Good, better, Batmobilly

P1040666Lange ist es her, dass die Psychobilly-Legende Batmobile zu Gast in München war (nach eigener Aussage zwanzig Jahre!). Die Aufregung im Vorfeld war entsprechend groß, und so hatten die meisten meiner Bekannten entgegen sonstiger Gewohnheiten sich die Karten bereits im Vorfeld gesichert. Diejenigen, die das versäumt hatten, waren entsprechen nervös, aber letztendlich ist es dann doch nicht ausverkauft, und niemand muss draußen bleiben. Als wir gegen zwanzig nach acht am Strom eintreffen ist schon einiges los, draußen wie drinnen,und DJ Alley Cat King sorgt wie gewohnt für standesgemäße musikalische Unterhaltung.

P1040368Jacke abgeben, Freunde begrüßen, und da legt die Vorband The Psychonauts auch schon los, zwanzig Minuten vor der angekündigten Anfangszeit von 21 Uhr. Wahrscheinlich will man so dem Hauptact mehr Spielzeit verschaffen. Am auffälligsten bei den Schweizern ist die prägnante Stimme von Sänger und Gitarrist Tremendous T., die einen tollen rauen Klang hat. Ein bisschen erinnert sie so an Lemmy, ohne aber zu einer Kopie zu verkommen. Das Trio ist super eingespielt, was sich nicht nur an einer fehlenden Setlist bemerkbar macht. Ihre etwas gemäßigte Version von Psychobilly nennen sie selbst Hoochi-Coochi-Trash-A-Billy. Auch wenn sie im Laufe des Sets etwas an Tempo zulegen, vermisse ich persönlich einige härtere und schnellere Abgeh-Nummern, die für Abwechslung sorgen. Vielleicht fehlt mir auch der sonst im Psychobilly übliche große Kontrabass, denn Caruso spielt mit einer normalen Bassgitarre. Man kann aber die Spielfreude deutlich erkennen, umso verwunderlicher, dass sie etwas zurückhaltend agieren, trotz Ansagen wie „You want to rock ’n‘ roll?“ Ausgerechnet Drummer Oily besitzt die beste Bühnenpräsenz und gibt alles, sitzt aber naturgemäß im Hintergrund. Die P1040466Zurückhaltung überträgt sich auch ein wenig auch aufs Publikum, sodass Wrecking-Aktionen vorerst ausbleiben. Aber schließlich werden sie mutiger: „To all the beautiful girls around here: Let’s do it!“ Als eine Saite der Gitarre reißt, wird diese fix gewechselt, während ein vom Schlagzeug begleitetes Basssolo gespielt wird, das wie ein geplanter Teil der Show wirkt. Sehr souverän gemeistert, in den hinteren Reihen bekommen die meisten die kleine Panne gar nicht mit. Gegen Ende der Show werden auch die Jungs noch einmal angefeuert: „Come on guys, do it your best!“ So erhalten The Psychonauts dann auch den gebührenden Beifall, und immer wieder verschwindet jemand schon während der vierzigminütigen Show beim Merchandise-Stand.

