There´s only one way living…

Erst kurz vor dem Konzert wurde dieses noch vom Backstage Club in das sehr viel größere Werk verlegt. Nicht ganz unberechtigt, wie sich herausstellt. Die Konzerthalle ist gut gefüllt, wie immer drängen sich die Kauffreudigen um den liebevoll gestalteten Merch-Stand der Band. Ganz ungewöhnlich für einen Konzertabend hat Omnia keine Vorband dabei.Omnia (19 von 22) Alles ist also schon aufgebaut, die Atmosphäre ist angenehm gespannt. Für mich ist es eine kleine Premiere: Die Niederländer habe ich bisher nur unter freiem Himmel erlebt. Mal sehen, wie sie sich auf ihrer Clubtour präsentieren. Zehn Minuten nach offiziellem Beginn ist immer noch nichts von den Musikern zu sehen, die ersteOmnia (13 von 22)n Gäste werden unruhig. Aber lange müssen wir nicht mehr warten, dann geht das Licht aus und die ersten Töne des aktuellen Longplayers Prayer erschallen …

Das atmosphärische Intro leitet direkt über in ein perfekt abgemischtes „One way living“. Natürlich steht da kein Fuß mehr still. Eine kurze, wie immer humorvolle Begrüßung durch Steve, und schon geht´s weiter mit „Freya“, einem Instrumentalstück des neuen Albums. Beim folgenden, oft gehörten, aber immer wieder wunderbaren „I don´t speak human“ hat Jenny mit Technikproblemen zu kämpfen (das Mikro hat sich verabschiedet), ihre wundervolle Stimme fehlt ein wenig. Aber die Band spielt souverän weiter, Jenny wechselt auf ihr zweites Mikro und Steve erklärt nach dem Song, dass sie in letzter Zeit laufend von ihren
Instrumenten und der Technik im Stich gelassen wurden. Ohne allzu viele Worte geht es weiter mit „Alive!“ und „Alan Lees Tango“. Das Publikum konnte sich leider nicht zu einer Tangoeinlage hinreißen lassen. Mit „Earth warrior“ verdeutlichen Omnia auf musikalische Art und Weise ihre Naturverbundenheit; seit Beginn der Bandgeschichte hat sich daran nichts geändert. Vor zwei (oder sind es schon drei?) Jahren waren die Niederländer zuletzt in München, und Steve meint sich zu erinnern, dass es damals noch mehr Bäume im Umkreis der Stadt gab. Er erzählt von der Wut, die einen erfasst, wann immer man einen weiteren dieser wundervollen Bäume fallen sieht. Und auch vom Zwist im Inneren – der Arbeiter, der den Baum fällt, erledigt schließlich auch nur seinen Job. Dieser Wut ist „Green Man Blues“ gewidmet, und könnte auf musikalischem Wege auch nicht deutlicher ausgedrückt werden. Auch mit dem nächsten Song gibt uns Steve wieder zu denken. Mit „Freedom Song“, ebenfalls vom neuen Album, protestieren Omnia gegen die internationalen Großunternehmen. Sie sind es, von welchen die Welt regiert wird, nicht unsere nationalen Regierungen. Ein weiteres Highlight des Abends bekommen wir mit „Toys in the attic“ vom Album Wolf Love geliefert. Ein wunderbar verrückter Song, unterstrichen von irrem Gelächter Steves und Jennys. Schlagzeuger Rob bewegt sich im Hintergrund sinnbildlich und natürlich im Takt ähnlich einer Aufziehpuppe. Etwas kontrastreich folgt mit „Richard Parker´s Fancy“ ein lange nicht gehörter Song vom Longplayer Alive!. Zunächst mit langsamem Harfen- und Gitarrenspiel beginnend, wird das Stück schnell rasanter. Jenny lässt sich nicht lumpen und gibt passend zur irisch angehauchten Musik eine Tanzeinlage zum Besten. Nach einem Schlagzeug-Solo folgt das rein instrumentale „Saltatio vita“ und die Musiker zeigen noch einmal, was Steve mit „real music from real people“ meint: Spielfreude und Omnia (8 von 22)Bühnenpräsenz vom Feinsten. Nur Gitarrist Satria wirkt etwas abgeschlagen. Mit „Etrezomp ni-kelted“ kommen Omnia schon zum vorerst „letzten“ Song. Steve verrät mit einem ironischen Seitenhieb auf die etwas eigenartige Bühnenkultur der Deutschen, dass aber natürlich noch weitere vier Songs folgen werden. Wir haben allerdings ausreichend Gelegenheit, nach jedem der Songs lautstark eine Zugabe zu fordern, Balsam für die Herzen der Musiker quasi. Mit „Mongol“ präsentieren Omnia noch einen meiner Favoriten des aktuellen Albums. Erst zum zweiten Mal spielen sie den Song live, ein wirklich anspruchsvolles Stück, in dem Daphyd zeigt, was er draufhat. Nach dem ruhigen „Old man´s dreams“ (eine wahre Geschichte) und dem immer wieder aus der Reihe fallenden „Dance until we die“ (gerade aber deshalb darf es auch nicht fehlen) folgt der tatsächlich letzte Song des Abends. „Morrigan“ geleitet uns noch einmal zu den Anfängen der Band zurück, ein Stück voller Ekstase und beinahe archaisch anmutenden Rhythmen – und das Publikum kennt jedes Wort auswendig!

Innerhalb von zwei Stunden gibt die Band einen Abriss durch alle Alben der letzten zehn Jahre seit dem Longplayer PaganFolk zum Besten. Lang nicht gehörte Stücke, abgewechselt von brandneuen Werken – eine tolle Mischung. So geht ein kurzer und ruhiger, aber dennoch äußerst erfüllter Konzertabend mit einer wundervollen Atmosphäre und ausgelassenen Stimmung wie sie nur Omnia erzeugen können zu Ende.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Setlist (ohne Garantie auf Vollständigkeit):

Prayer
One Way Living
Freya
I don´t speak human
Alive!
Alan Lee Tango
Earth Warrior
Black House
Green Man Blues
Freedom Song
Epona
Toys in the Attic
Richard Parker´s Fancy
Saltatio vita
Etrezomp ni-kelted
Mongol
Old man´s dreams
Dance until we die
Morrigan

 

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