Stimmung auf und vor der Bühne

Ein Samstagabend mit Freundinnen im Backstage, es herrscht Vorfreude und Neugierde. AnnA Lux ist uns noch unbekannt, von Schattenmann hab ich schon gehört und gelesen, Megaherz sind uns als Lokalmatadoren bekannt, ihretwegen sind wir hier und einige andere in Bandshirt bzw. entsprechender Gesichtsbemalung ebenso. Das Werk bietet um kurz vor 20 Uhr noch reichlich Platz, einzig direkt vor der Bühne wird es voller. Einige Fans unterschiedlichen Alters der ersten Vorband versammeln sich, vereinzelt zu erkennen an den Bandshirts mit der Aufschrift „Niemand hört dich schreien“ und einem interessanten Logo.

DSC_4218Pünktlich betreten Gitarristin und Keyboarderin Lara und Schlagzeuger Rico H von AnnA Lux die Bühne, kurz darauf tritt Sängerin Anna in einem adretten (selbstverständlich schwarzen) Outfit auf. Die Band wurde 2016 gegründet und hat am 3. März ihre erste EP herausgebracht. In den folgenden 45 Minuten hören wir melodische Songs, die unterstützt vom Schlagzeug dann aber auch mal knallhart rüberkommen. Die deutschen Texte erzählen unter anderem von „Eifersucht“, Annas Stimme kommt während ihres Auftritts gut rüber (weiter hinten scheint es mit dem Sound nicht so perfekt zu sein). Die mitgebrachten Fans gehen von Anfang an mit, das übrige Münchner Publikum wartet noch ab. Die Band versucht Stimmung zu machen, leider verhält sich das Publikum nach den Klatschaufforderungen noch sehr zaghaft. Mit „Spiel der Gier“ und „Lauf kleiner Mann“ ist der Schlagzeuger in seinem Element, die Kapuze ist abgenommen, der Sound wird aggressiver. Auf der Bühne herrscht ununterbrochen Bewegung, Anna und Lara wechseln die Stellungen, das scheint auch im Publikum zu wirken, Köpfe nicken, und man gibt sich vereinzelt dem Rhythmus hin, jetzt klappt das auch mit der Interaktion besser. „Weiße Lichter“ wird nur von der Gitarre begleitet, das Publikum lässt auf Wunsch der Frontfrau die Handys dazu aufleuchten.
Das war eine schöne Einstimmung auf diesen Konzertabend, die gesangliche wie musikalische Leistung war absolut in Ordnung. Die deutschen Darkrock-Texte haben mir zum großen Teil gut gefallen. Die Band hat sich von der Zurückhaltung des Publikums nicht unterkriegen lassen. Respekt für diese noch junge Band, die am Ende doch noch mit einem mittleren Applaus verabschiedet wurde.

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DSC_4344Nach einer Umbaupause ist als nächstes Schattenmann als Support an der Reihe. Ihr Debütalbum Licht an hat mich nicht vollständig begeistert, über ihre Liveauftritte habe ich allerdings bis dato nur Positives gehört. Die Idee mit den fluoreszierenden Farbauftragungen im Gesicht, auf den Saiten, Sticks und sogar am Mikrokabel kommt super rüber, das Publikum bereitet Frank, Jan, Luke und Nils einen begeisterten Empfang. Die Setlist fängt mit „Schattenmann“ an, geht über „Gekentert“, „Generation Sex“, „AMOK“ (untermalt von einer rauchenden Kreissäge), bis zu „Licht an“. Die Jungs geben alles und haben eine große Freude dabei, aufgrund der Begeisterung in der Menge ist das auch kein Wunder. Man merkt, dass Frank die Zwiesprache mit dem Publikum wichtig ist, das „Servus München“ kommt zur Begrüßung schon mal gut an. Die Interaktion mit der Menge vor der Bühne klappt, den „Hände hoch“-Rufen und Klatschaufforderungen wird prompt nachgekommen. Bei „Krieger des Lichts“ (in Masken mit Neonlicht) wird anscheinend das im Februar verloste Meet & Greet eingelöst. Allerdings scheint der Gewinner schockgefroren (wen wundert’s bei der Aussicht und dem ungewohnten Terrain). Eine schöne Geste, ein kurzer Auftritt und Frank begleitet den Herrn von der Bühne. Die Band und das Publikum spielt und singt den Titel in Endlosschleife bis der Frontmann zurück ist. Als das Ende des Auftritts naht, werden bereits Zugabe-Rufe laut, das hört man auch nicht oft bei einer Vorband (die freut sich umso mehr). Verbunden mit einem Dank an Megaherz für die Auftrittsmöglichkeit legen die Nürnberger nochmal eine Schippe drauf und runden ihr Set mit „Trümmer und Staub“ ab. Franks Stimme hält bis zum letzten und längsten Ton.
Die positiven Meinungen zu Schattenmanns Livequalitäten waren nicht zu hoch gegriffen, der Münchener Auftritt war perfekt, noch dazu mit den Spezialeffekten. Die Neue Deutsche Härte 2.0 (wie sie ihren Musikstil selbst beschreiben) kam musikalisch wie gesanglich super rüber. Ein schon mal sehr gut vorgewärmtes Publikum freut sich jetzt auf den Hauptact.

