Electro-Synth-Pop der Extraklasse

Zwei Jahre ist es schon wieder her, dass Solar Fake als Headliner in München waren (Link), und so langsam wurde es dringend Zeit für eine Wiederholung des wunderbaren Auftritts. Im Oktober 2015 erschien das neue Album Another Manic Episode, das sogar auf Platz 31 in die deutschen Charts einstieg, und das wieder voller Hits – ob tanzbar oder gefühlvoll – ist. Mit im Gepäck haben Solar Fake als Vorband die wunderbaren Beyond Obsession, die jedem Synthie-Pop-Fan sicher bereits ein Begriff sind. Freuen wir uns also auf einen tollen Abend im Backstage Club!

DSC_1921Wie erwartet und befürchtet ist der Club schon eine halbe Stunde vor Beginn mehr als gut gefüllt, und das wird im Verlauf des Abends noch sehr viel schlimmer werden. Beyond Obsession entern um kurz nach acht die Bühne, und man ist von der drängenden Enge etwas abgelenkt, aber etwas weniger kuschlig wäre schön gewesen. Die Raumtemperatur erhöht sich dann natürlich auch noch, als die zum Duo geschrumpfte Band – bestehend aus Sänger Nils Upahl und Soundbastler André Wylar – seine zwar deutlich von Depeche Mode beeinflussten, aber trotzdem eigenständigen Synthie-Pop-Hymnen auf das Publikum loslässt. Immer einfühlsam, immer hymnisch und glasklar gesungen von Nils Upahl können Songs wie „Unwinnable War“, „On my Way“, „Song for the Dead“ (alle vom Debütalbum Pieces of Machinery) oder „Tokio Underground“ voll und ganz überzeugen. Im Publikum befinden sich einige eingefleischte Fans der 2012 gegründeten Band, und auch die anderen Anwesenden reagieren mit mehr als nur wohlwollendem Beifall. Die beiden Herren auf der Bühne freuen sich sichtlich über die Resonanz und liefern einen rundum überzeugenden Auftritt ab. Gerne wieder!

DSC_2032Um etwa neun Uhr – Sauerstoff wird knapp im Club, die Leute stehen bis zum Ausgang und auf der Empore – ist es dann endlich soweit, als Sven Friedrich und André Feller gewohnt gutgelaunt und voller Energie die Bühne stürmen und auch gleich mit dem ersten Track von Another Manic Episode, „Not what I wanted“, in den Auftritt starten. Der Song ist mit seinem umwerfenden Refrain eines meiner persönlichen Lieblingslieder auf der aktuellen Platte, doch auch das nachfolgende „Fake to be alive“ begeistert mich mit seinem etwas aggressiveren Touch. „No Apologies“ vom zweiten Album Frontiers hat seinen festen Platz bei den Konzerten von Solar Fake, ebenso wie das wunderbare „Here I stand“, bei dem man einfach verträumt mittanzen muss.

Mit „All the Things you say“ kommt als Nächstes wieder ein neuer Track, der mir persönlich fast ein wenig zu eingängig ist, aber als aktuelle Single-Veröffentlichung sicher das bekannteste Stück von Another Manic Episode ist.

Mit „Parasites“ wird es wieder älter und härter, und jetzt hätte ich gern richtig viel Platz zum Tanzen. Egal, wird halt eifrig mit dem Kopf genickt. Nach dem glückshormonefreisetzenden „More than this“ zucken bei „Under Control“ schon wieder die Beine. Den Song hatten Solar Fake ja bereits vor Erscheinen des Albums live vorgestellt, und er hat sich bei mir zu einem weiteren Lieblingssong auf der neuen Platte gemausert. Catchy Einstieg, toller Refrain, perfekter Tanzbeat. (Jetzt müssten die Münchner Clubs den Song auch nur mal spielen, aber das nur am Rande …) Weiter geht’s mit dem ebenfalls neuen „Observer“, der richtig schön ballert und bei aller Eingängigkeit ein paar feine schräge Elemente aufweist.

Danach darf es dann auch wieder ein wenig ruhiger werden, „I don’t want you in here“, das Lana-del-Rey-Cover „Gods and Monsters“ sowie „I hate you more than my Life“ bieten ein wenig Verschnaufpause, bevor es mit „Race of the Rats“ wieder heftiger und stimmenverzerrter wird. „Reset to default“ leitet zur zweiten und dritten Cover-Version des Abends über, „Somebody told me“ von The Killers sowie das übermächtige „Heroes“, mit dem Solar Fake dem Anfang Januar verstorbenen David Bowie gedenken. „My Spaces“ und das herzzerreißende „Stay“ beenden den regulären Zugabenblock, aber natürlich entlässt das Publikum die beiden Jungs noch nicht in den wohlverdienten Feierabend. Strahlend und immer noch topfit – obwohl Sven während des Auftritts kaum eine Sekunde ruhig steht, und André die unglaublichsten Verrenkungen über seinem Keyboard veranstaltet – geht es weiter mit dem wunderschönen „Under the Skies“, dem Klassiker „Radical“ und dem schaurig-traurigen „Who are you“, bei dem sicher nicht nur ich die eine oder andere Träne verdrücke.
Danach starten Solar Fake einen zweiten Versuch, sich zu verabschieden, aber auch dieser scheitert am frenetischen Jubel des Publikums – als zweite Zugabe gibt es dann noch „If I were you“ und „The Pages“ („ohne das scheint es live nicht zu gehen, wie man uns gesagt hat“, meint Sven schmunzelnd, und die Reaktionen geben ihm natürlich Recht.)

Um kurz vor elf Uhr abends, nach beinahe zwei Stunden Spielzeit, dürfen Solar Fake dann aber doch endlich gehen. Danke für dieses großartige Konzert mit einer hervorragenden Songauswahl, cooler Lichtshow, großen Hymnen, Tanzflächenfüllern, intimen Momenten und ganz, ganz viel Instantglück. Ich drücke die Daumen, dass ihr beim nächsten Mal als Headliner in München endlich in die größere Halle dürft – mehr Platz, mehr Sauerstoff, noch besseres Konzerterlebnis wären ganz wunderbar. Sonst muss nicht viel geändert werden, auch Beyond Obsession dürfen sehr gerne wieder mitkommen, die Bandkombi war richtig gut.

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

Setlist Solar Fake:
Not what I wanted
Fake to be alive
No Apologies
Here I stand
All the Things you say
Parasites
More than this
Under Control
Observer
I don’t want you in here
Gods and Monsters (Lana del Rey)
I hate you more than my Life
Race of the Rats
Reset to default
Somebody told me (The Killers)
Heroes (David Bowie)
My Spaces
Stay

Under the Skies
Radical
Where are you

If I were you
The Pages

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