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Lang vermisst, doch gleich wiedererkannt

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Für Freunde des Genres Power Metal kann ein sommerlicher, herrlicher Tag in München kaum schöner zu Ende gehen als mit einem Besuch von ein paar fröhlichen Finnen: Sonata Arctica waren endlich einmal wieder in der Stadt, nachdem sie sich ganze fünf Jahre haben bitten lassen, ehe sie mal wieder unser München beglücken.

twilight-force-by-peter-seidel-metalspotter-04Aber natürlich sind die Herren um Tony Kakko nicht allein. Sie haben Gäste dabei, die besser nicht hätten gewählt sein können. Den ersten Startplatz gibt es für eine recht junge Formation aus Schweden, die Epic Power Metaller von Twilight Force, bei denen das Klischee von Schwertern, Drachen und Elfen Programm ist. Die fünf jungen Herren kommen alle kostümiert auf die Bühne, einer der Gitarristen sogar als offensichtlicher Elf mit angeklebten Ohren, und Sänger Christian Eriksson hebt stolz ein Schwert bei seinem Einzug in die Halle. Auch wenn die Jungens vielleicht etwas dick auftragen mit ihrem Pathos, das deutlich angelehnt an etwas älteren Power Metal aus den 90ern ist, so kann man nicht bestreiten, dass sie einiges auf dem Kasten haben. Gerade einmal vor einem Jahr haben sie ihr Erstlingswerk herausgebracht, aber man merkt, dass hier keine Anfänger an den Instrumenten stehen. Die Musik ist schnell, mit viel Keyboard, und die Double Bass rollt nur so. Der Sänger ist klasse und kommt richtig schön hoch, ohne dass man einen Fehler hört. Das ist schwedischer Power Metal vom Feinsten, das macht richtig Spaß. Von der ganzen Epic-Schiene mag man halten, was man will, aber Twilight Force sind mit derart viel Spaß, Energie und Spielfreude unterwegs, dass der geneigte Fan durchaus bereit sein dürfte, darüber hinwegzusehen und die Musik zu genießen. Der Konzertabend hätte kaum kraftvoller starten können.

freedom-call-by-peter-seidel-metalspotter-21Als zweite Vorband geben sich ein paar ältere Recken aus Deutschland die Ehre. Mit Freedom Call kommen vier Beinahe-Bayern aus Nürnberg auf die Bühne. Hier geht es etwas bodenständiger zu als bei den Vorgängern, aber nicht minder schnell, und auch hier wird hervorragender Power Metal geboten. Chris Bay und seine Mannen zeigen, dass sie nicht erst seit gestern ihre Instrumente in der Hand haben, und vor allem der Drummer ist mit vollem Körpereinsatz dabei. Die Musik ist ziemlich keyboardlastig, allerdings ohne Keyboarder. Somit kommen sämtliche Keys und leider auch einige Backgroundgesänge als Samples vom Band. Das ist ziemlich schade und nimmt Freedom Call doch etwas von ihrer Wucht als Live-Band. Kann man aber immer noch damit entschuldigen, dass eben kein Keyboarder da ist und jeder der vier schon ein instrument in der Hand hält. Was allerdings wirklich während dieses Auftrittes negativ auffällt, gehört eher zum Verantwortungsbereich der Location. Die Abmischung stimmt nämlich nicht immer. Hier und da scheint doch die Lautstärke, beispielsweise der zweiten Gitarre oder des Gesangs, etwas danebenzuliegen, und es kommen nicht alle Instrumente gut rüber. Nicht wirklich schlimm, aber man sollte doch meinen, dass das im Münchner Backstage besser funktioniert.