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DSC_4702Für die Vorbereitung auf Megaherz werden im Hintergrund die Projektionswände enthüllt, Instrumente ab- und hertransportiert, um 21.50 Uhr ist das Werk endgültig voll. Mit „Vorhang auf“ gehen wir in die dritte Runde. Die Herren der Neuen Deutschen Härte treten wie gewohnt in schwarz-weißer Gesichtsbemalung auf. Aber was ist das, der Mann am Schlagzeug scheint neu zu sein? Aber erstmal gilt die volle Konzentration Lex, der nicht lange um Reaktionen des Publikums bitten muss, das liefert von Anfang an selbstständig. Nach einer kurzen Begrüßung folgt „Roter Mond“, „Zombieland“ und „Horrorclown“. Es ist eine Setlist, die zwischen dem aktuellen Album Komet und den vorangegangenen CDs hin- und herspringt. Der gute alte Baseballschläger wird natürlich auch wieder präsentiert. Der Frontmann erzählt uns von der harten Arbeit und dem Ringen um Texte in den letzten zwei Jahren, es gab Höhen und Tiefen dabei, aber die Fans haben ihnen beigestanden und feiern heute mit ihnen, sein „Danke“ dafür kommt aus tiefstem Herzen, vor allem auch für das Erreichen von Platz 7 der Albumcharts von Komet, dessen Titelsong wir jetzt hören, getaucht in viel Rotlicht. Nach „Tiefenrausch“ kommt das emotionale „Von oben“, es folgen unter anderem „Glas und Tränen“ und „Glorreiche Zeiten“, immer begleitet von der Begeisterung und dem Mitsingen des Publikums. Für die Band ist es schön zu sehen, dass es immer noch viele „Verrückte“ gibt, denen ihre Musik gefällt. Aber es sind nicht nur die Töne, die sich wirkungsvoll über die Stimmbänder und Instrumente bzw. Verstärker verteilen, Megaherz-Auftritte werden auch immer wieder durch das farbliche Lichterspiel verstärkt. Es ist ein gelungenes Gesamtpaket, so wie wir Fans es seit Jahren gewohnt sind. Das folgende „Unbesiegbar“ ist ein Bonustitel vom aktuellen Album, Lex widmet ihn einer bestimmten Person im Publikum, er scheint gerührt zu sein, mehr erfahren wir nicht dazu. Mit „Gott sein“ verbreitet er wieder sein diabolisches Grinsen und der (neue?) Schlagzeuger bekommt sein Solo. „Nicht in meinem Namen“ ist ein Aufruf der Band gegen Rassismus und Hetze, bei dem das gesamte Werk mitmacht. Und mit dem Aufruf „zeigt mir eure Liebe“ erzeugt Lex eine kleine Anzahl an mit Händen geformten Herzchen, aber danach wird’s so richtig laut, das „Miststück“ dröhnt vielstimmig durch die Halle. Es wird zu den vielsaitigen Riffs wieder getobt, gejubelt und getanzt, die Stimmung ist ausgelassen, die Menge begeistert. Zum Ende ihres Auftritts wird dann doch noch der neue Drummer vorgestellt: Tobias Derer (also doch!). Aber Schluss ist natürlich noch lange nicht, nicht einmal eine Zigarette später (einer der Gitarristen erscheint mit qualmendem Glimmstengel) erscheint die Band ohne langes Betteln des Publikums zur Zugabe auf der Bühne, von „Jagdzeit“ bis „Himmelstürmer“ wird abgefeiert, aber letztlich sind wir am Ende eines feierwütigen Abends angekommen. Das mittlerweile obligatorische Bild von Band mit Publikum wird von der Bühne aus gemacht, damit ist ein tolles Konzert vorbei.
Die Neue Deutsche Härte 1.0 von Megaherz hat uns einen tollen Abend bereitet. Es war Kraft und Gefühl, Tanz und Gesang, Begeisterung und „Miststück“-hafte Freude dabei. Der Sound, die Darbietung, das komplette Paket laden ein zu einer Fortsetzung bei der nächsten Tour.

Setlist Megaherz:
Vorhang auf
Jordan
Roter Mond
Zombieland
Horrorclown
Komet
Tiefenrausch
Von oben
5. März
Glas und Tränen
Glorreiche Zeiten
Scherben bringen Glück
Gott sein
Nicht in meinem Namen
Nicht genug
Miststück
————
Jagdzeit
Für immer
Heldengrab
Himmelsstürmer

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Drei Bands mit unterschiedlichen Erfahrungswerten und Fans, ein perfekter Konzertabend mit Neuem und Altbewährten. Die Bands hatten ihre Fans dabei und haben vielleicht auch neue hinzugewonnen. Wir wurden ausgezeichnet unterhalten und konnten uns einen schönen Abend machen, was will man mehr.

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Text: Lichtgoettin
Bilder: Bärchen (danke!)

AnnA Lux

Schattenmann

Megaherz

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