest für Jeans und das Schlagzeug sowie LED-Wände – bereits stehen. Bald geht es auch schon los, und wer schon mal bei einem SF-Konzert war – und das dürfte auf 99,9 Prozent aller Anwesenden zutreffen -, weiß, wie es weitergeht. Sven wirft schon nach wenigen Songs den Mantel ab, André tobt sich wahlweise am Bass oder dem Keyboard aus, Jeans trommelt hochkonzentriert und … ja, ein „und“ folgt, denn heute Abend sind SF zu viert. Elliott Berlin, Schwede und ein wohlvertrauter Anblick auf Konzertbühnen (unter anderem Combichrist, Ashbury Heights, Aesthetic Perfection, Empathy Test – dazu eigene Projekte wie Nidbild, Maskinoperatör oder Telemark), war bei einigen Konzerten als Elternzeitvertretung für André eingesprungen (an dieser Stelle noch herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs!) und gleich dabeigeblieben. Wer Elliott schon mal auf der Bühne gesehen hat, weiß, wie sehr er in der Musik und seinen Instrumenten (heute Keyboard, Gitarre und später auch noch das Theremin) aufgeht, und die blonden langen Haare fliegen auch heute ordentlich. Es gibt also einiges zu sehen, die Viererkonstellation steht Solar Fake, und die LED-Wände sorgen für eine beeindruckende Lightshow, die auch das Drumpodest umfasst. Ein klasse Konzept, das wirklich toll anzuschauen ist. Die Songs sind natürlich eh über jeden Zweifel erhaben, die Titel von Don’t push this button (z. B. „Hurts so bad“, „Not so important“, „Disagree“ oder „This generation ends“) fügen sich nahtlos in die alten Klassiker ein, bei denen das Publikum natürlich noch ein bisschen mehr ausrastet, aber der Begeisterungpegel ist durchgängig richtig, richtig hoch. Mit Bangern wie „This pretty life“, „More than this“ oder „Not what I wanted“ (alles brüllt mit) ist das aber auch einfach. Alles tanzt und freut sich, Sven bedankt sich immer wieder – auch nach vielen, vielen Jahren jedes Mal glaubhaft bescheiden und überwältigt – für die euphorischen Reaktionen, André verteilt Herzchen am Bühnenrand, und wie immer bei Solar Fake liegt diese ganz besondere Freude in der Luft. Ein paar kleinere Pannen dürfen da natürlich nicht fehlen, weil, sind wir ehrlich, die Band die immer so charmant überspielt, dass die Lacher einfach dazugehören. Nach Elliotts Ausflug ins Publikum bei „It’s who you are“ muss zum Beispiel zwischendurch schnell sein Sender gesucht werden, der hat sich nämlich selbstständig gemacht, und ja, „so Dinge passieren halt“, meint Sven grinsend. Kurz darauf ist alles wieder verkabelt, und weiter geht’s mit „It’s never been you“, das sich viele gewünscht haben und das auch wirklich richtig mächtig und mit toller Lightshow rüberkommt. „Observer“ beschließt den regulären Konzertteil, aber alle wissen, dass es das noch nicht war. Und genau, es gibt eine Zugabe, nein, es gibt zwei Zugaben, und ich freue mich da vor allem über das so schöne wie furchtbar traurige „Where are you“, das die Band in letzter Zeit nicht mehr so oft live gespielt hat. Es ist auch einer der Songs, bei denen Elliott Theremin spielt, das zwar ein bisschen im Gesamtsound untergeht, aber trotzdem einfach nur großartig ist. Als Cover gibt es heute „Papillon“, was immer eine gute Wahl ist, und „Lost“ vom aktuellen Album beschließt den Abend dann endgültig (mit Theremin-Ausklang). Danke, Solar Fake, tack så mycket, Elliott!

Solar Fake haben mittlerweile einen so starken Fundus aus insgesamt sieben Alben und einer quasi nur aus Hits bestehenden Basis für die Livesets, dass sie ein Konzert auch völlig problemlos mit einem relativ neuen Titel beschließen können und sich die großen Hits nicht für die Zugabe aufheben. Heute haben wir insgesamt 26 Songs von fast allen Alben zu hören bekommen, wofür bei Festivalauftritten natürlich nie die Zeit ist. Umso schöner bei einer Tour dann richtig schwelgen zu können, und das Publikum hat das – man muss es erwähnen – mit für Münchener Verhältnisse wahnsinnigem Jubel zelebriert. Solar Fake zu viert auf der Bühne funktioniert richtig gut, die LED-Wände setzen wunderschöne Akzente, und die starken Songs gehen natürlich wie immer ins Herz und die Beine.

Allerbestens aufgewärmt wurden wir von Future Lied to Us, die wirklich perfekt zu Solar Fake passen und bei dem starken aktuellen Album sicher bald auch mal als Hauptact irgendwo zu sehen sein werden. Danke allen Beteiligten für diesen großartigen Abend voller bewährtem Instantglück! Und für zwischendurch sei dringend der Solar-Fake-Podcast „We talk. Who cares?“ empfohlen, der auch jedes Mal ein großer Spaß ist.

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Setlist Solar Fake:
1. Hurts so bad
2. Reset to default
3. This pretty life
4. Under control
5. Not so important
6. All the things you say
7. No good time
8. I despise you
9. More than this
10. Disagree
11. Invisible
12. Not what I wanted
13. This generation ends
14. Nothing’s wrong
15. Sick of you
16. You keep breathing
17. It’s never been you
18. It’s who you are
19. The pain that kills you too
20. Observer

21. At least we’ll forget
22. Arrive somewhere
23. Stay

24. Papillon (Editors-Cover)
25. Where are you
26. Lost

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