Ein Jubiläum bahnt sich an

sonata-arctica-by-peter-seidel-metalspotter-04Aber nun gut, was soll es schon, man ist ja da, weil man sich auf etwas freut. Oder auf jemanden. Nämlich auf die fünf Herren von Sonata Arctica, die uns nun den Mainact bescheren. Nebenbei gesagt mit einem relativ neuen Bassisten, Pasi Kauppinen, der 2013 Marko Paasikoski ersetzte und somit zum ersten Mal in München vorstellig wird. Gerade am Anfang wird nicht viel gefackelt von den Jungs. und es geht sofort los mit Material der neuen Scheibe Pariah’s Child, die letztes Jahr erschienen ist. Fast ein wenig seltsam ist, dass Frontmann Tony Kakko sich recht zurückhält und noch nicht großartig mit dem Publikum kommuniziert. Er ist ja nun einer der Sänger, die das Publikum auch gerne zwischen den Liedern unterhalten. Die ersten Songs vergehen und noch keine Ansprache. Was ist da los, schlechte Laune? Nein, alles vorbereitet. Vom Band eingespielt hören wir einen Ansager, der uns Schönes offenbart, während die Band kurz die Bühne verlässt. Anlässlich des letztjährigen Jubiläums des Erstlingswerkes Ecliptica, das 15 Jahre alt geworden ist, wird eben jenes Album in seiner Gänze gespielt. Also von „Blank File“ bis „Destruction Preventer“ alle zehn Lieder und oben drauf als elftes sogar noch den Bonustrack der japanischen Version, „Mary-Lou“. Ein wahres Freudenfest für Fans, enthält gerade jenes Album doch Allzeitfavoriten wie „Replica“, „Letter to Dana“ oder „Full Moon“, die ohnehin schon immer gerne von Sonata Arctica auf Konzerten gespielt wurden. Und wie nicht anders zu erwarten, die Menge ist aus dem Häuschen. Die Lieder sind seit 1999 bestens bekannt, selbst neu hinzugekommene Fans könnten die Neu-Aufnahme Ecliptica – Revisited vom letzten Jahr kennen. Man lässt sich nicht lumpen, es wird serviert. Und auch Tony zeigt, dass er doch bester Laune ist, als er zwischen einigen Liedern dann einen Schwank aus seiner Jugend erzählt, genauer eben aus der Anfangszeit der Band, als sie noch gar nicht Sonata Arctica hießen und nur Cover spielten, bis dann eben im Jahre ’99 Ecliptica erschien. Und nicht nur das, der Sänger lässt auch durchscheinen, dass er „Back to the Future“-Fan ist und sich wie wohl jeder andere auch schon wahnsinnig auf die Hoverboards freut, die dieses Jahr nun endlich erscheinen werden.

sonata-arctica-by-peter-seidel-metalspotter-17Geschichten hin oder her, natürlich kommt die Musik keinesfalls zu kurz. Nach über einem Jahrzehnt weiß man im Hause Sonata Arctica schließlich auch, wie lang man die Fans bequatschen darf und wann dann wieder an die Musik gedacht werden muss. Und wie bereits oben geschrieben, wird Ecliptica bis zur letzten Note von „Mary-Lou“ ausgespielt. Da es nach den elf Liedern des Albums aber zum Glück noch nicht so spät ist, bleibt noch Raum für einige neuere Werke und zum Abschluss noch einmal ein Track von der neuesten Scheibe Pariah’s Child. Leider kommt hier auch wieder der schon bei Freedom Call bemerkte Minuspunkt zum Vorschein, immer deutlicher, je mehr sich das Konzert dem Ende nähert. Die Abmischung ist nicht perfekt, manchmal zu viel Hall auf der Stimme, und teilweise werden Mikros oder Instrumente einen Tick zu spät aufgedreht, nachdem der enstprechende Akteur eine kurze Pause hatte. Und dieses Mal merkt man es deutlicher. Es kann einem zwar immer noch nicht den Spaß verderben, aber es stört und ist auf jeden Fall eine unangenehm suboptimale Leistung des Backstage Clubs.
Als dann schließlich das Ganze vorbei zu sein scheint und die Band bereits die Bühne verlassen hat, steht nur noch Tony Kakko da und dankt dem Publikum. Aber nicht einfach nur, dass die Leute da waren, sondern dass sie heute, gestern, vor einer Woche, einem Monat oder vor zehn Jahren ein Ticket bezahlt haben. Und genauso, dass sie es morgen, in einer Woche, einem Monat und in zehn Jahren noch tun werden. Denn damit, und das macht er sehr deutlich, halten die Fans Livemusik am Leben („You are keeping live music alive“). Tosender Applaus und das war es dann.

Wirklich? Nein, freilich noch nicht. Denn wer Sonata kennt, der weiß, kein Konzert ohne das obligatorische „We need some Vodka“ als Abschiedsgruß. Finnen eben.

Mal wieder am falschen Regler gedreht

Wieder draußen in der frischen Nachtluft kann man definitiv sagen, dass man keinen Vodka braucht, um sich die restliche Nacht noch schönzusaufen. Sonata-Arctica-Konzerte sind ein Genuss für Freunde des Genres, vor allem mit so gut dazupassenden und spielfreudigen Supports wie Twilight Force und Freedom Call. Leider zieht die merklich schlechte Leistung der Männer am Mischpult der ansonsten perfekten Wertung einen Punkt ab. Dafür können die Bands nichts, aber dem Konzert hat es schon so ein klein wenig geschadet.

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Fotos: Metalspotter

Text: Hammer Artikel

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