Doch nun heißt es warten, zum Glück ist die Pause relativ kurz. Das Hauptproblem besteht amüsanterweise durch das Aufhängen des Batmobile-Banners, das sich als zu groß für die doch eher kleine Bühne im Strom erweist. Schließlich erlischt das Saallicht, und Batmobile betreten von lautem Jubel begleitet die Bühne und eröffnen die Show gleich mit „Dynamite“. P1040691Das ist gut gewählt, denn zum einen ist die Stimmung gleich auf Anschlag, zum anderen werden Batmobile im Laufe des Abend ein wahres Feuerwerk an Hits entzünden. Nach „Ice rock“ folgt mit „Batmomaniacs“ der erste Song vom neuen Album Brand new blisters, der vom Publikum sehr gut aufgenommen wird. Bei „Police at the door“ ist der Wrecking Pit längst voll im Gange. Nun wird dann auch das Publikum offiziell von Sänger und Gitarrist Jeroen Haamers begrüßt, ironischerweise vor „Scum of the neighborhood“, ob nun bewusst oder unbewusst. Mit „Apeface“ kommt der nächste neue Knaller, gefolgt von „Dead“. „Mad at you“ freut mich persönlich besonders, da dieser Klassiker von meiner australischen Lieblingsband The Dark Shadows gecovert worden ist. Der Wrecking Pit vor der Bühne ist mittlerweile fest in der Hand der „Killers crew“, und ans Aufhören denkt dank „Never gonna stop“ niemand. Bei „Rock ’n‘ Roll & alcohol“ hat kaum noch jemand im Wrecking Pit ein Shirt an, und der Schweiß spritzt buchstäblich in alle Richtungen. Wohl denjenigen, die nicht mit einem Bierbecher in der Nähe stehen. Auch Jeroen hat sich mittlerweile Hemd und Jackett ausgezogen, und bei „Kiss me now“ verteilt er an die Fans in der ersten Reihe Küsschen.
P1040707Auf das alte „Calamity man“ folgt das neue „Fucked up“, das direkt mitgebrüllt wird, und mit „Slapping suspenders“ und „Rollin‘ dynamite“ folgen die nächsten Hits. Eric und Jeroen tauschen Kontrabass und Gitarre und hängen sich auch am eigentlich ungewohnten Instrument mächtig ins Zeug. „From the get go“ ist toller rhythmusbetonter neuer Track, bevor es mit den Klassikern „Sex rays“ und „Bambooland“ wieder weit zurück in die Bandgeschichte geht. Jeroen bricht theatralisch zusammen und schnauft auf der Bühne liegend nach Luft. Natürlich ist das Teil der Show, lässt aber jeden kurz durchatmen, bevor es mit „Ballroom blitz“ und „Big Bob“ weitergeht. „Are you ready, München?“, und es rollt der „Transsylvanian express“. Für den Antrieb der imaginären Dampflokomotive sorgt der Kontrabass, der von Eric auf dem (Toten-) Kopf stehend gespielt wird, eine geile Einlage. Nach „Frenzy“ folgt der letzte Song des offiziellen Sets, das unvermeidliche Motörhead-Cover „Ace of spades“, das natürlich von allen mitgesungen wird. Obwohl sogleich ein Fan auf die Bühne springt und am Mikro eine Zugabe fordert, ist zunächst unklar, ob diese tatsächlich gewährt wird. P1050257Ein bischen ist die Luft raus, kein Wunder nach der wilden Sause, einige gehen zum Rauchen raus, und die Reihen lichten sich etwas. Doch im Gegensatz zu Johnny Zuidhof und Eric Haamers verlässt Sänger Jeroen Haamers nicht die Bühne, sondern fummelt an der Seite an den Gerätschaften herum. Schließlich kehrt er ans Mikro zurück und überrascht mit einer grandiosen Intonation von „Hurt“, im Original von NineInchNails-Mastermind Trent Reznor, den meisten aber wohl besser bekannt in der Coverversion von Johnny Cash. Eindrucksvoll stellt Jeroen seine tolle Stimme unter Beweis, sodass ich Gänsehaut bekomme, dabei ist es nun wirklich nicht kalt im Strom. ZwischenP1050288 zwei weiteren Nummern wird „Burning love“ gespielt, und das Zuruf-Wunschkonzert der Zugabe für die Fans endet nach „Bat attack“ und „Amazons from outer space“ mit „Do you wanna touch“, das ein weiblicher Fan tatsächlich wörtlich nimmt und Jeroen die Brusthaare krault. Eric schwengt den Bass beeindruckend hoch über den Kopf. Schweißnaß und glücklich verlässt die Band die Bühne, schweißnaß und glücklich ist auch das Publikum. Das war ein grandioser Konzertabend, und man kann nur hoffen, dass Batmobile bald wieder zurückkehren. Batmobilly kicks ass!

Setlist Batmobile:
Dynamite
Ice rock
Batmomaniacs
Police at the door
Scum of the neighborhood
Apeface
Dead
Mad at you
Killers crew
Never gonna stop
Rock ’n‘ Roll & alcohol
Kiss me now
Calamity man
Fucked up
Slapping suspenders
Rollin‘ dynamite
From the get go
Sex rays
Bambooland
Ballroom blitz
Big Bob
Transsylvanian express
Frenzy
Ace of spades

Hurt
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Burning love
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Bat attack
Amazons from outer space
Do you wanna touch

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